Schon Dieter Hildebrandt hatte als Satiriker gut recherchiert. Doch erst Jan Böhmermann schafft es, mit investigativem Journalismus wie im Fall Kliemann Furore zu machen. Allerdings müssen Medien aufpassen, dass sie die Protagonisten eines Coups nicht lächerlich machen. Meine Medienkolumne für das WDR5-Meinungsmagazin „Politikum“.
Kategorie: WDR
Weniger Heldenmythos, mehr Realismus
Die Videobotschaften im Stundentakt von Wolodymyr Selenskyj lassen auch unsere Medien nicht kalt. Doch wecken Kommentator:innen und Talkshow-Gäste falsche Hoffnungen, wenn sie den ukrainischen Präsidenten als Helden romantisieren, habe ich für die Medienkolumne in WDR5-Politikum notiert.
Schreiben Medien einen Krieg herbei?
Viele Medien berichten über die „Ukraine-Krise“? Aber geht die Aggression nicht von Russland aus? Nicht nur sprachlich läuft in der Berichterstattung manches schief, habe ich für die Politikum-Medienkolumne in WDR5 notiert.
Spotify: Plattenladen oder Inhalteanbieter?
Wer glaubte, Spotify sei eine bloße Abspielstation von Musik und Podcasts, mag sich in der von Neil Young und Jonie Mitchell angestoßenen Debatte verwundert die Augen reiben. Fakt ist: Das Unternehmen trägt Verantwortung für Podcasts, die es in Auftrag gibt. Die Debatte, die bei anderen Plattformen schon länger geführt wird, ist jetzt auch bei Spotify angekommen, habe ich für die Medienkolumne in der WDR5-Sendung Politikum kommentiert.
Medien & Impfskeptiker: Keine Angst vor Redundanz
Die neue ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger ist selbstkritisch mit dem journalistischen Umgang mit Impfskeptikern ins Gericht gegangen. Ihr Fazit: Journalistinnen und Journalisten müssen mehr erklären. Dafür sollten sie vor allen Dingen ihre Sorge ablegen, das Publikum mit Redundanz zu langweilen, habe ich für das WDR5-Meinungsmagazin „Politikum“ kommentiert.
Kritik an WDR und Nemi El-Hassan: „Sie muss sich glaubwürdig distanzieren“
Nach Islamismus-Vorwürfen wird Nemi El-Hassan vorerst nicht die Sendung Quarks moderieren. Er finde diese Entscheidung des WDR richtig, sagte mir „Zeit“-Redakteur Jochen Bittner im Dlf. Doch er warne davor, den Stab über sie zu brechen, wie das einige Medien täten. Es gebe aktuell die Gefahr, vorschnell zu verurteilen.
Versagen von Meldesystemen und Medien?
Das Zusammenspiel von behördlichen Warnmeldungen und Medien hat bei der Unwetterkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz nicht funktioniert. Den Stand der Erkenntnisse und der Verbesserungen habe ich vergangene Woche für das WDR5-Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“ zusammengetragen.
Warnmeldungen vor der Flut: Kommunikation zwischen Behörden und Sendern lückenhaft
Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich verpflichtet, Katastrophenwarnungen der Behörden weiterzugeben. Eine Dlf-Auswertung zeigt: Das hat nicht überall geklappt – auch, weil Meldungen gar nicht in den Funkhäusern angekommen sind. Für @mediasres im Deutschlandfunk habe ich die entsprechenden Warnmeldungen ausgewertet.
Zeitgeschichtliches Dokument oder Sensationslust?
Das öffentlich-rechtliche Angebot „Funk“ hat ein Vernehmungsvideo des Lübcke-Attentäters veröffentlicht. War das nötig? Die Journalisten laufen Gefahr, Aufklärung so zu behindern. Meine Medienkolumne in WDR5 Politikum.
Die Kunst des guten Interviews (1): Als Brandt Nowottny auflaufen ließ
Wie das immer so ist bei längeren Sendungen: Man findet immer mehr brillantes Material als man am Ende unterbringen kann. Ich will daher in einer kleinen Serie noch auf ein paar sehens- und hörenswerte Interviews hinweisen, die ich entweder nur ausschnittsweise oder gar nicht in meinem Feature unterbringen konnte.
Fangen wir an mit dem legendären Interview, das WDR-Journalist Friedrich Nowottny 1972 mit dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt geführt hat. Es entstand kurz nach deutsch-französischen Konsultationen mit dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou.
Nowottny stellte – jedenfalls in dem bekannten Ausschnitt – ausschließlich Fragen, die sich leicht mit Ja/Nein/Doch beantworten lassen. Das tat Brandt auch. Nowottny fasste aber an diesen Stellen überhaupt nicht nach.
Das Gespräch gilt deswegen als schlechtes, aber dafür sehr anschauliches Beispiel dafür, wie man Interviews nicht oder jedenfalls nicht ausschließlich führen sollte: möglichst offene Fragen stellen und geschlossene nur, wenn man eine zugespitzte Antwort haben will und bereit ist, nachzufassen.
In einer WDR-Sendung erläuterte Nowottny Jahrzehnte später die Hintergründe zum Gespräch:
Nowottny erzählt darin, er habe das Interview für die Tagesschau unter schwierigen Umständen gemacht:
„Eine Minute und 30 Sekunden. Drei Fragen. Und da isser hingegangen, und Willy Brandt hatte das Gefühl, an einem bedeutenden staatspolitischen Ereignis teilgenommen zu haben, das war nämlich das Treffen mit Pompidou, die erste deutsch-französische Konsultation. Und sagte ihm das ((gemeint sind die 1:30 Min.)), und schon war er natürlich beleidigt.“
Die Friedrich-Ebert-Stiftung wies nach meinem Feature darauf hin, dass Nowottny durchaus mehr Fragen gestellt habe.
Das Interview von Friedrich Nowottny mit Willy Brandt (@tagesschau, 6.7.1971) wird begreiflicherweise stets auf die vier geschlossenen Fragen mit den einsilbigen Antworten reduziert. Dabei gab es vorher einen Einstieg – und es ging tatsächlich anders weiter …@stfries pic.twitter.com/ZhFPspmNBC
— FES history (@FEShistory) April 10, 2020
Dort hat Brandt teils auch länger geantwortet – aber das lag nicht an Nowottnys Fragen, sondern an Brandts Lust, zu antworten. Denn auch vorher und nachher hat Nowottny noch zwei weitere geschlossene Fragen gestellt, wie sich dem Protokoll entnehmen lässt:
„Ist es das tatsächlich?“
„Ist das richtig?“
Dann kommt noch eine Feststellung statt einer Frage – und erst am Ende stellt Nowottny eine offene Frage:
„…was hat Sie nicht befriedigt bei diesen Konsultationen?“
Der Kontext ist also verkürzt, aber der Eindruck, der durch die 30 Sekunden entsteht, nicht falsch.