Privilegierte Quelle? – Über das schwierige Verhältnis zwischen Polizei und Presse

Schreiben Journalisten zu oft aus Pressemitteilungen der Polizei ab? Marcel Brakhane meint: ja. Das, was er bei Fußballspielen oder Demos selbst miterlebe, habe oft nichts mit dem zu tun, was er anschließend darüber lese, sagt der Deutschlandfunk-Hörer.

Die Polizei sei eine privilegierte Quelle, der Reporterinnen und Reporter vertrauen dürfen sollten, wendet Olaf Sundermeyer ein, der als Journalist für die ARD von Demos mit Rechtsextremisten berichtet. Trotzdem: Die Kolleginnen und Kollegen müssten viel mehr rausgehen, anstatt nur bei der Polizei abzuschreiben, findet er. Fest steht:

Es gibt Kritik. Galt die Polizei früher als neutrale Instanz, ist sie heute oft selbst Berichterstatter in eigener Sache bei Facebook und Twitter. Wo sie auch mal Falschmeldungen verbreitet. Das bringt das Verhältnis zwischen Polizei und Presse in eine Schieflage.

Darüber habe ich im DLF-Medienpodcast „Nach Redaktionsschluss“ mit Hörer Marcel Brakhane und Investigativjournalist Olaf Sundermeyer diskutiert.

Diese Sendung gibt es in einer langen Fassung als Original-Podcast in der Audiothek-App; hier kann man den Podcast abonnieren.

Einspruch!

Verschwörungserzählungen und Fake News spielen im öffentlichen Diskurs mittlerweile eine viel größere Rolle als noch vor vielen Jahren – und manchmal auch beim Kontakt mit Familie und Freunden. Wie soll man damit umgehen? Die österreichische Journalistin Ingrid Brodnig hat dazu jetzt eine Handreichung geschrieben. Der Titel: „Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern – in der Familie, im Freundeskreis und online“. Für „Andruck“ im Deutschlandfunk habe ich sie vorgestellt (Audio-Link).

Kein Porno

„Kinderpornographie“ ist ein problematischer Begriff, habe ich im vergangenen Juni für den @mediasres-Sprachcheck „Sagen und Meinen“ aufgeschrieben. Jetzt gibt es das auch als Video.

Der CDU-Parteitag als Fernsehshow

Die Wahl von Armin Laschet zum CDU-Chef fand coronabedingt nicht vor großem Publikum und mit viel Applaus statt. Doch auch ein digitaler Parteitag bietet viele Möglichkeiten zur medialen Inszenierung – und erinnert manchmal sogar an eine Fernsehshow.

Ich habe mir das heute für @mediasres im Deutschlandfunk angeschaut – zusammen mit dem Berliner Politikwissenschaftler Thorsten Faas, der taz-Korrespondentin Sabine am Orde und dem Düsseldorfer Kommunikationswissenschaftler Marco Dohle.

Darum ist „Kampfkandidatur“ der falsche Begriff

Friedrich Merz, Norbert Röttgen oder Armin Laschet – am Wochenende entscheidet die CDU über ihren künftigen Vorsitzenden. Viele Medien sprechen deshalb von einer „Kampfkandidatur“. Dabei geht es um einen selbstverständlichen, demokratischen Entscheidungsprozess und nicht um einen Kampf. Mein Beitrag für unseren Sprachcheck „Sagen und Meinen“ im Deutschlandfunk.

Wie gefährlich ist Berichten über die Mafia?

In Italien hat der größte Prozess gegen die Mafia seit 30 Jahren angefangen. Ein Fall, den Polizei und Justiz selbst ins Rollen gebracht haben. Andere Fälle sind schon mal von Journalistinnen und Journalisten aufgerollt worden. Wichtig sind sie aber weniger für eigene Recherchen als dafür, die Fälle bekannt zu machen, hat mir ARD-Rom-Korrespondenten Jörg Seisselberg gestern in @mediasres (Dlf-Audiothek) erzählt.

Debatte um Rundfunkreformen: Saarland lehnt Fusion von SR mit SWR ab

Nach dem vorläufigen Aus für eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags müssen die Öffentlich-Rechtlichen sparen. Der SWR hat deshalb eine Art von Fusion mit dem Saarländischen Rundfunk (SR) ins Spiel gebracht. Der SR selbst lehnt das ab – und auch die Landesregierung betont die Eigenständigkeit des Senders.

Er finde den Zeitpunkt für das Gniffke-Interview „unglücklich“, sagte der für Medienfragen zuständige Staatssekretär Henrik Eitel mir im Interview im Deutschlandfunk. Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Rundfunkbeitrag erwecke der SWR-Intendant den Eindruck, „als gäbe es noch Unmengen an Potential zu bergen, das noch nicht gehoben ist“.

Michael Borgers hat die Debatte um eine Fusion hier zusammengefasst.

Covid19-Impfung: Zu Risiken und Nebenwirkungen von Berichterstattung

Zu wenig Impfstoff, kaum Impftermine, Organisationschaos. Und vertraut Merkel eigentlich Spahn immer noch?

Die Medien scheinen es sich gerade in einer Dauerprotestschleife gegen die Impfpolitik der Bundesregierung einzurichten. Unsere Hörerin Hildegunde Krawinkel kritisiert, dass Gesundheitsminister Spahn in der Presse zurzeit nur als Buhmann dasteht. Andere finden, dass Journalisten der Politik zu sehr nach dem Munde reden. Es scheint, als könne die Politik zurzeit nichts richtig machen, die Medien aber irgendwie auch nicht. Mitten in der Corona-Krise tun sich neue Fronten auf.

Darüber diskutieren in unserem Podcast „Nach Redaktionsschluss“ die Hörerin Hildegunde Krawinkel, die Medienjournalistin Bettina Schmieding und ich – zu hören u.a. hier in der Dlf-Audiothek.

Die manipulierte Umfrage der „Siegener Zeitung“

Dass viele Medien ständig manipulierbare Umfragen veröffentlichen, ist nichts Neues. Ich hab hier gelegentlich drauf hingewiesen, einer dieser Fälle ist auch schon mal vor den Presserat gegangen und erstaunlich glimpflich ausgegangen. Die Bayerische Staatszeitung hat zum Beispiel mal 320 Online-Umfragen gelöscht, nachdem bekannt wurde, dass sie manipuliert wurden. Mehr zu Umfragen hier.

Boris Rosenkranz hat sich jetzt für Übermedien.de noch so eine manipulierte Umfrage vorgenommen, diesmal von der Siegener Zeitung.

Warum ein US-Präsident nicht „durchregieren“ kann

Bei der Stichwahl in Georgia entscheide sich auch, ob der gewählte US-Präsident Joe Biden später „durchregieren“ könne, heißt es in einigen Medien. Der Begriff ist unpassend, denn er unterschlägt die mächtige Rolle der Abgeordneten, habe ich für unsere Sprachrubrik „Sagen und Meinen“ im Deutschlandfunk notiert.