Ist der Klimawandel nicht eher eine Klimakatastrophe?

Wenn Medien darüber berichten, dass sich die Durchschnittstemperatur auf der Erde ständig erhöht, nutzen sie oft den Begriff „Klimawandel“. Der ist nicht falsch, verharmlost aber auch. Mein Beitrag für unseren Dlf-Sprachcheck „Sagen und Meinen“.

Die Pressekonferenz als Bühne (4): „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort“

Eine Pressekonferenz eignet sich für diejenigen, die große Aufmerksamkeit suchen, weil sie etwa in einen Skandal geraten sind. Meistens wurde bereits in vielen Medien über sie geschrieben, per Pressekonferenz ziehen sie die Aufmerksamkeit auf ihre eigene Position und am liebsten auch gleich ihren Kopf aus der Schlinge. Je größer die Öffentlichkeit, desto besser für das Anliegen.

Legendär die Pressekonferenz des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel von der CDU am 18. September 1987. Elf Tage zuvor, kurz vor der Landtagswahl, hat das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über angebliche „schmutzige Tricks“ berichtet, die die CDU im Wahlkampf gegen die SPD angewandt habe. Bei der Wahl verliert die CDU 6 Prozentpunkte. Am Tag danach legt der „Spiegel“ nach und zitiert Staatskanzlei-Mitarbeiter Reiner Pfeiffer: Uwe Barschel stecke selbst hinter den Aktionen gegen die SPD. Weitere vier Tage später versucht Barschel, die Vorwürfe öffentlich auszuräumen und sagte:

Heute nun, meine Damen und Herren, wende ich mich mit dieser Pressekonferenz an die deutsche Öffentlichkeit. Und in dieser Pressekonferenz gedenke ich, alles auf den Tisch zu legen. Alles, was mir bekannt ist.

Im Bemühen, jeden der Vorwürfe zu widerlegen, wiederholt Barschel diese ausführlich und bestreitet sie dann haarklein.

Ich komme nun zum Hauptteil meiner Darstellungen, nämlich der Stellungnahme zu allen mir bekannt gewordenen Vorwürfen des Herrn Pfeiffer beziehungsweise des Spiegel. Hierzu erhalten Sie im Anschluss an diese Pressekonferenz eine umfangreiche eidesstattliche Versicherung meinerseits. Und in der Anlage zu dieser eidesstattlichen Versicherung befinden sich weitere, wie ich bereits erwähnte eidesstattliche Versicherungen von Personen, auf die ich als Zeugen, wenn ich das so sagen darf, Bezug nehme, die meine Aussagen ausdrücklich bestätigen.

Barschels Eingangsstatement dauert über eine Stunde, bis er zum Schluss kommt und eine juristisch wohl unnötige, aber sich als fatal erweisende Ehrenerklärung nachschiebt.

Über diese Ihnen gleich vorzulegenden eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort – ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort! – dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind. Ich danke Ihnen.

Die Offensive nutzt ihm höchstens kurzfristig. Später stellt sich heraus, dass Barschel gelogen hat – vor den deutschen Medien, festgehalten für die Ewigkeit. Wer sich auf Pressekonferenzen weit aus dem Fenster lehnt, stellt nicht selten fest, dass der Fall besonders tief ist. Eine Woche später kündigt Barschel seinen Rücktritt als Ministerpräsident an – auf einer Pressekonferenz.

Serientäter: Warum gibt es im Fernsehen so viele Krimis?

Als Bürger verabscheuen wir Verbrechen, aber als Fernsehzuschauer lieben wir sie – das zeigen die Quoten. Deutschlandfunk-Hörer Otto Elsland kann das nicht verstehen. Er habe im Moment genug Krimi im Alltag, sagt er, er will im Fernsehen auch mal was anderes sehen – zumal er befürchtet, die Gewaltexzesse verrohten die Gesellschaft.

Matthias Pfeifer, der im ZDF („fast ein Krimisender“) als Abteilungsleiter für Krimis mitverantwortlich ist, kennt solche Beschwerden, man rede im Sender oft darüber. Er findet aber, Krimis könnten ein „trojanisches Pferd“ sein, um über sie ganz andere Themen ans Publikum zu bringen, die anhand eines Verbrechens erzählt werden.

Auch die erfolgeiche Drehbuchautorin Dorothee Schön („Charité“, 17 Folgen „Tatort“) schätzt die Möglichkeit, per Krimi jedes andere Thema zu behandeln und in jede Gesellschaftsschicht zu schauen.

Ich hab mit allen drei in unserem Podcast „Nach Redaktionsschluss“ im Deutschlandfunk disktuiert.

Die Pressekonferenz als Bühne (3): Frauke Petry Abgang aus PK und Fraktion

In der Bundespressekonferenz gilt eigentlich: Wer kommt, muss auch Fragen beantworten. Die damalige AfD-Chefin Frauke Petry sah das 2017 gar nicht so.

Nach dem Erfolg bei der Bundestagswahl 2017 trat sie in Berlin auf und sagte:

Eine anarchische Partei, wie es in den vergangenen Wochen das eine oder andere Mal zu hören war, die die AfD sei, die kann in der Opposition erfolgreich sein, aber sie kann eben dem Wähler kein glaubwürdiges Angebot für die Regierungsübernahme machen. Und das ist der Grund, meine Damen und Herren, unter anderem in meinem Anspruch verbunden, dass ich aktiv gestalten möchte und eben Realpolitik im guten Sinne einer konservativen Politik machen werde, für mich nach langer Überlegung zu entscheiden, dass ich der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag nicht angehören werde. Meine Damen und Herren, ich bitte um Verständnis, dass ich dazu jetzt auch keine weiteren Fragen beantworte. Sie haben sicherlich noch viele Fragen. Ich werde im Foyer auch noch für wenige Nachfragen bereitstehen. Ich möchte mich bei meinen Kollegen bedanken, bei Alice Weidel, bei Alexander Gauland und bei Jörg Meuthen und werde jetzt diesen Raum verlassen. Dankeschön.

Der Sprecher der Bundespressekonferenz protestierte:

Also pardon, das halte… Frau Petry, das finde ich kein faires Verhalten hier auch gegenüber den Kollegen…

Petry: Ja, das tut mir leid, aber…

BPK-Sprecher: „Sie nutzen das Forum der Bundespressekonferenz, um ihre Botschaft zu setzen, und verschwinden dann. Also insofern missbilligen wir dieses Verhalten ausdrücklich.“

In dem Moment hat Frauke Petry bereits den Saal verlassen. Die drei zurückgebliebenen AfD-Spitzenpolitiker Alexander Gauland, Alice Weidel und Jörg Meuthen schauen sich lachend an. Unruhe im Saal. Einige Fotografen und Journalisten folgen Petry aus dem Saal. Nach einigen Sekunden äußert sich erneut der Sprecher der BPK:

„So, also noch mal. Ich missbillige als Vorstand der Bundespressekonferenz hier dieses Verhalten ausdrücklich, die Bundespressekonferenz hier als Forum in dieser Form, ich möchte mal sagen, zu missbrauchen.“

Petry sei die einzige, die jemals in dieser Weise gegen die Regeln verstoßen habe, sagt der heutige Vorsitzende der Bundespressekonferenz, Mathis Feldhoff.

Die Pressekonferenz als Bühne (2): Angela Merkels „Wir schaffen das“

Die große Wirkung von Angela Merkels oft verkürztem und dadurch missverstandenem Zitat „Wir schaffen das“ liegt auch darin begründet, dass sie es auf einer Pressekonferenz verkündet hat – und dann noch ausgerechnet im Saal der Bundespressekonferenz in Berlin.

Tatsächlich behauptete Merkel aber gar nicht, dass wir das schaffen würden – gemeint war der Zustrom vieler Flüchtlinge im Jahr 2015. Sie sagte:

Das Motiv, in dem wir an diese Dinge herangehen, muss sein: Wir haben so vieles geschafft, wir schaffen das.

Die Verkürzung legte ihr einen Optimismus in die Aussage, den sie zwar hatte, der aber nicht so in ihren drei Worten kulminiert, wie sie ihn eigentlich gemeint hatte.

An ihrer Aussage hielt sie aber fest, als sie elf Monate später erneut in der Bundespressekonferenz zu Gast war.

Die Pressekonferenz als Bühne (1): Wie eine Pressekonferenz zum Fall der Mauer führte

Diese Pressekonferenz vom 9. November 1989 ist vermutlich die berühmteste und folgenreichste der Geschichte. Nach Beratungen des Zentralkomitees der SED in Ost-Berlin trat Günter Schabowski vor die versammelte internationale Presse – und weil er schlecht informiert war, löste er den Fall der Mauer aus. Zumindest beschleunigte er, was ohnehin absehbar war, könnte man auch sagen.

Hier die zentrale Szene:

Die Pressekonferenz in ganzer Länge gibt es hier:

Hier berichtet die Deutsche Welle über die Kommunikationspanne, die die Welt veränderte:

„Nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich“ – Die Pressekonferenz als Bühne

Es war eine Pressekonferenz, auf der SED-Funktionär Günter Schabowski diesen legendären Satz sprach. Danach fiel die Mauer. Meistens sind Pressekonferenzen aber Alltag für Journalisten. Es ist ein spannendes Instrument politischer Kommunikation, das immer wieder Überraschungen bietet – manche schreiben Geschichte.

Ich hab mir für ein @mediasres spezial im Deutschlandfunk interessante Pressekonferenzen der letzten Jahrzehnte angesehen – mit dabei:

  • wie Uwe Barschel sein „Ehrenwort – ich wiederhole: mein Ehrenwort“ gab, das erlogen war
  • wie Angela Merkel ihr „Wir schaffen das“ eigentlich gemeint hat
  • wie Frauke Petry nach der Bundestagswahl 2017 auf offener Bühne ihre eigene Fraktion verließ
  • wie der Stern die gefälschten Hitler-Tagebücher vorstellte
  • wie Thomas de Maizière für Beruhigung sorgen wollte – und Beunruhigung auslöste

Dazu habe ich gesprochen mit

  • Regierungssprecher Steffen Seibert
  • Mathis Feldhoff, ZDF-Korrespondentin in Berlin und Vorsitzender der Bundespressekonferenz
  • Kristina Dunz, stellvertretendende Leiterin des Hauptstadtbüros des Redaktionsnetzwerks Deutschland
  • Horst Pöttker, emeritierter Journalismusprofessor an der TU Dortmund
  • Ulf Bohmann, Soziologe an der TU Chemnitz

 

In den nächsten Tagen werde ich hier auch auf ein paar sehenswerte Pressekonferenzen hinweisen, auf die ich in meiner Sendung eingegangen bin.

Social Bots – die übertriebene Gefahr?

Medien haben in den vergangenen Jahren gerne darüber berichtet, wie mächtig und gefährlich sogenannte „Social Bots“ eigentlich sind. Gemeint sind automatisierte Accounts etwa bei Twitter und Facebook, die nicht nur Nachrichten verbreiten, sondern angeblich auch mit anderen Nutzern interagieren, ohne dass man erkennen kann, dass es eigentlich Maschinen sind.

Auch mehrere Untersuchungen haben von einem Anteil Social Bots an allen Accounts von rund 15 Prozent gesprochen. Florian Gallwitz, Professor für Medieninformatik an der Technischen Hochschule Nürnberg, hat sich die Untersuchungen angesehen und keine Belege dafür gefunden, dass es überhaupt nur einen einzigen Social Bot gibt. Er hat mir im Interview für @mediasres im Deutschlandfunk erzählt, dass er die für eine Erfindung hält.

Die Medien-Wut der „Querdenker“: Im Namen des Grundgesetzes gegen die Presse

Proteste rund um die Pandemie waren 2020 für Journalisten in Deutschland die gefährlichsten Einsatzorte. Und das, obwohl die Teilnehmenden sich mit ihren Forderungen immer wieder auf das Grundgesetz berufen – in dem auch die Pressefreiheit verankert ist.

Über die Angriffe von „Querdenken“-Demonstranten am Samstag auf Journalisten in Stuttgart habe ich mit unserer Deutschlandfunk-Landeskorrespondentin in Baden-Württemberg, Katharina Thoms, für @mediasres im Deutschlandfunk gesprochen.