Ein Familiendrama ist kein Drama, sondern Kriminalität

Ein „Drama“ oder eine „Tragödie“ kennen wir aus dem Theater. Das meinen Medien aber nicht, wenn sie von einem Familiendrama oder einer Familientragödie sprechen. Dann geht es um Straftaten – meist, wenn ein Mann Familienmitglieder tötet, etwa seine Eltern, seine Frau oder Ex-Frau und die eigenen Kinder oder die Kinder der Frau. Nicht selten tötet sich der Täter anschließend selbst.

Wie problematisch die Verwendung der Begriffe in Medien ist, habe ich für den Deutschlandfunk notiert.

Pentagon will Medienberichterstattung kontrollieren

Das Pentagon verlangt künftig, dass akkreditierte Reporter ihre Berichte vor Veröffentlichung genehmigen lassen. Ob das als staatliche Zensur gewertet wird, könnte vor dem Supreme Court entschieden werden, meint Hendrik Ohnesorge von der Universität Bonn. Ich habe mit ihm für den Deutschlandfunk gesprochen.

Wie journalistische Sprache die Ursachen von Verkehrsunfällen verschleiert

Wer sich für Verkehrsmeldungen in Tageszeitungen interessiert, findet da oft Schlagzeilen wie

  • „Fußgänger von Auto erfasst“
  • „Radfahrer konnte offener Tür nicht ausweichen“
  • „Auto übersieht Radfahrer“

Gemeinsam haben die Meldungen, dass man bei vielen von ihnen zum Schluss kommen muss: Vor allem Radfahrer und Fußgänger machen Fehler, Autofahrer kommen dagegen gut weg. Das liegt aber nicht an ihnen, sondern darüber, wie Polizei und Medien über Verkehrsunfälle berichten. (Ein Beispiel hatte ich auch mal hier im Blog.)

Ein Forschungsteam hat solche Berichte jetzt untersucht. Ich habe darüber im Deutschlandfunk mit Forschungsleiter Dr. Dirk Schneidemesser vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit in Potsdam gesprochen.

Das Problem ist nicht neu, das NDR-Medienmagazin Zapp hat darüber schon vor Jahren berichtet:

Link zur Pressemitteilung

Vorschläge, wie es besser gehen könnte

Machen Medien den Kulturkampf der Politik mit?

Robert Habeck zieht sich aus der Politik zurück – mit klaren Worten: In einem Interview mit der taz gestern teilt er nicht nur gegen Unionspolitiker aus, sondern auch gegen Medien. Die würden zum Kulturkampf im Land beitragen, sagt Habeck.

Er kritisiert Bundestagspräsidentin Julia Klöckner, sie habe völlig unnötig eine Debatte vom Zaun gebrochen, als sie die Regenbogenflagge auf dem Reichstagsgebäude verbot, und darüber die Gesellschaft gespalten – und weiter – Zitat:

Aber nun können Politiker sich ereifern, Zeitungen können vollgeschrieben werden, man kann Talkshows damit bestreiten, alle können etwas sagen, aber die eigentlich realen Probleme bleiben unbearbeitet, die zentralen Herausforderungen, die ein Land zu lösen hat, werden nicht diskutiert.

Darüber habe ich im Deutschlandfunk mit der Soziologin und Kulturwissenschaftlerin Dr. Simone Jung von der Leuphana-Universität Lüneburg gesprochen.

Wenn Medien Täter und Opfer umkehren

Wenn Medien über Gewalt gegen Minderheiten berichten – ganz gleich ob gegen Schwule, trans Personen, Musliminnen oder Juden – fällt oft so eine Formulierung: „weil er schwul ist“, „weil sie Jüdin ist“ oder auch „weil sie die Ehre der Familie verletzt hat“.

Das klingt auf den ersten Blick einleuchtend. Allerdings: Schwul oder jüdisch zu sein – um bei diesen Beispielen zu bleiben – ist ja nicht die Ursache für die Gewalt.

Deswegen sollten Medien das auch anders formulieren. Wie und warum, habe ich im Sprachcheck im Deutschlandfunk erklärt.

Journalistin Msia Amaglobeli verurteilt

In Georgien ist die regierungskritische Journalistin Msia Amaglobeli zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Sie soll einen Polizeichef angegriffen haben. Ihre Anhänger halten das aber nur für einen Vorwand; aus ihrer Sicht soll eine Journalistin mundtot gemacht werden, weil sie immer wieder Fälle von Korruption in Georgien aufdeckt. Darüber habe ich heute kurz im Deutschlandfunk berichtet.

Mehr als 300 Journalisten fordern Zugang nach Gaza

Der israelischen Regierung wird ein Genozid an den Palästinensern vorgeworfen. Als Belege dafür gelten aus den letzten Tagen vor allem Fotos von ausgehungerten Kindern. Darüber berichten ist aber nur schwer möglich, denn die israelische Regierung lässt weiterhin keine Journalistinnen und Journalisten in den Gazastreifen. Die haben jetzt gemeinsam eine Petition aufgesetzt. Mein Beitrag dazu im Deutschlandfunk.

Verbot von geschlechtergerechter Sprache: Wolfram Weimer spaltet, statt zu verbinden

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat bestimmte Formen des Genderns in seiner Behörde verboten. Begründet wird das mit vermeintlicher Bevormundung bei der Sprache. Dass das widersprüchlich ist, stört Weimer nicht. Ihm geht es um einen Kulturkampf. Mein Kommentar im Deutschlandfunk.

Warum Medien den Begriff „Deal“ nur als Zitat nutzen sollten

Wenn Medien den Begriff „Deal“ nutzen, ist klar, dass dieser auf Donald Trump zurückgeht. Im Zeitungskorpus des Digitalen Wörterbuchs der Deutschen Sprache ist eine Korrelation zwischen den Amtszeiten Trumps und der Verwendung in Medien so stark, dass sie kein Zufall sein kann.

Das Problem mit dem Begriff in Medien ist nicht nur das Framing Trumps, das mit übernommen wird. Sondern vor allem, dass der Begriff unpräzise ist. Im Deutschen kann damit zwar auch ein Wirtschaftsabkommen gemeint sein, aber auch ein Friedensvertrag. Oder doch nur eine Einigung, wie es sie heute in Sachen Zoll ist.

Vermutlich das Papier nicht wert, auf dem sie steht.

Trotzdem kann es durch die unbewusste Verwendung in Medien schnell nach einem Vertrag klingen. Deshalb sollten Medien das Wort nicht nutzen. Mehr dazu im heutigen Sprachcheck „Sagen und Meinen“ im Deutschlandfunk.

Erzbistum Köln greift Kölner Stadt-Anzeiger an

Das Erzbistum Köln hat auf ungewöhnliche Weise den Kölner Stadt-Anzeiger angegriffen. Ein Amtsleiter des Erzbistums, der für die nicht-pastoralen Mitarbeiter zuständig ist, hat einen offenen Brief geschrieben, in dem er die Berichterstattung von Chefkorrespondent Joachim Frank mit denkwürdigen Worten kritisiert – er nennt sie „menschenverachtend“. Auslöser ist ein Bericht des Stadt-Anzeigers über die Eröffnung des neuen Erzbischöflichen Bildungscampus in Köln. Das Erzbistum soll Mitarbeitende aufgefordert haben, dabei keine Regenbogensymbole zu tragen, weil die als Zeichen der Toleranz für queere Menschen gelten. An der Kritik ist aber nichts dran. Darüber habe ich im Deutschlandfunk berichtet.

Weitere Links:

Reaktion der Chefredaktion des Kölner Stadt-Anzeigers

Unterstützende Stellungnahme der Gesellschaft katholischer Publizistinnen und Publizisten