Mehr Programmbeschwerden bei ARD, ZDF und Deutschlandradio

Im Jahr 2024 ist die Zahl der offiziellen Programmbeschwerden gegen ARD, ZDF und das Deutschlandradio stark gestiegen. Die Sender und ihre Rundfunkräte, die sie beaufsichtigen, haben rund 60 Prozent mehr davon registriert. Insgesamt waren es 1.129, die Räte haben fünf davon stattgegeben.

Der Anstieg geht vor allem auf konzertierte Massenbeschwerden zurück, die über das Portal rundfunkalarm.de kamen. Auf diesem Weg gingen bei ARD und ZDF im vergangenen Jahr rund 48.000 Beschwerden ein. Die waren aber hauptsächlich an die Sender selbst gerichtet und konnten dort wie Hörerpost beantwortet werden.

Die Zahl der Beschwerden bei den Rundfunkräten, die offizielle Verfahren einleiten können mit ggf. stärkeren Konsequenzen für die Sender, ist dagegen nur leicht gestiegen. Allerdings hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg einen Teil der Massenbeschwerden als offizielle Programmbeschwerden anerkannt und in die entsprechende Statistik aufgenommen. Das erklärt, warum er für 2024 insgesamt 280 Beschwerden auflistet, während es im Vorjahr nur 23 waren.

Wie die Zahlen aussehen und was dahintersteckt, habe ich im Deutschlandfunk erklärt.

Eurovision Song Contest: Spanien will Publikumsvoting für Israel überprüfen lassen

Der Eurovision Song Contest vom Wochenende hat nicht nur Freude über den Sieger JJ aus Österreich hervorgebracht. Er hatte zwar die meisten Punkte von den nationalen Musikjurys bekommen, die meisten Punkte von den Zuschauerinnen und Zuschauern gingen aber an den Beitrag aus Israel von Sängerin Yuval Raphael, die von den Jurys gar nicht so viele Punkte bekommen hat.

Weil das so auseinanderklafft, hinterfragen mindestens zwei beteiligte Sender jetzt das Abstimmungssystem für den ESC. Darüber habe ich für Deutschlandfunk Kultur und den Deutschlandfunk berichtet.

100 Jahre Hans Rosenthal: Wie Spielshows Geschichte schreiben

Die Spielshow ist eines der ältesten TV-Formate und bis heute beliebt. Ihre Anfänge liegen im Radio – auch dank des Showpioniers Hans Rosenthal, der im April 100 Jahre alt geworden wäre. Michael Borgers und ich blättern zu seinem Geburtstag und zu 75 Jahren ARD durchs Fotoalbum der Spielshow.

Journalist Nico Fried: „Medien sind aufgeregter als die Politik selber“

Medien haben in den letzten Tagen und Wochen über steigende Umfragewerte für die AfD geschrieben – teils in alarmierter Weise. Einige werteten das als Misstrauen gegenüber dem wahrscheinlich nächsten Bundeskanzler Friedrich Merz und als Reaktion auf die Zwischenergebnisse aus den Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD.

In der Berichterstattung über den Koalitionsvertrag, der noch von CDU und SPD gebilligt werden muss, bevor er unterzeichnet werden kann, wurden auch kritische Töne laut.

Dabei hielten sich Medien in der Vergangenheit oft an eine ominöse Frist von 100 Tagen, bevor sie eine Bundesregierung bewerteten (zum Ursprung hier die taz). Was ist aus dieser Frist geworden?

Der „Stern“-Chefkorrespondent Nico Fried findet die Frist im Prinzip sinnvoll, hält es aber auch für unerlässlich, dass Medien Zwischenergebnisse bewerten. Was die Dynamik von Umfragen angeht, kritisiert er zwar auch die ständige Veröffentlichung von Sonntagsfragen gerade in der Phase der Regierungsbildung, nennt aber Medien in der Angelegenheit aufgeregter als die Politik selber. Ich habe mit ihm für den Deutschlandfunk darüber gesprochen.

Corona-Recherchen: Wie berichten über Wahrscheinlichkeiten und Unsicherheiten?

DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung haben gestern darüber berichtet, dass der Bundesnachrichtendienst die Vermutung hat, dass das Coronavirus doch aus einem chinesischen Labor stammte. Die Rede ist von einer Wahrscheinlichkeit von 80 bis 95 Prozent.

Doch was bedeutet das? Denn wir reden ja nicht über lange Zeitreihen, aus denen man solch eine Wahrscheinlichkeit errechnen könnte, sondern es ist eine politische Einschätzung auf der Grundlage andersartiger Erkenntnisse.

Wie Medien darüber berichten könnten, habe ich heute im Deutschlandfunk mit Volker Hahn gesprochen, Leiter der Wissenschaftskommunikation beim Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Halle, Jena und Leipzig.

Was kein Vermögen ist: Sondervermögen

In der Debatte über 500 bis 1.000 Milliarden Euro Sondervermögen geht oft unter, dass das gar kein eigentliches Vermögen ist. Es sind eigentlich Schulden. Aus gegebenem Anlass habe ich eine Episode unseres Sprachchecks „Sagen und Meinen“ aktualisiert.

2024 war kein gutes Jahr für die Pressefreiheit

Im laufenden Jahr 2024 sind laut der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ 54 Journalistinnen und Journalisten getötet worden – bei oder wegen ihrer Arbeit. Mehr als 550 saßen oder sitzen im Gefängnis.

Die Geschäftsführerin der deutschen Sektion, Anja Osterhaus, hat mir im Interview bei @mediasres im Deutschlandfunk erzählt, warum die meisten von ihnen in den palästinensischen Gebieten getötet wurden und welche Länder noch gefährlich waren.

Den Bericht kann man hier finden. Ein ausführlicheres Dossier ist hier abrufbar (PDF).

Wenn das „Jahrhunderthochwasser“ mehrmals im Jahrhundert auftritt

Ein „Jahrhunderthochwasser“ oder eine „Jahrhundertflut“ sollte man eigentlich nur einmal in hundert Jahren erwarten. So ist es auch bei Wissenschaftlern definiert: Sie sprechen sogar präziser von einem „hundertjährlichen Hochwasser“. Und natürlich geht es ums statistische Mittel; es kann also durchaus mehrmals im Jahrhundert auftreten. Aber in den letzten Jahren hat die Zahl der Ereignisse so zugenommen, dass der Begriff keine große Aussagekraft mehr hat. Ich habe den Begriff im Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres unter die Lupe genommen.

Immer noch lebendig: 100 Jahre Hörspiel

Im vorigen Jahr ist das Radio in Deutschland 100 Jahre alt geworden. Ein Jahr hat es gedauert, bis seine bis heute wichtigste Kunstform auch in Deutschland ankam: das Hörspiel. Seitdem sind allein im deutschsprachigen Raum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehrere zehntausend Radio-Hörspiele produziert worden. Heute vor 100 Jahren ging das erste Hörspiel in Deutschland auf Sendung. Darüber habe ich für Kompressor in Deutschlandfunk Kultur und @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.

„Reise mit der Maus“: Über die unkritische Berichterstattung über eine Straftat

Die Maus ist wieder da. Eine Statue der Titelfigur der „Sendung mit der Maus“ war am vergangenen Dienstag vor einem WDR-Gebäude in Köln gestohlen worden. Am Mittwoch tauchte sie vor dem ZDF in Mainz wieder auf und wurde nach weiteren öffentlichkeitswirksamen Stationen in Erfurt und Magdeburg am Freitag nach Köln zurückgebracht. Vier Tage lang machten viele Medien diese PR-Aktion der Kampagnenorganisation Campact mit – und bejubelten damit eine Straftat. Das habe ich im Deutschlandfunk kommentiert.