Anders als die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz immer wieder zu Interviews in der Hauptnachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu Gast. In der ZiB 2 äußert er sich zu aktuellen Themen.
Für Moderator Armin Wolf sind Interviews mit Kurz eine kleine Herausforderung, hat er mir für mein Feature zur „Kunst des guten Interviews“ erzählt. Denn eigentlich unterbreche er gern, sobald er merke, dass ein Gast auf eine Frage nicht antworten wolle, aber er müsse zumindest noch so lange damit warten, bis das auch der Zuschauer bemerke. Denn:
Und wenn das ein Gast sehr geschickt macht, wie zum Beispiel unser gegenwärtiger Bundeskanzler Sebastian Kurz, der wirklich ein Meister in dieser Taktik ist, nämlich, dass er, scheinbar bezugnehmend auf die Frage, haarscharf an der Frage vorbei antwortet und sehr ausführlich und lang das erzählt, was er eigentlich erzählen möchte, und das aber recht interessant und geschickt formuliert, dann wird das ganz schwierig. Weil da sitzen dann ganz, ganz viele Zuseher vor dem Apparat und denken sich, das ist aber sehr interessant, was der sagt. Und wenn ich dann unterbreche, denken sich viele Zuseher, dann lass den doch reden. Ja, und warum habt ihr den eigentlich eingeladen, wenn Ihr ihn dann nicht ausreden lasst?
Sehr schön sieht man das in diesem Interview, in dem Kurz nur scheinbar auf Fragen eingeht, dann aber doch erzählt, was er erzählen will.
Er holt sich immer wieder das Wort von Wolf, indem er dazu ansetzt, jetzt mal etwas erklären zu wollen, weil das für das Gespräch ja wichtig sei. Gelegentlich muss ihm Wolf das Wort dann auch überlassen.
Interessant ist, dass Kurz das schon 2011 drauf hatte, als er Integrationsstaatssekretär wurde, ohne irgendeine Expertise in diesem Bereich zu haben. Damals befragte ihn Wolf auch schon kritisch, aber Kurz verstand es auch damals schon sehr gut, auszuweichen bzw. Paroli zu bieten.