Nachrichten aus der Zukunft (2): „Die Augenzeugen übernehmen die Nachrichten“

Und dann bin ich auch noch auf eine Kulturpresseschau gestoßen, die ich im Jahr 2008 für hr2-kultur zusammengestellt habe. Als der Moderator eins meiner Themen anmoderiert, zögert er plötzlich einen Moment, weil er nicht weiß, wie er das wohl richtig aussprechen soll: „Twittern“.

So weit weg war Twitter damals und hatte sich noch längst nicht etabliert. Deswegen musste ich erst mal erklären, was „to tweet“ überhaupt heißt (an das Zeichentrickvögelchen Tweety erinnerte sich damals offenbar schon keiner mehr). „Twitter, das sind heute kleine Einträge in Weblogs, also in diesen Internet-Tagebüchern“, versuchte ich dem hr2-Hörer „dieses Internet“ nahezubringen.

Damals gab es noch keine Smartphones oder sie hatten sich jedenfalls noch nicht auf breiter Ebene durchgesetzt, man konnte Tweets noch per SMS absetzen, was sich besonders im Fall der Terroranschläge von Bombay gezeigt hat, von denen unzählige Nutzer getwittert haben. Das war auch der Anlass für den Bericht in der Süddeutschen Zeitung. Sie zitierte einen Journalisten vom „Guardian“ mit den Worten: „Die Augenzeugen übernehmen die Nachrichten“.

Allerdings glaubte SZ-Autor Niklas Hofmann nicht so wirklich daran, wie er schrieb, denn die Twitter-Nutzer berichteten ohnehin nur über das, worüber auch Journalisten berichteten – wie eben in Bombay. Das seien nur die Dinge, die in dicht besiedelten Regionen passierten, mit Internetanschluss. An den Orten jedoch, an denen die Welt wirklich ihre schwarzen Löcher besitze, da sehe es ganz anders aus – also aus den Kampfgebieten des Kongo, aus Darfur, Nordkorea oder Birma würden wohl auch in Zukunft selten Twitteralarme erklingen.

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