Social Bots – die übertriebene Gefahr?

Medien haben in den vergangenen Jahren gerne darüber berichtet, wie mächtig und gefährlich sogenannte „Social Bots“ eigentlich sind. Gemeint sind automatisierte Accounts etwa bei Twitter und Facebook, die nicht nur Nachrichten verbreiten, sondern angeblich auch mit anderen Nutzern interagieren, ohne dass man erkennen kann, dass es eigentlich Maschinen sind.

Auch mehrere Untersuchungen haben von einem Anteil Social Bots an allen Accounts von rund 15 Prozent gesprochen. Florian Gallwitz, Professor für Medieninformatik an der Technischen Hochschule Nürnberg, hat sich die Untersuchungen angesehen und keine Belege dafür gefunden, dass es überhaupt nur einen einzigen Social Bot gibt. Er hat mir im Interview für @mediasres im Deutschlandfunk erzählt, dass er die für eine Erfindung hält.

Regulierung von Facebook & Co.: „Wir brauchen jemanden, der darauf aufpasst“

Soziale Netzwerke wie Facebook und YouTube sollen für Transparenz sorgen und Aufsichtsbehörden auf ihre Algorithmen schauen lassen, sagte Verbraucherschützer Klaus Müller im Dlf. Er ist Mitglied des Datenethik-Gremiums, das die Bundesregierung berät. „Es geht um das Herzstück unserer Demokratie.“

Mein Interview mit Klaus Müller in @mediasres im Deutschlandfunk.

Entlarven oder ignorieren – was müssen die Öffentlich-Rechtlichen gegen Fake News tun?

Haben die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland eine besondere Aufgabe, etwas gegen Desinformation und Propaganda im Netz zu tun? Eine Frage, die man kontrovers diskutieren kann. Schließlich sind Medien in erster Linie dazu da, zu berichten, was passiert ist, und nicht, was nicht passiert ist. Ich finde diese Frage pauschal schwierig zu beantworten. Man könnte vermutlich seine ganzen Ressourcen darauf verwenden, um angebliche Nachrichten richtigzustellen.

Aber macht man damit nicht auch auf Meldungen aufmerksam, die besser gar nicht erst verbreitet würden? Patrick Gensing nennt es kontraproduktiv, jede dieser Meldungen in der 20-Uhr-Tagesschau vorzustellen.

Über das Thema haben auf der Republica diskutiert:

  • Ina Ruck, ARD-Korrespondentin in Russland, ehemals in den USA
  • Jan Schulte-Kellinghaus, rbb-Programmdirektor
  • Stefan Niggemeier, Übermedien
  • Patrick Gensing, Leiter Faktenfinder tagesschau.de
  • Anna-Mareike Krause, Head of Social Media, rbb

Moderation: Teresa Sickert

 

„Zu 99,9 Prozent eine PR-Offensive“

Dass Facebook zu viel Macht hat, sieht inzwischen selbst Mark Zuckerberg so. Sagt er. Der Facebook-Chef fordert deswegen nun auch, sein Unternehmen stärker zu regulieren. Dieser Vorstoß sei allerdings vor allem eine Marketing-Maßnahme, meinte Deutschlands oberster Verbraucherschützer Klaus Müller im Dlf. Er hat mir erzählt:

Für mich ist das zu 99,9 Prozent eine PR-Offensive von einem Unternehmen, was es nötig hat, was in den USA unter Druck ist, was in Australien, Neuseeland unter erheblichem Druck ist, und dem auch in Europa mit viel Misstrauen begegnet wird.

Gewinne trotz Skandalen: Kann Facebook machen, was es will?

Obwohl Facebook seit Monaten immer wieder in der Kritik steht, nimmt der Konzern keinen wirtschaftlichen Schaden. Auch der neueste Skandal – das Ausspähen junger Nutzer gegen Bezahlung – werde Facebook nicht dazu bringen, etwas an seinem Verhalten zu ändern, sagte Social-Media-Experte Martin Fehrensen im Dlf. Ich habe ihn für @mediasres befragt.

NDR will keine Werbung mehr für Facebook machen

Medienhäuser nutzen Facebook nicht nur, um eigene Inhalte zu verbreiten – viele sehen das Netzwerk inzwischen auch als Konkurrenten auf dem Werbemarkt. Zeitungen sowie Radio- und Fernsehsender wollen zurückhaltender werden. Der NDR macht jetzt einen ersten kleinen Schritt, der Signalwirkung haben könnte. Von der Jahreskonferenz des Netzwerks Recherche in Hamburg habe ich für @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.

Lieber falsch reagieren als gar nicht

(Grafik: FDP)
(Grafik: FDP)

Wann hat die FDP sich dazu entschlossen, die Sondierungsgespräche mit CDU, CSU und Grünen abzubrechen?

Seit heute Morgen wabern Gerüchte umher, die sich so zusammenfassen lassen: Die FDP habe schon seit Tagen vorgehabt, die Gespräche zu beenden, trotzdem weiterverhandelt (und die Verhandlungen mehrmals verlängert) und nur auf einen medienwirksamen Zeitpunkt für das Aus gewartet. Als Beleg dafür herangezogen wird ein Tweet, den die FDP kurz nach der Ankündigung von FDP-Chef Christian Lindner abgesetzt hat.

(Quelle: https://twitter.com/fdp/status/932386302414262272)

Um 0.13 Uhr wurde die Grafik getwittert. Der Spruch basiert auf eine mZitat von Lindner, das die Nachrichtenagentur dpa um 23.56 Uhr verschickt hat. Es lautet vollständig so:

Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren.

Wer schon mal in einer Online-Redaktion oder mit Photoshop gearbeitet hat, weiß, dass es sehr gut geht, innerhalb von 17 Minuten ein Zitat auf ein Bild zu montieren, wie das Social-Media-Team des FDP auf entsprechende Kritik zurecht antwortet.

(Quelle: https://twitter.com/fdp/status/932396007635156993)

Und von der Geschwindigkeit mal abgesehen, ist es auch möglich, so etwas für den Fall der Fälle vorzubereiten. Dass Pressestelle bzw. Social-Media-Redaktion schon vorab wissen, welchen Text Lindner vortragen will, sollte nicht verwundern. Außerdem haben FDP-Politiker in den letzten Wochen immer wieder angekündigt, dass sie diese Koalition nicht um jeden Preis wollen. Eine vorausschauende Redaktion bereitet sich auf so etwas vor.

So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass sich zu dem bei Facebook um 0.17 Uhr geposteten Bild der FDP diese Metadaten finden:

bildschirmfoto-2017-11-20-um-18-50-11Auch das angeblich ein Indiz dafür, dass der Abbruch schon länger geplant gewesen sei – in diesem Fall also am Donnerstag, dem 16. November 2017 (also am Tag vor dem für Freitag geplanten Ende der Gespräche). Als würde so ein Dateiname etwas aussagen.

Selbst wenn die Grafik am 16. November angelegt wurde: Vielleicht stand damals schon Lindners Stellungnahme, die er dann in der Nacht zum Montag herangezogen hat, um sie vorzutragen. Vielleicht stand auch schon die Alternative – für den Fall, dass die Gespräche erfolgreich abgeschlossen werden.* Und selbst wenn nicht, kann die Vorlage mit dem Datumskürzel am Donnerstag angelegt, das konkrete Zitat aber dann innerhalb der 17 Minuten nachgetragen worden sein.

Wie die FDP bei den Sondierungsgesprächen wirklich vorgegangen ist, weiß ich nicht. Die angeblichen Beweise taugen aber nicht, um ihr einen schon länger strategisch geplanten Abbruch der Gespräche vorzuwerfen.

 

* Und während ich diesen Text gerade fertigstelle, twittert die FDP genau die alternativen Kacheln hinterher, die ich eben erwähnt hatte.

(Quelle: https://twitter.com/fdp/status/932669493809205248)

(Ja, das kann die FDP auch erst heute Nachmittag zur eigenen Entlastung gebastelt haben. Aber weist das bitte erst mal nach, bevor Ihr rumkrakeelt.)

FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hatte zudem vorher schon das hier getwittert:

(Quelle: https://twitter.com/nicolabeerfdp/status/932657193672953861)

Nachtrag, 21.30 Uhr: Der FDP-Politiker Volker Wissing hat im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt, wie es zu den Grafiken gekommen ist:

Wir sind schnell in diesen Dingen, aber von langer Hand geplant war da nichts. Natürlich zeichnete sich schon am Donnerstag ab, dass das Ganze am seidenen Faden hing. Aber die Kacheln für Facebook haben wir gemeinsam am Sonntagabend in der baden-württembergischen Landesvertretung ausgewählt, als Merkel noch einmal mit den Grünen redete und klar wurde, dass die sich nicht mehr bewegen werden. Auch Lindners handgeschriebene Rede haben wir da gemeinsam formuliert. Die Tinte war noch frisch, als er vor die Kameras gegangen ist.

Auch Wissing sagt also, dass die Kacheln schon vorbereitet waren und am Sonntag nur noch die Auswahl getroffen wurde.

 

Anmerkung (20.05.2018): Wegen der Datenschutzgrundverordnung habe ich Widgets, die sich ursprünglich im Text befanden, entfernt und sie teilweise durch Links ersetzt.

Ex-US-Rundfunkregulierer fordert mehr Transparenz von sozialen Netzwerken

Der ehemalige Präsident der obersten Medienregulierungsbehörde der USA, Tom Wheeler, fordert mehr Transparenz von sozialen Netzwerken. Auf der Konferenz „Formate des Politischen“ in Berlin, die vom Deutschlandfunk, der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundespressekonferenz ausgerichtet wurde, plädierte Wheeler dafür, dass Anbieter ihre Programmierschnittstellen offenlegen sollten. Damit blieben die eigentlichen Algorithmen der Unternehmen weiterhin geschützt, Informationen über Reichweiten, virale Trends oder Löschung von Inhalten wären aber zugänglich. Wheeler befürchtet, dass über die Netzwerke andernfalls weiter Propaganda, Hate Speech und Falschnachrichten verbreitet würden und damit die Demokratie in Gefahr gerät. Darüber habe ich im Deutschlandfunk und in Deutschlandfunk Kultur erzählt.

Wheeler war unter US-Präsident Barack Obama Vorsitzender der FCC, der Federal Communications Commission, die den Rundfunk reguliert. Weil es sich um eine politische Behörde handelt, wurde er mit dem Regierungswechsel von Obamas Nachfolger Donald Trump abgesetzt.

Eine weitere Zusammenfassung von Wheelers Vortrag gibt es hier, seine ganze Rede zum Nachschauen hier:

 

Facebook räumt ein, dass es russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf hätte verhindern sollen

Facebook hat bedauert, Manipulationen des US-Präsidentschaftswahlkampf aus Russland nicht unterbunden zu haben. Schon gestern sagten Vertreter von Facebook, aber auch von Twitter und Google vor einem Ausschuss des Parlaments aus, heute müssen sie in die Geheimdienstausschüsse. Ich habe den Stand der Dinge heute Mittag für @mediasres zusammengefasst.

Renate Künast: „Kritik hat Facebook systematisch unter Druck gesetzt“

Unter offenbar schlechten Bedingungen haben Facebook-Mitarbeiter bisher Hasspostings und strafbare Inhalte gelöscht. Die Debatte über das Hate-Speech-Gesetz hätte Druck auf Facebook ausgelöst, sagte Renate Künast im Dlf. Als erste Politikerin durfte sie vorige Woche im Löschzentrum in Berlin mit Mitarbeitern sprechen. Mein Interview mit Renate Künast bei @mediasres.