Konflikte bringen Klicks: Wie Medien Ferda Ataman verleumden

Ferda Ataman ist die neue Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes. Am Donnerstag wurde sie mit knapper Mehrheit vom Bundestag gewählt. Zuvor hatte es eine wochenlange Kontroverse um sie gegeben. Der freie Journalist Stephan Anpalagan stellt erschüttert fest:

Wenn das, was in den vergangenen drei Wochen zu Atamans Nominierung geschrieben, gedruckt und gesendet wurde, auch nur annähernd die Pluralität und die Recherche-Qualität der deutschen Medien darstellen soll, haben wir ein gewaltiges Problem.

Denn er hat festgestellt, dass Medien zwar ständig von Vorwürfen gegen Ataman berichtet haben, aber fast keins überprüft hat, ob diese Vorwürfe überhaupt zutreffen. Er hat das in seinem Blog getan – lesenswert.

Für @mediasres im Deutschlandfunk habe ich mit ihm über den Medienmechanismus und die Folgen für die Öffentlichkeit gesprochen.

Journalistin heiratet Finanzminister: Verlag bestreitet Interessenkonflikt

Bundesfinanzminister Christian Lindner und die Politik-Chefreporterin des Senders „Welt“ Franca Lehfeldt heiraten. Die Partnerschaft zwischen der Journalistin und dem Politiker sei ein deutlicher Interessenkonflikt, findet Daniel Depper von Netzwerk Recherche. „Welt“ kann dagegen keinen erkennen. Ich habe für @mediasres im Deutschlandfunk mit Daniel Drepper darüber gesprochen.

Der Verlag Axel Springer hat sich auf unsere Anfrage geäußert – und verweist auf das journalistische Selbstverständnis (PDF). Darin heißt es:

Die Journalisten bei Axel Springer…
~ berichten grundsätzlich nicht über nahestehende Personen, insbesondere Familienangehörige, es sei denn, es liegt ein mit dem jeweiligen Vorgesetzten abgestimmter sachlicher Grund vor.

Zahl der Lokalzeitungen in den USA dramatisch gesunken

Die Lokalzeitung ist nicht nur wichtig, weil man erfährt, was vor Ort passiert, sondern auch, weil sie eine journalistische Kontrollinstanz ist für das, was vor Ort in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft passiert – oft ist sie die einzige.

In Deutschland gibt es noch relativ viele Lokalzeitungen, vergleichen mit den USA. Dort leben zig Millionen ohne eigene Lokalzeitung, wie jetzt eine neue Studie zeigt. Die habe ich in den „Informationen am Morgen“ im Deutschlandfunk vorgestellt und auch einen Vergleich mit Deutschland angestellt.

 

„Gastarbeiter“: Gäste arbeiten nicht

Arbeiterinnen und Arbeiter aus dem Ausland sollen in diesem Somme Personalengpässe an deutschen Flughäfen ausgleichen. Manche Medien schreiben von Gastarbeitern. Ein Begriff, der seit Jahrzehnten immer wieder benutzt wird, für Menschen, die nie wie Gäste behandelt wurden. Mein Beitrag für den @mediasres-Sprachcheck „Sagen und Meinen“ im Deutschlandfunk.

Naiv auf Fake-Video reagiert

Schlechte Nachrichten für die Berliner Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey. Erst hat sie bei ihrer Wiederwahl als SPD-Landesvorsitzende relativ schlecht abgeschnitten, seit dem Wochenende muss sie sich damit rumschlagen, dass sie betrogen worden ist. Sie glaubte, in einer Videokonferenz mit dem Kiewer Bürgermeister Vitalo Klitschko verbunden zu sein, aber das stellte sich als Fälschung heraus.

Eine Erfahrung, die zuvor auch die Bürgermeister von Madrid, Wien, Budapest und Warschau gemacht haben. Aber nicht nur die Politik hat die Gefahren des Informationskriegs noch nicht ausreichend im Blick, sondern auch Medien. Meine Medienkolumne für Politikum in WDR5.

Berichten direkt vom G7-Gipfel – wie gut geht das eigentlich?

Der G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern hat vielleicht ein paar politisch tragbare Ergebnisse gebracht, in jedem Fall hat er wunderbare Bilder produziert. Das Schloss ist eigentlich ein Luxushotel, es hat großartige Aussichten auf das Wettersteingebirge und das Wetter war auch noch schön.

Medien haben dazu beigetragen, diese Bilder zu produzieren und zu verbreiten. Dabei war professionelle Arbeit für Journalistinnen und Journalisten gar nicht so reibungslos möglich, hat mir Stephan Detjen erzählt, Leiter des Hauptstadtstudios des Deutschlandradios. Mit ihm habe ich für @mediasres im Deutschlandfunk gesprochen.

Rewatching re:publica: Sind Journalistinnen und Journalisten zu nah am Ukraine-Krieg?

Sind Journalistinnen und Journalisten in der Ukraine zu nah dran? Es ist ein ungewöhnlicher Titel, den sich das Monitor-Forum des WDR für seinen Republica-Talk selbst gegeben hat. Denn dass gerade öffentlich-rechtliche Medien zu nah dran seien, war ja nun wahrlich kein Vorwurf – eher im Gegenteil.

Trotzdem ist der Talk interessant, weil er Einblicke gibt in die Arbeit von ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf, ARD-Korrespondentin Ina Ruck, der ukrainischen Journalistin Katja Goncharova und WDR-Moderator Georg Restle.

Und sie lösen dann auch auf, warum es um den Vorwurf von zu viel Nähe geht – nämlich mit der Frage, ob die deutschen Korrespondent:innen sich zu sehr auf die Seite der Ukraine schlagen.

Rewatching re:publica: Lehren aus dem Informationskrieg

Die Vorträge des Tübinger Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen auf der Republica sind eigentlich immer sehens- und hörenswert. Nicht nur, weil er sie vollständig frei hält, sondern auch, weil er sich immer kluge Gedanken zu aktuellen Medienthemen gemacht hat.

In diesem Jahr sprach er darüber, welche Lehren wir aus dem Informationskrieg zwischen Russland und der Ukraine ziehen können. Er nimmt Bezug auf einen Mann in der Ukraine, der versucht hat, seinem Vater in Russland klarzumachen, dass dort tatsächlich ein Angriffskrieg durch Russland stattfindet. Was dieser nicht glauben will, weil ihm die Propaganda im Staatsfernsehen etwas anderes weisgemacht hat – erfolgreich.

Pörksen erklärt, wie es dem Mann gelungen ist, seinen Vater doch noch zu überzeugen – und welche Angriffe auf Informationsebene schiefgegangen sind und warum.

Ferda Ataman und der Umgang mit der eigenen Social-Media-Geschichte

Ferda Ataman soll Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden. Doch schon bald nach ihrer geplanten Ernennung wurde die Politologin und Publizistin dafür kritisiert, auf Twitter die meisten ihrer Tweets gelöscht zu haben. Eine Strategie, gegen die es und für die es gute Gründe gibt, findet der Netzjournalist Simon Hurtz, mit dem ich heute für @mediasres im Deutschlandfunk gesprochen habe.

Rewatching re:publica: Staatstrojaner – wenn der Staat zum Hacker wird

Polizei und Geheimdienste in vielen Ländern nutzen Hackingtools, um heimlich ihre Bürgerinnen und Bürger zu überwachen – das ist für alle ein Problem, aber auch für Journalistinnen und Journalisten. Mehr als 180 wurden bereits auf diese Weise überwacht.

Bei der re:publica 2022 hat André Meister von netzpolitik.org einen Überblick darüber gegeben, wer überwacht, wer überwacht wird und womit.