„Lassen Sie uns den Quatsch beenden“ – Die Kunst des guten Interviews

Konfrontativ, informativ oder sterbenslangweilig – Interviews können vieles sein. Hier laufen die Befragten zur Höchstform auf oder lassen sich in die Ecke drängen. Doch wie geht der Interviewer vor? Wie bereitet man sich vor, wie hält man durch und was muss getan werden, damit am Ende alle etwas davon haben?

Ich habe mich für @mediasres im Deutschlandfunk in den vergangenen Wochen viel mit der Darstellungsform Interview beschäftigen dürfen und hatte das Glück, dass mir ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, ORF-Moderator Armin Wolf und Deutschlandfunk-Kollegin Sandra Schulz erklärt haben, wie sie ihre Rolle verstehen, wie sie sich vorbereiten und wie sie mit ihren Interviewpartnern umgehen, um Zuschauern möglichst viel zu vermitteln.

Das ganze Feature läuft am Karfreitag ab 15.05 Uhr im Deutschlandfunk – gibt es natürlich hier auch jetzt schon online. Dort kann man auch viele Interviews nachlesen – empfehlenswerter ist es aber, sie sich selbst anzusehen oder anzuhören.

Ich empfehle zum Anfang schon mal einen kurzen Klassiker: Friedrich Nowottny interviewt Willy Brandt. 1972 redete der WDR-Fernsehjournalist und Moderator des „Berichts aus Bonn“ kurz mit dem damaligen Bundeskanzler – nach dessen Konsultationen mit dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou.

Ein Lehrstück, wie man es nicht machen sollte: nur geschlossene Fragen, auf die Willy Brandt ganz einfach antworten konnte, ohne sich eine einzige kritische Frage anhören zu müssen. In einer WDR-Sendung hat Nowottny später angedeutet, warum das Gespräch so lief wie es lief:

Wie es besser geht, lässt sich im Feature nachhören.

Wie arbeiten Auslandsjournalisten in der Corona-Krise?

Viele Korrespondentinnen und Korrespondenten berichten derzeit nicht wie gewohnt aus dem Ausland – weil die Sender während der Coronakrise eine Abwägung treffen müssen zwischen der Pflicht zur Berichterstattung und der Sicherheit der Mitarbeiter. Wie kann Auslandsberichterstattung jetzt noch funktionieren?

Darüber habe ich in einer spannenden Runde geredet – mit

  • Thilo Kößler, USA-Korrespondentin des Deutschlandradios in Washington, im Moment aber im Homeoffice in Köln, weil er wegen familiärer Gründe ausreisen musste und nun wegen des Einreisestopps nicht zurück kann
  • Simone Schlindwein, Pauschalistin für die taz in der Region der Großen Seen in Afrika, unter anderem für Uganda, Ruanda und die Demokratische Republik Kongo, wegen Ausgangsbeschränkungen im Moment im Homeoffice in Kigali
  • Marc Dugge, ARD-Hörfunkkorrespondent in Madrid
  • Ulf Röller, ZDF-Korrespondent Ostasien in Peking

Ich habe unter anderem danach gefragt, wie in so einer Krise die Auslandsberichterstattung gesichert werden kann, wo es in vielen Ländern Ausgangsbeschränkungen gibt, die teilweise auch Journalistinnen und Journalisten betreffen, Berichterstattung also teilweise nicht möglich ist.

Eine meiner Fragen: Können gerade öffentlich-rechtliche Sender ihre Korrespondenten nicht abziehen, weil sie wegen des Rundfunkbeitrags einen besonderen Informationsauftrag haben? Darüber musste ZDF-Korrespondent Ulf Röller laut lachen – auch wenn das merkwürdig klinge, sagte er, es sei gerade die spannendste Zeit seines Journalistenlebens und er wolle gar nicht zurück.

Auch Thilo Kößler zieht es zurück in die USA; sobald es möglich wird, will er wieder zurück.

Eine interessante Runde von einer Kollegin und drei Kollegen, die für ihre Arbeit brennen und das Beste aus der Situation machen.

Kann man hier hören und noch ein paar Zusatzinfos dazu lesen, welche Medien ihre Berichterstattung teilweise einschränken mussten, weil die Korrespondent*innen nicht am Ort sein können.

Drei Jahre „Schlagzeile von morgen“: Was vor der Haustür passiert

Seit drei Jahren ist @mediasres im Deutschlandfunk auf Sendung: das einzige (werk)tägliche Medienmagazin im Radio. Und von Anfang an ist auch die „Schlagzeile von morgen“ dabei – ein Querschnitt der journalistischen Arbeit in Lokalredaktionen. Zum Jubiläum habe ich mich noch mal durch alle rund 500 Schlagzeilen der vergangenen drei Jahre gehört. Meine Collage dazu gibt’s hier.