AfD-Pressesprecher verteidigt Vorgehen nach Brandner-Abwahl

Am vergangenen Mittwoch hatte der Rechtsausschuss des Bundestags gerade seinen Vorsitzenden abgewählt, den AfD-Abgeordneten Stephan Brandner. Anschließend stellten sich, wie nach Ausschusssitzungen üblich, die Mitglieder den Fragen der Presse. Brandner bekam Gesellschaft der beiden AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland, die Fragen von Journalisten als „dumm“ und „dämlich“ bezeichneten.

Die taz-Journalistin Sabine am Orde nannte das eine „Einschüchterung, eine Delegitimierung“. Der Pressesprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Christian Lüth, wollte in dem Vorgang dagegen nichts Illegitimes erkennen. Er sagte, er habe nichts gegen kritische, scharfe, auch persönliche Fragen, aber etwas gegen Suggestivfragen und wenn Journalisten ihre eigene Meinung unterbringen wollten.

Mein Beitrag dazu bei @mediasres im Deutschlandfunk (Audio).

Parteien machen Journalisten Konkurrenz

Immer mehr politische Akteure machen ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit: Das Bundesverkehrsministerium berichtet aus dem sogenannten Neuigkeitenzimmer, der Unionsfraktionsvorsitzende „interviewt“ die Bundeskanzlerin, die AfD dreht einen sogenannten „Dokumentarfilm“. Im Netz stehen diese Formen neben traditionellem Journalismus.

Was für Auswirkungen das für Nutzer hat und auf die Arbeit von Journalisten, darüber wurde am Freitag auf der Konferenz „Formate des Politischen“ von Deutschlandfunk und Bundespressekonferenz diskutiert. Das Thema: „News ohne Journalisten – Wird der Journalismus in der Öffentlichkeit verdrängt?“

Über die neue Konkurrenz für Journalisten habe ich am Abend für „Fazit“ bei Deutschlandfunk Kultur berichtet – nachzuhören hier (Audio).

Wie sich Zeitungen in Berlin organisieren

Die meisten Tageszeitungen in Deutschland kämpfen seit Jahren mit den Folgen der Digitalisierung: Sie verlieren Abonnenten, Auflage und Anzeigen. Um dennoch Journalismus betreiben zu können, denken sich die Verlage neue Modelle aus. Eins davon: In Berlin betreiben mehrere Verlage Zentralredaktionen (auch Verbundredaktionen genannt), in denen eine Gruppe von Journalisten für gleich mehrere bis über 50 Tageszeitungen arbeitet.

Was sich dahinter verbirgt, darum ging es am Donnerstag bei der Tagung „Formate des Politischen“, die der Deutschlandfunk gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Bundespressekonferenz durchgeführt hat. Zum Anfang hat die Medienjournalistin Ulrike Simon eine Einführung ins Thema gegeben.

Anschließend habe ich darüber mit drei Kollegen gesprochen, die von den Änderungen betroffen sind:

  • Gordon Repinski leitet das Hauptstadtbüro des Redaktionsnetzwerks Deutschland. Seit dem 1. Oktober gehört es nicht nur zur Madsack-Verlagsgruppe aus Hannover, sondern zu 25 Prozent auch DuMont aus Köln.
  • Während die Tageszeitung taz früher eine Zeitung von vielen war, ist sie im Vergleich zu den neuen Zentralredaktionen heute weniger wichtig. Was das bedeutet, hat Parlamentsredakteurin Anja Maier erklärt.
  • Und Cornelia Haß konnte als Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalisten-Union in der Gewerkschaft Verdi über die Auswirkungen für die betroffenen Kollegen berichten.

Über die Diskussion hat gestern auch Philip Banse für das Medienmagazin @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.