Döpfner widerspricht sich selbst und Hanfeld will’s nicht merken

Redakteure des öffentlich-rechtlichen Rundfunks schreiben an Redakteure in den Zeitungsredaktionen – und wer antwortet? Nicht etwa die Print-Leute, sondern der Präsident ihrer Verleger. Da ist wohl etwas in Schieflage geraten.

Die Arbeitsgemeinschaft der Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio hatte sich in ihrem offenen Brief gestern ausdrücklich an die Mitarbeiter der Zeitungen gewandt, nicht an deren Geschäftsleitung oder gar deren Verband. Sie schreiben:

…wir fühlen uns diskreditiert, wenn Sie uns als Staatsfunk bezeichnen und uns damit unterstellen, dass wir uns politisch steuern lassen. Das ist komplett abwegig. Wir fragen uns, warum Sie mit solchen Äußerungen unsere Arbeit verunglimpfen und sich damit selbst in die Nähe von Rechtspopulisten stellen. Sie bedienen ein Klima, das uns JournalistInnen der öffentlich-rechtlichen Medien an den Pranger stellen soll. (…)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, fällt es Ihnen eigentlich nicht auf, dass Sie mit dieser Kampagne auch den Journalismus insgesamt beschädigen?

Anliegen der öffentlich-rechtlichen Redakteure ist es also, auf eine unangemessene Berichterstattung in den Zeitungen hinzuweisen – und nicht etwa auf die Vertretung der Geschäftsinteressen, wie sie zurecht Mathias Döpfner betreibt, der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Aber anstatt die Redakteure antworten zu lassen, fühlt sich Döpfner angesprochen und antwortet ebenfalls in einem offenen Brief:

Sie schreiben im ersten Satz „Wir fühlen uns diskreditiert.“ Genau darum geht es uns Zeitungsverlegern nicht.

Die waren aber mit dem Brief gar nicht gemeint. Die Diskreditierung geschieht nämlich auch in Zeitungen, nicht nur von Döpfner, der weiter schreibt:

Wenn dann irgendwann quasi nur noch öffentlich-rechtliche Online-Zeitungsangebote zur Verfügung stünden, dann und nur dann würde eine Art „Staatspresse“ entstehen, ein Monopol, das von zentral erhobenen Gebühren lebte und unter der Aufsicht von Politikern aller Parteien stünde. Dieses Konjunktiv-Szenario als Vorwurf miss zu verstehen, die Journalisten der ARD seien „Staatspresse“, ist böswillig. Gemeint war es so nie.

Gesagt hat es Döpfner aber, wie Stefan Niggemeier und ich gestern ausgeführt haben.

Dass jetzt ausgerechnet die Zeitung Döpfner in den Rücken zu fallen scheint, die es am nötigsten hätte, von ihm verteidigt zu werden, hat eine gewisse Ironie. Besonders die Frankfurter Allgemeine Zeitung und ihre Sonntagszeitung haben immer wieder subtil die Begriffe Staatsrundfunk und Zwangsgebühren/Zwangsbeiträge verwendet, obwohl sie genau wissen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk völlig anders verfasst ist als staatlicher Rundfunk. Es war ihnen egal. Um genau diese Diskreditierung ging es den öffentlich-rechtlichen Redakteuren aber – warum sollten sie sich sonst an die Redakteurskollegen in den Zeitungen wenden statt an ihre Geschäftsleitungen und Verbände?

FAZ-Medienredakteur Michael Hanfeld hat die Vorwürfe nicht verstanden. Er schreibt heute in süffisantem Tonfall, dass die Redakteursausschüsse Döpfner etwas in den Mund gelegt hätten, was dieser nie gesagt habe:

Da wurde der von Döpfner verwendete Konjunktiv, der Irrealis, in dem er von einem Land mit „Staatsfunk“ und „Staatspresse“ sprach, was eher nach dem Geschmack von Nordkorea „wäre“, als Indikativ ausgelegt. Unter anderem, wenn wir uns nicht ganz falsch erinnern, von lieben Kolleginnen und Kollegen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Bei Hanfeld soll das Erinnern offenbar die Recherche ersetzen. Hätte er mal nachgesehen – und zwar nicht bei den lieben Kollegen, sondern bei Döpfner selbst – hätte er bemerkt, dass der zwar in der zitierten Passage im Konjunktiv, im Irrealis, gesprochen hat. Nicht aber in der Passage, die er gestern selbst verteidigte. In der sagte er nämlich:

Wir erleben im Netz nach wie vor eine mit öffentlich-rechtlichen Geldern finanzierte Flut textbasierter Gratis-Angebote, eine gebührenfinanzierte Staats-Presse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt.

Wo da der Konjunktiv ist, müsste Hanfeld mal mit einem Sprachwissenschaftler diskutieren. Und dann seinen ganzen Artikel neu schreiben.

Hätte Döpfner sich mit seiner Antwort nicht schon selbst widersprochen, hätte man fast Mitleid mit ihm haben können, wie Hanfeld genau das bestätigt, was Döpfner eigentlich verteidigen wollte.

 

Offenlegung: Ich bin freier Mitarbeiter bei öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten.

Was Matthias Döpfner nicht gesagt haben will und was er wirklich gesagt hat

Mathias Döpfner fühlt sich „böswillig“ missverstanden, hat er heute geschrieben. Ich habe das heute für @mediasres aufgeschrieben. Er reagiert auf einen offenen Brief, die sogenannte „Frankfurter Erklärung“ der Arbeitsgemeinschaft der Redakteurausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Das klingt etwas sperrig. Gemeint sind die Mitarbeitervertretungen der Sender, nicht zu verwechseln mit den Personalräten. Die Redakteurausschüsse befassen sich inhaltlich mit dem Programm, während der Personalrat hausintern an Entscheidungen beteiligt werden muss.

Diese Arbeitsgemeinschaft hatte im Namen der öffentlich-rechtlichen Redakteure die Kollegen bei den Zeitungen dazu aufgerufen, ihre Arbeit nicht verächtlich zu machen. Wörtlich heißt es da:

„Liebe Kolleginnen und Kollegen in den Zeitungsredaktionen,

wir fühlen uns diskreditiert, wenn Sie uns als Staatsfunk bezeichnen und uns damit unterstellen, dass wir uns politisch steuern lassen. Das ist komplett abwegig. Wir fragen uns, warum Sie mit solchen Äußerungen unsere Arbeit verunglimpfen und sich damit selbst in die Nähe von Rechtspopulisten stellen. Sie bedienen ein Klima, das uns JournalistInnen der öffentlich-rechtlichen Medien an den Pranger stellen soll.

Können Sie uns mal erklären, warum wir als verantwortungsvolle JournalistInnen in diesen Zeiten nicht zusammenhalten gegen Fake News und populistische Parolen? Wer soll denn die Brücken bauen zwischen auseinander fallenden Teilen der Gesellschaft, wenn nicht wir JournalistInnen – sowohl in Zeitungen als auch öffentlich-rechtlichen Sendern als Vermittler von profund recherchierten Informationen?

Liebe Kolleginnen und Kollegen, fällt es Ihnen eigentlich nicht auf, dass Sie mit dieser Kampagne auch den Journalismus insgesamt beschädigen?

Für sachliche und konstruktive Kritik sind wir jederzeit offen!

Ihre öffentlich-rechtlichen KollegInnen von ARD, ZDF und Deutschlandradio“

Darauf antwortet Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Axel-Springer-Konzerns, in seiner Eigenschaft als Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (BDZV), recht ausführlich. Dort heißt es unter anderem:

Wenn kein nachhaltig erfolgreiches digitales Geschäftsmodell etabliert werden kann, wäre bei weiter rückläufigem Printgeschäft ein Verlagssterben, eine Reduzierung der Vielfalt die Folge. Wenn dann irgendwann quasi nur noch öffentlich-rechtliche Online-Zeitungsangebote zur Verfügung stünden, dann und nur dann würde eine Art „Staatspresse“ entstehen, ein Monopol, das von zentral erhobenen Gebühren lebte und unter der Aufsicht von Politikern aller Parteien stünde. Dieses Konjunktiv-Szenario als Vorwurf miss zu verstehen, die Journalisten der ARD seien „Staatspresse“, ist böswillig. Gemeint war es so nie.

Das kann er ja alles so meinen. Aber von einem Konjunktiv-Szenario zu sprechen ist absurd. Denn Döpfner hat von „Staatspresse“ im Indikativ gesprochen. Nachlesen kann man das hier:

Wir erleben im Netz nach wie vor eine mit öffentlich-rechtlichen Geldern finanzierte Flut textbasierter Gratis-Angebote, eine gebührenfinanzierte Staats-Presse, die den Wettbewerb verzerrt und uns Presseverlagen kaum Entfaltungsmöglichkeiten lässt.

Die Kollegen von Zapp haben den Ausschnitt noch mal vertwittert:

Hier gibt es das ganze noch etwas länger im Video.

Stefan Niggemeier schreibt dazu bei Übermedien:

Er will das jetzt nicht so gemeint haben. Er hat es aber so gesagt. Seine Empörung darüber, dass man ihm das vorhält, ist Heuchelei. Und basiert auf einer Lüge.

Vermutlich wäre es deshalb auch ein Missverständnis, zu glauben, er habe das Gesprächsangebot an die öffentlich-rechtlichen Kollegen ehrlich gemeint.

Döpfner fühlt sich „böswillig“ missverstanden

Journalisten öffentlicher-rechtlicher Sender wehren sich gegen den Vorwurf, „Staatsfunk“ zu sein. Über diesen Vorwurf habe ich hier mehrmals gebloggt. Redakteursvertreter von ARD, ZDF und Deutschlandradio haben ihre Kollegen bei den Zeitungen jettzt aufgefordert, sie nicht länger zu diskreditieren. Verlegerpräsident Matthias Döpfner bietet ihnen einen Dialog an. Worum es geht, habe ich für @mediasres zusammengefasst.

Facebook räumt ein, dass es russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf hätte verhindern sollen

Facebook hat bedauert, Manipulationen des US-Präsidentschaftswahlkampf aus Russland nicht unterbunden zu haben. Schon gestern sagten Vertreter von Facebook, aber auch von Twitter und Google vor einem Ausschuss des Parlaments aus, heute müssen sie in die Geheimdienstausschüsse. Ich habe den Stand der Dinge heute Mittag für @mediasres zusammengefasst.

So deutet „Die Welt“ eine Mehrheit für eine ARD-ZDF-Fusion herbei

Die Mehrheit der Deutschen ist für eine Fusion von ARD und ZDF zu einem nationalen, öffentlich-rechtlichen Sender.

Das schreibt die Springer-Tageszeitung „Die Welt“ auf ihrer gemeinsamen Webseite mit dem Springer-Fernsehsender „N24“. Ich bezweifle, dass das tatsächlich so ist. Denn die Umfrage, die das Umfrageunternehmen Civey für die beiden Medien online durchgeführt hat, ist so vage, dass die Antworten nur falsch sein können.

Das lässt sich schon an der Fragestellung ablesen, die die Welt glücklicherweise mit veröffentlicht hat:

Bei diesem WELT-Trend lautete die Frage: „Sollten die Fernsehsender von ARD und ZDF zu einem einzigen bundesweiten, öffentlich-rechtlichen Sender fusioniert werden?“

Im Artikel, in dem diese Umfrage eingebettet war, wurde vorher sogar noch eine etwas längere Frage gestellt:

Wir wollen von Ihnen wissen: Wie sehen Sie die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland? Soll alles so bleiben, wie es ist, und beide weiterhin gemeinsam nebeneinander bestehen? Oder plädieren Sie dafür, dass die Fernsehsender von ARD und ZDF zu einem einzigen bundesweiten öffentlich-rechtlichen Sender fusioniert werden?

Das sind streng genommen zwei verschiedene Fragen. Denn „beide“ gibt es so gar nicht. Gemeint sind wohl ARD und ZDF. Aber die ARD ist nur eine Arbeitsgemeinschaft, die aus neun verschiedenen Landesrundfunkanstalten und der Deutschen Welle besteht. Daneben gibt es noch das Deutschlandradio, somit also elf öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten in Deutschland (die Deutsche Welle wird nicht aus dem Rundfunkbeitrag finanziert, sondern aus Steuermitteln). In der zweiten Frage wird dann nach „Fernsehsendern von ARD und ZDF“ gefragt, womit schon mal alle Radioprogramme ausgenommen werden und beim Fernsehprogramm alles über einen Kamm geschert wird.

Die neun Landesrundfunkanstalten und das ZDF betreiben nämlich im Moment getrennt und gemeinsam insgesamt 21 Fernsehsender. Bei einer Fusion, nach der Civey gefragt hat, müssten also all diese 21 Sender zu einem verschmelzen. Die Zuschauer würden also nicht nur auf Das Erste und das ZDF in ihrer bisherigen Form verzichten müssen, sondern auch auf alle dritten Programme, 3sat, Kika, Phoenix, Arte, ARD alpha, tagesschau24, ARD one, ZDF info und ZDF neo. Programme, die von Millionen Menschen gesehen werden.

Nur als Beispiel: Das Erste hatte im September 2017 nach Zahlen der AGF Videoforschung einen Marktanteil von 11,2 Prozent, das ZDF 12,9 Prozent. Alle anderen genannten öffentlich-rechtlichen Programme kamen zusammen auf 21,7 Prozent. Das ist ein so diversifiziertes Programm und damit auch Publikum, das man auf keinen Fall mit einem einzigen gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Programm zufriedenstellen könnte. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ein mehr oder weniger großer Teil der bisherigen Zuschauer das zentrale Programm nicht mehr einschalten würde.

Plädieren also tatsächlich 54 Prozent der Teilnehmer an der WELT-Umfrage für nur noch ein einziges Programm? Also mehr Programmeinfalt, um damit mehr Zuschauer gleichzeitig erreichen zu müssen? Warum sollten sie auf etwas verzichten wollen, das sie so intensiv nutzen?

Ich glaube, dass die meisten Teilnehmer der Umfrage die gestellte Frage gar nicht verstanden haben, weil sie viel zu unspezifisch formuliert wurde. Für viele ist ARD immer noch das erste Fernsehprogramm, auch wenn das offiziell „Das Erste“ heißt. Für viele ist ZDF das zweite Fernsehprogramm (wie der Name schon sagt), nicht aber deren Ableger Info und Neo. Und vor allem sind es nicht die gemeinsam veranstalteten Programme wie Arte und 3sat.

Hätten Welt und Civey nur nach den beiden Sendern „Das Erste“ und ZDF fragen wollen, wäre so eine Frage zielgenauer gewesen:

Sollten das erste und zweite Fernsehprogramm zu einem einzigen Sender zusammengelegt werden?

So aber kann WeltN24 das Ergebnis der missverstandenen Frage wieder auf die Anstalten an sich zurückdeuten und dann titeln:

(Screenshot: https://www.welt.de/kultur/medien/article169891258/Mehrheit-der-Deutschen-fuer-Fusion-von-ARD-und-ZDF.html)
(Screenshot: https://www.welt.de/kultur/medien/article169891258/Mehrheit-der-Deutschen-fuer-Fusion-von-ARD-und-ZDF.html)

Eine Frage missverständlich zu stellen und die Ergebnisse dann als scheinbar eindeutig auszugeben ist jedenfalls kein seriöser Umgang mit einer Umfrage.

Dass es der Springer-Vorstandsvorsitzende Matthias Döpfner war, der in seiner Funktion, aber auch als Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger immer wieder gegen die öffentlich-rechtlichen Sender polemisiert, sei nur zum Schluss kurz erwähnt.

Schauspielerverband fordert mehr Geld von ARD und ZDF

Sollten ARD und ZDF ihre Sendungen bald unbegrenzt im Netz anbieten dürfen, befürchten viele Schauspieler weitere Einbußen. Heinrich Schafmeister vom Bundesverband der Film- und Fernsehschauspieler beklagte im Deutschlandfunk, dass die Sender ihnen jetzt schon nichts dafür zahlen, wenn Sendungen in den Mediatheken abrufbar sind – obwohl sie müssten. Mit Schafmeister habe ich für @mediasres gesprochen.

Podcast-Boom: Reden ist Gold

Jederzeit hören, was einen interessiert. Seit Jahren wächst das Angebot an Podcasts auf vielen unterschiedlichen Plattformen. Für die Macher geht es darum, ihre Launen und Leidenschaften einzubringen, sagt der Journalist und Podcaster Philip Banse im Deutschlandfunk. Mit ihm habe ich für @mediasres gesprochen.

Deutschlandfunk startet persönliche Podcasts

In den vergangenen Monaten hat der Deutschlandfunk, für den ich auch arbeite, zwei sehr gute neue Podcasts gestartet. Es sind die ersten beiden, die nicht eins zu eins lediglich die im Radio gelaufene Sendung sind.

Die Kollegen aus dem Hauptstadtstudio in Berlin tauschen sich seit einigen Monaten in unregelmäßigen Abständen über Entwicklungen in der Bundespolitik aus („Der Politik-Podcast“); seit drei Wochen blicken die Kollegen der sogenannten Zeitfunk-Redaktion in Köln, die vor allem für die aktuellen Sendungen „Informationen am Morgen/Mittag/Abend“ und für „Das war der Tag“ verantwortlich sind, auf eben jenen Tag zurück („Der Tag“).

Beide Formate bieten einen neuen Zugang zu tagesaktuellen Themen an. Und vor allem sind beide viel persönlicher als die Moderatoren und Korrespondenten im Radio sein könnten – ein Markenzeichen erfolgreicher Podcasts. In beiden werden Themen aus einer persönlichen Perspektive behandelt – und zwar ausschließlich im Gespräch. Zwischen Redakteuren, mit Korrespondenten, im Austausch zwischen beiden und mit Interviewpartnern. So scheint in den Gesprächen auch immer wieder eine persönliche Ebene durch – und die drückt sich nicht nur darin aus, dass sich die meisten Kollegen eigentlich untereinander duzen, auch wenn in der strengen Form im Radio das Sie verwendet wird.

Vor allem machen beide Formate redaktionelle Arbeit transparent. Denn auch wenn immer wieder gefordert wird, Journalisten sollten möglichst objektiv mit Themen umgehen, so gibt es doch in der ersten Begegnung mit ihnen immer einen persönlichen Aspekt. Den machen die Kollegen auch immer wieder deutlich – besonders in „Der Tag“.

„Was heißt das?“ und „Warum passiert das?“ sind die Leitlinien unseres neuen Podcasts „Der Tag“. Darin greifen wir die zwei bis drei wichtigsten Themen des Tages auf und schauen auf das, was hinter der Nachricht steckt. (…)

„Aber Moment, das machen Sie doch schon im Programm!“ Stimmt, auch da packen wir die Themen hintergründig an. Aber in „Der Tag“ wollen wir es uns erlauben stärker gemeinsam nachzudenken. Unterschiedlicher Ansicht zu sein, uns vielleicht sogar mal zu streiten. „Der Tag“ ist persönlicher als unser Radioprogramm.

Dort erzählen die vier sich abwechselnden Moderatoren Ann-Kathrin Büüsker, Sarah Zerback, Philipp May und Dirk-Oliver Heckmann immer wieder, warum sie jene zwei oder drei Themen ausgewählt haben, auch wenn es nicht zwangsläufig die zwei oder drei von den meisten anderen Journalisten als wichtigste Themen erachtet werden. Oft ist es eine Irritation, eine Verwunderung, ein Auftauchen von Fragen, dass man sich dafür entscheidet. Manchmal auch ein weiterführender Gedanke oder eine Parallele, etwa wenn anlässlich des Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien auf Abspaltungstendenzen in Bayern geschaut wird.

Und es wird auch mal gelacht, wenn aktuelle Ereignisse Anlass dazu bieten. Beide Formate sind hörenswert und meine Empfehlung zum Wochenende (auch wenn die jeweils neuesten Ausgaben einen bis mehrere Tage alt sind).

Zum Höhepunkt des Reformationsjubiläums: „Da scheitert die PR der Kirche“

Die Kirche habe sich von dem Reformationsjahr sehr viel erhofft, sagte Hannes Leitlein im Dlf. Doch die Bedeutung der Reformation und des Glaubens seien zu kurz gekommen, so der Redakteur von „Christ und Welt“, mit dem ich für @mediasres im Deutschlandfunk über die Öffentlichkeitsarbeit der Kirche gesprochen habe.

Medien im Umbruch: „Früher waren die Journalisten die Schleusenwärter“

Die Medienwelt ist im Umbruch – das birgt nicht nur Gefahren für Verlage und Rundfunkanstalten, sondern auch für die Nutzer. Falschmeldungen, Propaganda und PR bedrohen die Demokratie, befürchtet der Medienwissenschaftler Stephan Ruß-Mohl von der Universität Lugano im Dlf-Interview. Ich habe in @mediasres im Deutschlandfunk mit ihm gesprochen.

„Die informierte Gesellschaft und ihre Feinde“ heißt sein neues Buch. Feinde sind für ihn „Akteure, die entweder mit Fake News, mit Falschmeldungen Geld verdienen wollen, oder Akteure, die Falschnews nutzen zu Propagandazwecken, um politisch in irgendeiner Weise Gewinne zu erzielen“.

Ruß-Mohl sprach im Deutschlandfunk von einem massiven Problem. Vor 30 Jahren sei auf einen Journalisten ein PR-Experte gekommen, heute seien es in den USA fünf PR-Experten pro Journalist. „Es wird einfach sehr viel mehr Öffentlichkeitsarbeit, sehr viel mehr Selbstdarstellung getrieben als früher.“

Außerdem könne heute jeder selbst Medieninhalte erstellen, die Funktion des Schleusenwärters, der Informationen nach bestimmten Kriterien ausgewählt und an Leser und Zuschauer weitergeleitet hat, hätten Journalisten verloren.