16 Millionen Strafe für den Kölner Stadt-Anzeiger: Die Claims der Zeitungsverlage

Wer sich in der Region Köln/Bonn in den letzten fast 20 Jahren darüber gewundert hat, dass seine Lokalzeitung schlechter geworden ist, weiß jetzt warum: Der Kölner Stadt-Anzeiger und der Bonner General-Anzeiger haben sich jahrelang darüber abgesprochen, wer in welchem Gebiet die dominante Zeitung sein soll. Die jeweils andere hat sich zurückgezogen: den Lokalteil ausgedünnt, Journalisten entlassen, die Zustellung verzögert. Ziel: Die Leser sollten zur jeweiligen Konkurrenz wechseln.

Wegen dieser illegalen Absprache hat das Bundeskartellamt jetzt eine Geldstrafe erlassen – allerdings nur gegen die DuMont-Mediengruppe, in der der Kölner Stadt-Anzeiger erscheint. Die muss 16 Millionen Euro zahlen – und will das nach WDR-Informationen auch tun. Die neue Geschäftsführung fühlt sich für die Entscheidung ihrer Vorgängerin nicht verantwortlich und will das Thema schnell hinter sich lassen.

Der Bonner General-Anzeiger geht straffrei aus. Er macht von der Kronzeugenregelung Gebrauch, nach der derjenige, der ein Kartellvergehen zur Anzeige bringt, nicht bestraft wird.

Der Zeitungsforscher Horst Röper vom Formatt-Institut in Dortmund findet solche Absprachen nicht überraschend. Die gibt es nach seinen Informationen in Deutschland flächendeckend, kann aber in der Regel nicht bewiesen werden, weswegen das Bundeskartellamt machtlos sei. Ich habe mit ihm für @mediasres im Deutschlandfunk darüber gesprochen, wie er den Fall einschätzt (Link zum Audio).

Vom Erfolg einer Findemaschine

20 Jahre nach seiner Gründung ist Google in fast alle unsere Lebensbereiche vorgedrungen: Jede Suchanfrage formt mein Profil genauso wie jede meiner Bewegungen auf Google Maps und das YouTube Video, das ich gerade schaue. Das könnte ein Problem für unsere Gesellschaft werden, habe ich im Deutschlandfunk kommentiert.

Junge Menschen vertrauen YouTubern – aber wie kritisch begegnen sie ihnen?

Über Politik informieren sich junge Menschen heute längst nicht mehr ausschließlich über klassische Medien wie die Tageszeitung oder die Tagesschau, sondern vor allem bei YouTube. Wie kritisch jungen Menschen solche Videos aufnehmen, untersucht jetzt ein Forschungsprojekt der Universität Köln. Mein Beitrag für @mediasres im Deutschlandfunk.

Focus-Journalist Helmut Markwort als FDP-Landtagskandidat: Verwischte Grenzen

Obwohl er als FDP-Politiker für den bayerischen Landtag kandidiert, schreibt Ex-Chefredakteur Helmut Markwort im Magazin „Focus“ weiter über politische Themen. Er kritisiert CDU, CSU und SPD, schreibt über Kindergeld und Koalitionskrise. Das ist durchaus interessant, weil man solche politischen Äußerungen ja nicht nur ihm als Journalisten zurechnen muss, sondern auch dem Politiker im Wahlkampf.

Selbst wenn er seine Kandidatur auch mal erwähnt, ist so eine Doppelrolle nicht unproblematisch. Der Bayerische Rundfunk hat Markwort deswegen schon im April die Moderation seiner Talkshow „Sonntags-Stammtisch“ entzogen.

So eine Doppelrolle „kann auch ein Eigentor werden“, warnt Christian Schicha, Professor für Medienethik an der Universität Nürnberg-Erlangen. Natürlich dürfe Markwort Wahlwerbung machen, sagte er im Deutschlandfunk: „Allerdings ist es aus meiner Sicht wichtig zu trennen zwischen der angestrebten politischen Funktion und dem journalistischen Bereich.“ Während der Wahlkampfphase solle er lieber auf seine Kolumne verzichten, so Schicha.

Ich habe für @mediasres im Deutschlandfunk mit Christian Schicha gesprochen.

Korrespondentenalltag: Wie Mexiko deutsche Journalisten ausbremst

Wer als deutscher Korrespondent aus Mexiko berichtet, muss einiges umstellen: die innere Uhr, den Tagesablauf, die Erwartungen. Denn mexikanische Kultur und deutsche Redaktionsroutinen passen schlecht zusammen, erzählt unsere Korrespondentin Christina Fee Moebus. Mit ihr habe ich für unsere Sommerreihe über den Arbeitsalltag unserer Korrespondenten gesprochen.

Deutsche Welle beklagt Repressionen gegen Journalisten in Weißrussland

In Weißrussland sind nach Polizeirazzien mehrere Journalisten verhaftet worden, darunter auch der Deutsche Welle-Korrespondent Paulyuk Bykowski. Die Deutsche Welle hat mit Protest auf die Festnahme reagiert und fordert die sofortige Freilassung ihres Mitarbeiters. Dazu habe ich Ingo Mannteufel interviewt, den Leiter der Russischen Redaktion bei der Deutschen Welle.

Journalisten zwischen den Fronten in Kamerun

In Kamerun gärt schon seit dem vorigen Jahr weitgehend unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit ein Konflikt zwischen zwei Bevölkerungsgruppen – zwischen den englischsprachigen Bewohnern einerseits und den französischsprachigen Bewohnern andererseits. Die englischsprachigen in zwei Regionen Kameruns fühlen sich von den französischsprachigen unterdrückt. Zumal auch Präsident Paul Biya, der seit 35 Jahren an der Macht ist und trotzdem mit 85 Jahren in diesem Herbst erneut als Präsidentschaftskandidat antritt, französischsprachig ist.

Journalisten geraten immer wieder zwischen die Fronten von Regierung und Separatisten. Beide Seiten versuchen, sie für ihre Seite zu instrumentalisieren. Der Zivile Friedensdienst versucht, in Kamerun einen friedensfördernden Journalismus zu unterstützen. Darüber habe ich in @mediasres im Deutschlandfunk mit Alexander Vojvoda gesprochen, der sich in Kamerun darum bemüht. Nachzuhören hier.

So geht Radio – Korrespondenten erzählen aus ihrem Arbeitsalltag

Viele Konsumenten von Medien wissen viel zu wenig darüber, wie all die Radiobeiträge, Fernsehberichte und Zeitungsartikel entstehen, die sie täglich konsumieren. Ich merke das immer wieder an Mails von Hörern oder an Tweets, in denen Ansprüche an Journalisten formuliert werden, die unrealistisch sind – wenn auch aus verschiedenen Gründen.

In @mediasres, dem Medienmagazin des Deutschlandfunks, haben wir deshalb in diesem Sommer unsere Korrespondenten gebeten, eine Geschichte aus ihrem Alltag zu erzählen. Schwierigkeiten, mit denen sie in ihrer Arbeit zu kämpfen haben – über die sie nicht jammern, weil sie Teil davon sind, die zu kennen aber den Hörern ein wenig mehr darüber erzählen, wie Journalisten arbeiten und was sie leisten können.

Die ersten Beiträge sind schon gelaufen und auch noch online zu lesen und zu hören – weitere folgen.

Bisher hat uns Florian Kellermann aus Warschau erzählt, dass die polnische Regierung deutschen Korrespondenten misstraut. Marcus Schuler aus dem Silicon Valley fühlt sich als deutscher Radioreporter von den großen Tech-Konzernen ignoriert. Silke Diettrich aus Neu Delhi kann nicht einfach so mal nach Afghanistan fahren, sondern muss vorher ihr Testament machen. Friedbert Meurer aus London beklagt sich darüber, dass die Wirklichkeit manchmal anders aussieht als sich die Kollegen in den deutschen Funkhäusern sie vorstellen. Benjamin Hammer aus Tel Aviv schwärmt von seinen Mitarbeitern im Gazastreifen, ohne die sie dort aufgeschmissen wären. Und Linda Staude aus Nairobi versucht, sich im Sprachengewirr Kenias zu orientieren.

Es sind hörenswerte Beiträge und Gespräche, nach denen man manchen Beitrag mit anderen Ohren hört. Die Reihe wird noch bis August fortgesetzt.

MrWissen2Go: „Raus aus dem Elfenbeinturm und rein ins Leben“

Für @mediasres habe ich MrWissen2Go gefragt, wie er aktuelle Entwicklungen in den Medien beurteilt. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der Journalist Mirko Drotschmann, der in seinem YouTube-Kanal ein junges Publikum über Politik informiert – nachzuhören in der Sendung vom 12. Juli.

Was läuft gut in den Medien?

Ich hab den Eindruck, dass das Thema investigativer Journalismus seit einiger Zeit wichtiger genommen wird und größer ist als es noch vor zehn, 15 Jahren der Fall ist, und das find ich gut. Weil Journalismus merkt, wir brauchen wieder eine Legitimationsgrundlage, warum es uns gibt und warum wir was besser machen als die ganzen Blogs und die selbsternannten Journalisten, die das eben nicht gelernt haben und die nicht die Möglichkeiten haben, die wir haben.

Was läuft schlecht in den Medien?

Diese ständige Hysterie. Es gibt immer ne neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Da wird dann groß drüber berichtet tagelang, und nach ner Woche hat’s dann jeder wieder vergessen. Dann gibt’s irgendwelche Hashtags, die durchs Netz gehen, das wird dann wiederum aufgegriffen, und nicht nachhaltig darüber berichtet, das find ich schade.

Und bei Ihnen?

Was mich sehr beschäftigt, ist die Frage der Glaubwürdigkeit: Wir Journalisten müssen selbstkritisch sein. Wir müssen transparent arbeiten, wir müsen den Leuten klar machen, warum wir das jetzt gerade so recherchiert haben. Dazu gehört, finde ich, auch, Quellen zu veröffentlichen, um eben auch zu zeigen: Wir heben uns ab von denen, die einfach nur Falschmeldungen ins Netz blasen und die einfach nicht belegen können. Wir müssen wieder raus – ich glaub, Sigmar Gabriel hat mal gesagt – dahin gehen, wo’s stinkt. Und ich glaube, das müssen wir Journalisten auch: Raus aus dem Elfenbeinturm und rein ins Leben. Und das find ich wichtig.