Drei Jahre „Schlagzeile von morgen“: Was vor der Haustür passiert

Seit drei Jahren ist @mediasres im Deutschlandfunk auf Sendung: das einzige (werk)tägliche Medienmagazin im Radio. Und von Anfang an ist auch die „Schlagzeile von morgen“ dabei – ein Querschnitt der journalistischen Arbeit in Lokalredaktionen. Zum Jubiläum habe ich mich noch mal durch alle rund 500 Schlagzeilen der vergangenen drei Jahre gehört. Meine Collage dazu gibt’s hier.

Corona-Krise zwingt Medien zu mehr Transparenz

Lange hatten sich Medien gescheut, ihre eigene Arbeit transparent zu machen. Die Corona-Krise zwingt sie jetzt dazu, weil sie die Arbeitsbedingungen verändert, was auch Auswirkungen auf die Berichterstattung hat und in Radio und Fernsehen auch aufs Programm.

Im Deutschlandfunk hat Redakteur Mario Dobovisek schon vor Beginn der Ausgangsbeschränkungen erzählt, wie sich das Haus vorbereitet – in Kurzfassung bei @mediasres (Audiothek), in Langfassung im Podcast „Der Tag“ (Audiothek). Seit Montag sendet der Deutschlandfunk ein leicht verändertes Programm, um Ressourcen für bevorstehende Zeiten zu schonen.

Dass Journalist*innen mittlerweile anders arbeiten, lässt sich ja auch kaum noch verheimlichen. Immer öfter werden Interviews nicht persönlich geführt, sondern über Messenger und Video-Chats im Netz. Im Radio hört man das an anderer O-Ton-Qualität, im Fernsehen an schlechten Bildern bzw. daran, dass gleich eingeblendet wird, dass die O-Ton-Geber nur zugeschaltet sind, etwa indem auch der Bildschirm zu sehen ist, auf dem die Gesprächspartner sind.

Im NDR-Medienmagazin „Zapp“ macht Autorin Caroline Schmidt transparent, wie sie über einen „Spiegel“-Redakteur im Homeoffice zu berichten versucht, ohne dass sie selbst ins Haus darf.

Zapp berichtet in den kommenden Wochen über die Arbeitsbedingungen von Journalist*innen in der Corona-Krise. In der zweiten Folge darf Schmidt auch nicht ins ARD-Hauptstadtstudio, was sie ebenfalls transparent macht.

Dass Medienmagazine das machen, ist natürlich nicht neu. Aber auch andere Redaktionen tun das jetzt verstärkt – und informieren auch in eigenen Artikeln über ihre neuen Arbeitsbedingungen.

So schreibt ARD-Fernsehkorrespondentin Tamara Anthony über ihr Leben in der Quarantäne in Peking:

Arbeiten von unterschiedlichen Orten ist das geringste Problem. Wir machen Konferenzen per Video-Schalte und haben “remote” – ich in Quarantäne, Katrin im Schnitt – zwei Tagesschauen aus Agenturmaterial produziert. So zum Beispiel unseren Bericht aus Anlass des Abebbens der Krise und über den Versuch der chinesischen Regierung, Zweifel zu säen über den Ursprungsort des Virus.

Die „Süddeutsche Zeitung“ erlebt redaktionelle „Veränderungen im Zeitraffer“:

Eine Redaktion ist ein lebendiger Organismus. Die SZ-Redaktion, so würden Wohlmeinende vielleicht sagen, ist ein besonders lebendiger. Das Leben dieses Organismus musste sich nun sehr schnell neu sortieren, so schnell wie noch nie in der 75-jährigen Geschichte dieser Zeitung. Die Vorbereitungen darauf begannen vor Wochen, als die ersten Meldungen über abgesperrte Gebiete in Italien die Runde machten. Notfallpläne wurden geschrieben, zusätzliche Notebooks mit Lieferwagen aus Lagern in das Verlagsgebäude gebracht. Die IT-Abteilung stockte die Zugänge zu den gesicherten Leitungen und die Bandbreite auf.

Der „Stern“ gibt Einblicke, wo seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerade zu Hause arbeiten, weist aber auch auf ein Privileg von Journalist*innen hin:

Natürlich haben wir trotz allem Glück. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufsgruppen lässt sich die Arbeit einer Redaktion leicht – und Dank einer Meisterleistung der technischen Abteilungen auch recht problemlos – ins Homeoffice verlagern.

„Die Zeit“ berichtet, wie groß der Bedarf an journalistischer Arbeit ist, während diese gleichzeitig schwieriger wird, was auch Auswirkungen aufs Schreiben hat:

Auch deshalb hat sich unsere meinungsfreudige Onlineredaktion in diesen Zeiten etwas Zurückhaltung verordnet und sucht weniger nach originellen Standpunkten als nach Erkenntnis und Evidenz. Alle Beiträge unseres Wissen-Ressorts etwa sind trotz des erheblich höheren Zeitdrucks, wie sonst auch, durch zahlreiche Gespräche mit den führenden Experten, durch wissenschaftliche Quellen (die wir stets nennen) und mehrfache interne Prüfungen abgesichert.

Die Tageszeitung „taz“ beklagt, dass persönliche Gespräche schwer zu ersetzen seien:

Wie geht das ohne persönliches Gespräch? Nur am Telefon? Schon jetzt arbeiten wir mit einer Teamsoftware, durch die man in virtuellen Räumen chatten kann, dort haben wir vergangene Woche der Raum „Corona-Themen“ eröffnet. Doch das persönliche Gespräch ist nicht so leicht zu ersetzen wie Händeschütteln. Corona bedeutet, dass wir uns einschränken, aber zugleich alternativ denken müssen.

Das ist eine positive Entwicklung. Inwiefern sie von Nutzerinnen und Nutzern honoriert wird, ist natürlich schlecht zu sagen. Der Mainzer Journalismusprofessor Tanjev Schultz findet allerdings – unabhängig von der aktuellen Entwicklung – dass Transparenz ein Grund dafür sein, das Medienvertrauen zu stärken. Im Interview mit dem Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres (Audiolink) sagte er mir am 26. Februar, als er seine neue Studie zum Medienvertrauen vorstellte:

Ich habe den Eindruck und wir in unserer Forschungsgruppe, dass es damit zusammenhängt, dass die Medien sehr viel mehr jetzt auch über sich selber diskutieren, auch Dinge transparent machen. Und dass auch diese Angriffe seit den vergangenen drei, vier, fünf Jahren, die es gegen Medien gibt, gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen oder überhaupt gegen die Presse, dass das die Leute dazu eigentlich fast zwingt, Stellung zu beziehen. Was früher eher so latent im Kopf war, da hat man nicht unbedingt drüber nachgedacht so sehr, das ist jetzt doch sehr bewusst geworden. Und die Menschen müssen sich irgendwie dazu verhalten, und sie erleben ja auch, dass permanent irgendwelche Gerüchte und Falschnachrichten auch über Social-Media-Kanäle reinkommen, und vielen Menschen dadurch auch wiederum klar wird: Ach, es ist vielleicht doch nicht so ganz verkehrt, seriöse Journalisten zu haben.

Es wäre eine gute Entwicklung, würden Medien nicht nur in der Corona-Krise an ihrer neuen Transparenz festhalten, sondern auch danach. Das Vertrauen in Medien kann das nur stärken.

 

Nachtrag (29. März 2020, 14.15 Uhr): Auch der Bayerische Rundfunk legt offen, wie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten – im Studio und zu Hause.

Nachtrag (4. April 2020, 13.00 Uhr): Wie es der Südwestrundfunk macht, erkärt er hier. Danke an Kollegin Sandra Müller für den Hinweis.

Auch die Freie Presse Chemnitz informiert seit knapp zwei Wochen immer wieder in Youtube-Interviews mit Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über ihre Arbeit.

Corona und die Medien

Medienthemen sind oft Querschnittsthemen. Das heißt, wenn man über Medien spricht, ist oft noch ein weiteres Ressort betroffen. Wenn man über inhaftierte Journalist*innen berichtet, hat das einen politischen Aspekt. Wenn man über Hass in sozialen Netzwerken spricht, einen juristischen. Wenn man über den Börsengang von Snapchat berichtet, einen wirtschaftlichen. Wenn man über Netflix-Produktionen spricht, einen kulturellen.

Umgekehrt gibt es Themen, die in allen Ressorts stattfinden. Ganz besonders deutlich sieht man das beim Corona-Virus. Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen, sondern politische, wirtschaftliche, kulturelle Aspekte – und eben auch mediale.

Das Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres, für das ich arbeite, berichtet mittlerweile täglich über Zusammenhänge zwischen dem Corona-Virus und den Medien. Hier eine kleine Auswahl der vergangenen Tage:

Noch viel mehr Aspekte findet man im Portal von @mediasres.

Wie sich Medien ansonsten mit dem Virus und der Krise beschäftigen, darüber gibt täglich die MDR-Medienkolumne „Altpapier“ einen Überblick.

YouGov stellt Angst vor Corona stärker dar als selbst ermittelt

Mit der Angst vor dem Corona-Virus lassen sich leicht Schlagzeilen machen. Auch das Umfrageunternehmen YouGov tut das. Es hat in zwei verschiedenen Zeiträumen im Abstand von einer Woche jeweils mehr als 2.000 Personen gefragt:

Welche der folgenden Aussagen beschreibt am besten Ihre Gefühle in Bezug auf eine Ansteckung mit dem Coronavirus (COVID-19)?

Die Fragestellung ist schon falsch: Denn COVID-19 ist kein Synonym für das Coronavirus, sondern die vom Virus ausgelöste Krankheit (siehe u.a. hier). Aber gehen wir mal davon aus, dass die meisten Befragten beides ebenfalls synonym benutzen, das wird die Antworten kaum verfälscht haben. Als Antwortmöglichkeiten gab YouGov vor:

  • Große Angst
  • Ziemliche Angst
  • Keine große Angst
  • Überhaupt keine Angst
  • Weiß nicht

(Quelle: yougov.de)

Mit „große Angst“ haben diese Woche (13. bis 16. März 2020) 9 Prozent geantwortet.* In der Darstellung von YouGov (abgerufen am 17. März 2020 um 11 Uhr) ist diese Zahl aber viel höher:

Mitte März sagen schon fast zwei von Fünf (37 Prozent), große Angst vor der Ansteckung mit dem Virus zu haben.

Auch im dazugehörigen Tweet steht das so:

Die Lösung: In dieser Darstellung wurden alle Antworten der Kategorie „ziemliche Angst“ der stärkeren Kategorie „große Angst“ einfach zugeschlagen und das Ergebnis damit verzerrt. Wieso sollte man differenziert antworten können, wenn YouGov diese Differenzierung am Ende sowieso planiert?

Dass Umfragen falsch dargestellt werden, ist keine Besonderheit. Aber dass ein Umfrageunternehmen selbst nicht in der Lage ist, seine eigenen Zahlen zu interpretieren, dann doch. Und es zeigt erneut, wie vorsichtig man mit diesen Ergebnissen umgehen muss.

 

* Ein Hinweis noch: Die Umfrage lief vom 13. bis 16. März, also an vier Tagen. In dieser Zeit war die Lage hochdynamisch, der Sachstand und die Empfehlungen des Bundes sowie Vorgaben von Ländern und Kommunen haben sich ständig verschärft. Wer am 13. März noch mit „keine Angst“ geantwortet hat, hätte am 16. März durchaus schon „ziemliche Angst“ haben können. Auch deshalb sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten.

Virtuelle Buchmesse statt Literaturmarathon

Der WDR5-Literaturmarathon in diesem Jahr fällt leider aus, damit sich das Corona-Virus nicht weiter verbreitet. Seit gestern Abend um 22 Uhr und noch bis heute um 22 Uhr hätten Schauspieler und Prominente aus 100 Büchern zum Thema Farbe gelesen.

Stattdessen sendet WDR5 ein Ersatzprogramm und übertragt darin zwischen 10 und 13 Uhr die „Virtuelle Buchmesse“ vom MDR. In Leipzig fällt ja auch die Buchmesse aus und wird nun sehr abgespeckt im Radio und im Netz durchgeführt, wenn man so will.

100 Bücher – 100 Farben

Rot ist die Farbe der Liebe. Aber auch die der Aggression. Grün steht für Hoffnung oder Natur, Gelb für Sonnenlicht und Neid. Und in Teilen sind schon alleine die Namen der Farben pure Poesie: Samtblau. Bordeauxrot. Honigfarben. Mauve.

Quer durch die Literaturgeschichte haben Autor*innen Bücher geschrieben, in denen eine oder mehrere Farben eine zentrale Rolle spielen. Vorgeschlagen von Literaturfans aus dem ganzen Land lesen starke Stimmen beim WDR5-Literaturmarathon Passagen aus 100 Büchern, die den Hörer*innen besonders wichtig sind. Darunter Christine Westermann, Ralph Caspers, Peter Saurbier, Katty Salié, Peter Nottmeier, Mieze Katz, Jonas Minthe, Hansi Jochmann, Wolfgang Niedecken und Mitglieder des WDR-Stimmwerks.

So war es jedenfalls ursprünglich geplant. Am Donnerstag aber hat der WDR den Literaturmarathon zumindest in der traditionellen Form abgesagt. Grund ist das Corona-Virus. In der Pressemitteilung heißt es:

Ausschlaggebend ist die extreme Dauer von 24 Stunden, der ständige Wechsel der Besucher, die nicht namentlich registriert werden, und die hohe Zahl der Mitwirkenden. Zudem gibt es üblicherweise bei der traditionellen Veranstaltung die Möglichkeit im Funkhaus auf dem Boden in räumlicher Enge zu übernachten – auch das war ein Grund.

Jetzt ist offen, was stattdessen passiert. Immerhin wollte WDR5 mit dem Literaturmarathon außerhalb der aktuellen Sendungen fast sein ganzes Programm füllen.

Ich durfte für dieses Jahr jedenfalls wieder vorgeschlagene Bücher lesen und Passagen auswählen. In Klammern steht, wann daraus eigentlich gelesen werden sollte.

  • Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages (zwischen 2 und 4 Uhr)
  • Erich Kästner: Die Doppelgänger (zwischen 2 und 4 Uhr)
  • Albert Camus: Die Pest (zwischen 4 und 6 Uhr)
  • Lisa Tetzner: Die schwarzen Brüder (zwischen 4 und 6 Uhr)
  • Walter Moers: Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr (zwischen 8 und 10 Uhr)

Hier findet man das ganze Programm.

Jetzt warten wir mal ab, was passiert.

bild.de korrigiert klammheimlich falschen Artikel

Am Dienstag habe ich für den Deutschlandfunk aufgeschrieben, wie bild.de und welt.de falsch (teilweise mindestens irreführend) über die Fake-Vorwürfe gegen Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf berichten. Auch zwei Tage später hatte bild.de noch nicht auf die Kritik reagiert. Mittlerweile hat sie – zu erkennen unter anderem an der neuen Überschrift:

Fake-Vorwürfe gegen TV-Moderatoren: Was bei Joko und Klaas alles schief lief

Zuvor hieß es da:

Nach Fake-Vorwürfen gegen Joko und Klaas: Kein Grimmepreis für „Late Night Berlin“

Der Artikel wurde gestern komplett überarbeitet, es gibt allerdings keinen Hinweis auf die Überarbeitung und die ursprüngliche Falschberichterstattung, und sogar das Datum wurde gefälscht. Dort ist die Rede vom 03.03.2020 Uhr um 19.30 Uhr, dabei war die Seite bis zum 05.03.2020 auf dem ursprünglichen Stand von vor der Änderung.

Inhaltlich wird jetzt zutreffend kein Zusammenhang mehr hergestellt zwischen dem Grimme-Preis für „15 Minuten“ und den Fake-Vorwürfen gegen zwei andere Sendungen der beiden Unterhalter. Der Preis wird jetzt das erste Mal in den letzten beiden Abstätzen erwähnt:

Nicht unter Fake-Verdacht steht dagegen ihre Pro7-Sendung „Joko und Klaas LIVE – 15 Minuten“. Deshalb sollen sie dafür auch mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet werden.

Wie geht das Grimme-Institut jetzt weiter mit den Vorwürfen um? Institutsleiterin Dr. Frauke Gerlach zu BILD: „Die Vorwürfe gegenüber Joko und Klaas sind genereller Natur, da wird man erstmal genau prüfen müssen, was davon zutrifft und was nicht. Wir zeichnen die beiden Entertainer sowie Thomas Martens und Thomas Schmitt (für Idee und Redaktion) für das Format ‚Joko und Klaas LIVE – 15 Minuten‘ aus.“

Jetzt könnte man noch darüber streiten, ob sie „dafür“ mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet werden sollen, dass sie in „15 Minuten“ nicht gefaket haben. Aber das würde zu weit führen.

Dass bild.de seinen falschen Artikel aber erst so spät korrigiert hat, obwohl es schon früh Hinweise auf die falsche Berichterstattung gab, zu einem Zeitpunkt, als der Artikel über die Startseite schon gar nicht mehr auffindbar war, es also mutmaßlich kaum noch Zugriffe gegeben haben könnte, das auch noch intransparent getan hat, weil es nirgendwo einen Hinweis auf die Überarbeitung gibt, der Artikel aber noch unter der alten URL erreichbar ist, und dafür auch ein falsches Datum angegeben hat, spricht für die journalistische Ethik der Redaktion.

Für Chefredakteur Julian Reichelt wäre es übrigens kein Problem, sich für so was zu entschuldigen, wie er mal dem Tagesspiegel gesagt hat:

Es fällt mir grundsätzlich leicht, mich zu entschuldigen, wenn wir Fehler gemacht haben.

Ich hab allerdings nicht mitbekommen, dass er es für diesen Artikel getan hat.

„Welt“ korrigiert Artikel über Joko und Klaas – „Bild“ nicht

Am Dienstag habe ich für den Deutschlandfunk aufgeschrieben, wie bild.de und welt.de falsch über Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf und deren Grimme-Preis berichtet haben.

Mittlerweile hat welt.de seinen Artikel überarbeitet und einen Korrekturhinweis ans Ende gesetzt, in dem es heißt:

Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Fassung entstand der Eindruck, dass „Late Night Berlin“ den Grimme-Preis aufgrund der Fälschungsvorwürfe verlieren würde. Das ist falsch. „Late Night Berlin“ gehörte zu den Nominierten in der Kategorie Unterhaltung. Einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung erhielt das ProSieben-Format „Joko und Klaas live – 15 Minuten“, in dem unter anderem Aktivisten gegen Rechtsextremismus eine Plattform gegeben wird. Wir haben diesen Fehler korrigiert, transparent kenntlich gemacht und bitten um Entschuldigung für dieses Versehen.

„Transparent kenntlich gemacht“ ist es lediglich durch diesen Hinweis am Ende des Artikels. Sauber wäre es gewesen, hätte man ganz am Anfang geschrieben: „Anders als von uns zunächst dargestellt…“ oder ähnliches.

Und die Korrektur kam extrem spät, nachdem es schon früh Hinweise gegeben hatte, dass der ganze Spin falsch ist. Da war die Meldung schon von der Startseite verschwunden. Korrigiert wurde unter anderem die Überschrift, die jetzt so lautet:

Gescripted und gecastet: Fake-Vorwürfe gegen Joko und Klaas

Deswegen nehme ich es welt.de auch nicht ab, dass da ein falscher Eindruck entstanden sein könnte. Dieser Eindruck war meiner Meinung nach gewollt, sonst hätte der Spin nicht funktioniert. Man wollte, wie bild.de, eine möglichst große Fallhöhe zwischen den Fake-Vorwürfen und dem Grimme-Preis erzeugen.

bild.de hat jetzt einen weiteren Artikel zu dem Fall geschrieben, in dem die falsche Darstellung so nicht mehr vorkommt. Der alte Artikel mit allen bewussten Falschinformationen ist aber weiterhin online (Stand: 05.03.20, 10.00 Uhr). Im neuen Artikel heißt es aber immer noch mindestens irreführend:

Ein Regieassistent, der mehrere Jahre für beide gearbeitet hat, zu BILD: „Das ist gut geplante Unterhaltung. Da steht ein Team von 40 Leuten hinter, man muss nur genau hingucken.“

DAS macht jetzt das Grimmeinstitut. Es hatte „Late Night Berlin“ für einen Grimme-Preis nominiert – wird die Sendung nun aber nicht auszeichnen. Dafür sollen Joko und Klaas für eine andere geehrt werden.

Institutsleiterin Dr. Frauke Gerlach zu BILD: „Die Vorwürfe sind genereller Natur, da wird man genau prüfen müssen, was zutrifft und was nicht.“

Die Formulierung, dass die Sendung „nun“ nicht ausgezeichnet würde, insinuiert, es gebe einen Zusammenhang mit den Fake-Vorwürfen. Gibt es aber nicht, wie Grimme-Sprecher Lars Gräßer mir am Dienstag bestätigt hat.

NRW-Gesundheitsminister kritisiert Krankenhäuser

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat die Krankenhäuser im Land kritisiert, nicht genug für die Arbeitssicherheit zu tun. Laumann hatten Hilferufe von Ärzten erreicht, die sich darüber beklagten, es gebe nicht genug Schutzausrüstung zur Behandlung von Menschen, die sich mit dem Corona-Virus identifiziert haben oder das vermuten. Ihnen geht es zum Beispiel um Atemschutzmasken und Schutzanzüge.

Darüber und wie die Lage in Nordrhein-Westfalen im Moment ist, habe ich in „WDR aktuell – Der Tag um zwölf“ (Audio) mit Edda Dammmüller berichtet – bei WDR3, WDR4 und WDR5.