Eilantrag teilweise stattgegeben: Compact-Magazin darf erst mal wieder erscheinen

Das rechtsextreme Compact-Magazin darf erst mal wieder erscheinen. Das hat das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig im Eilverfahren entschieden und damit das Verbot des Bundesinnenministeriums teilweise aufgehoben. Das Ministerium hatte das damit begründet, dass sich der Verein hinter Compact gegen die verfassungsmäßige Ordnung richte. Über die Entscheidung und die Hintergründe habe ich bei „Fazit“ in Deutschlandfunk Kultur berichtet.

„Potsdamer Geheimtreffen“: Verdient die Correctiv-Recherche Preise oder Kritik?

Seit einigen Tagen wird in der Medienbranche noch mal über die Correctiv-Berichterstattung über das sogenannte Potsdamer Geheimtreffen diskutiert. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier, der Rechtsjournalist Felix Zimmermann und der Journalistenausbilder Christoph Kucklick werfen dem Artikel erhebliche Mängel vor. Correctiv weist das im Kern zurück.

Bisher haben sich beide Seiten nur getrennt geäußert – in Artikeln und Interviews. Für den Dlf-Medienpodcast „Nach Redaktionsschluss“ haben wir sie zusammengebracht. In der neuen Folge, die wir schon heute veröffentlichen, diskutiert Felix Zimmermann mit Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels. Der Medienjournalist Steffen Grimberg kommentiert die Debatte, die von Sascha Wandhöfer geleitet wird. Ich war als Producer für die fertige Form verantwortlich.

Wer sich für unsere Debatte noch mal in alles einlesen will, dazu die wichtigsten Links:

Den Text, um den es geht, nämlich den Correctiv-Artikel „Geheimplan gegen Deutschland“, findet man hier. (10. Januar 2024)

Einen Überblick darüber gibt, mit Stand 06. August 2024, meine Kollegin Brigitte Baetz in den „Informationen am Morgen“ im Deutschlandfunk.

Auslöser der aktuellen Debatte ist dieser Artikel, veröffentlicht bei Übermedien: „Der Correctiv-Bericht verdient nicht Preise, sondern Kritik – und endlich eine echte Debatte“ von Christoph Kucklick, Stefan Niggemeier und Felix W. Zimmermann. (30. Juli 2024)

Ebenfalls bei Übermedien erschienen ist eine Replik von Andrej Reisin: „Die Kritik an Correctiv ignoriert, was wir über Rechtsextremismus wissen“. (02. August 2024)

Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels hat darauf unter anderem in einem Post bei LinkedIn reagiert: „Die drei Autoren finden unseren Text doof. Das ist ihr gutes Recht. Aber statt fundierter Kritik ist es eine Vermischung aus Stilkritik, Auseinandersetzung mit den juristischen Folgen und wie andere Medien die Recherche aufgenommen haben.“ (02. August 2024)

Ausführlich hat sich Correctiv als Redaktion am selben Tag auf der eigenen Seite in einer Erklärung geäußert: „Die Kritik der drei Autoren von Übermedien, die unseren Text als unzureichend empfinden, beruht überwiegend auf stilistischen Anmerkungen und der Wahrnehmung anderer Medienberichte über unsere Recherche.“

In Interviews geäußert haben sich Christoph Kucklick und Justus von Daniels (allerdings getrennt) im Medienmagazin von Radio Eins. Der Podcast ist hier zu finden (ggf. muss man etwas herunterscrollen). (03. August 2024)

Die Debatte ist von mehreren Kollegen öffentlich kommentiert worden:

Der Investigativjournalist Daniel Drepper, als Vorsitzender der Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“ mitverantwortlich für den Leuchtturm-Preis für Correctiv, hat den o.g. Post von Justus von Daniels ebenfalls bei LinkedIn kommentiert.

Carolina Schwarz hält die Debatte in der taz für ein „peinliches Penisfechten“. (02. August 2024)

Hans-Jürgen Jakobs schreibt in der Süddeutschen Zeitung von einer „Recherche mit Peng“. (02. August 2024)

„Compact“-Inhalte erscheinen wieder: Warum ist das möglich?

Das rechtsextreme „Compact“-Magazin ist verboten und seine Inhalte dürfen nicht weiterverbreitet werden. Genau das ist aber jetzt passiert. Die offenbar für August geplante Ausgabe ist online abrufbar – heißt dort aber nicht „Compact“, sondern „Nancy“, benannt nach Bundesinnenministerin Nancy Faeser, die „Compact“ vor knapp drei Wochen verboten hatte. Ob es erlaubt ist, ein Verbot so einfach zu umgehen, habe ich mit Kathrin Groh besprochen, Professorin für Öffentliches Recht an der Universität der Bundeswehr München. Das Interview mit ihr in @mediasres im Deutschlandfunk gibt es hier.