Das alte Twitter ist zurück

Einen Account habe ich bei Bluesky schon seit einigen Monaten, aber erst in den vergangenen Tagen habe ich ihn wieder reaktiviert. Bei Twitter war ich bereits ausgestiegen, noch bevor es zu X wurde. Mittlerweile hat Elon Musk sein eigenes sogenanntes soziales Netzwerk für vernünftige Menschen unbespielbar gemacht. Für mich ist es unfassbar, dass dennoch Leute wie Robert Habeck oder die SPD glauben, dort neu anzufangen.

BlueSky fühlt sich dagegen in vielerlei Hinsicht an wie Twitter – angefangen bei Design und Funktionalität. Die Zahl derjenigen, denen ich folge, und die, die mir folgen, sind allerdings noch relativ überschaubar. Hilfreich sind die sogenannten Starter Packs, die man anklicken kann, um dort Accounts zu bestimmten Themen zu finden.

Für Medienjournalistinnen und -journalisten hatte ich ein solches Pack bisher noch nicht gefunden – und daher selbst eines angelegt. Wer also auf den Link klickt, kommt zu einer Liste mit Kolleginnen und Kollegen, denen es zu folgen lohnt. Selbst wenn sie nicht ausschließlich zu Medienthemen posten, findet man dort viele Hinweise darauf. Kolleginnen und Kollegen, die zwar auch gelegentlich zu Medienthemen posten, deren journalistisches Fach das aber nicht ist, habe ich einstweilen außen vor gelassen. Gerne Hinweise an mich, wer noch aufgenommen werden sollte.

Öffentlich-rechtliche Medien auf Twitter: Bleiben oder gehen?

Jeden Tag gibt es neue verstörende Tweets des neuen Twitter-Besitzers Elon Musk. Mal abgesehen von den ganzen Veränderungen, die er bei Twitter vornimmt: Hass, Hetze und Desinformation zulassen, Spam-Accounts nicht stoppen, Leute entlassen.

Sollten Journalistinnen und Journalisten und Medien da nicht lieber die Plattform verlassen? Das habe ich im Dlf-Medienpodcast „Nach Redaktionsschluss“ mit ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Nicole Diekmann, Deutschlandradio-Multimedia-Chefin Nicola Balkenhol und Digitaljournalist Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog diskutiert.

„Schreiben Sie uns!“ – Wie können Medien es schaffen, dass alle mitreden?

Viele Redaktionen sammeln täglich tausende Kommentare von Nutzerinnen und Nutzern ein – auf ihren eigenen Webseiten und in sozialen Netzwerken. Doch oft dominieren die Lauten die Diskussion und geben ihre Richtung vor. Die Stillen lesen oder hören mit, bringen sich aber nicht ein – aus Bescheidenheit oder Angst vor Öffentlichkeit.

So geht es uns auch bei „Nach Redaktionsschluss“. Dabei sollten auch die Stimmen derjenigen gehört werden, die sich nicht nach vorne drängen. Wie schaffen Redaktionen das?

Darüber haben wir live auf der re:publica 2022 gesprochen: Sören Brinkmann (@mediasres) mit Sina Laubenstein (Gesellschaft für Freiheitsrechte), Frida Kammerer (Community Management der Tagesschau) und Romy Mlinzk (Bundesvereinigung Community Management). Die Produktion habe ich besorgt.

Wenn Medien Schlagzeilen machen – das mediale Jahr 2021 im Rückblick

Das Jahr 2021 geht zu Ende. In @mediasres im Deutschlandfunk haben meine Kollegin Brigitte Baetz, unser Kolumnist Matthias Dell und ich das mediale Jahr Revue passieren lassen. Es gab zu viele wichtige Themen für 24 Minuten, aber wir haben über den Fall Julian Reichelt, die merkwürdigen Äußerungen von Springer-Chef Mathias Döpfner, über den Umgang des WDR mit der Journalistin Nemi El-Hassan, über die Berichterstattung im Bundestagswahlkampf und über die Klimakrise gesprochen.

„Darüber diskutiert das Netz“: Twitter als Agendasetter des Hauptstadtjournalismus

Der Bundestagswahlkampf 2021 findet auch im Netz statt – aber nicht nur in Wahlspots und Memes, sondern auch in politischen Debatten in sozialen Netzwerken. Vor allem Twitter spielt dabei eine große Rolle. Auch wenn nur eine Minderheit der Deutschen bei Twitter aktiv ist, hat das Netzwerk großen Einfluss. Bei Twitter kreisen Politik und Medien oft um sich selbst und befeuern sich gegenseitig. Das hat Auswirkungen. Laschets Lachen im Flutgebiet, Plagiatsvorwürfe gegen Annalena Baerbock – Skandale und Skandälchen auf Twitter werden auch in klassischen Medien fortgesetzt.

Deutschlandfunk-Hörer Jakob Vincent Latzko findet Twitter eigentlich nicht schlecht. Aber für ihn steht dort der oberflächliche Streit zu sehr im Vordergrund, während es zu selten um Inhalte geht. Die Auseinandersetzungen bei Twitter spiegeln seiner Ansicht nach nicht wider, was wirklich diskutiert wird. Und dem Hörer ist nicht immer klar, ob sich ein Journalist beruflich oder privat äußert.

Kurz vor der Bundestagswahl haben wir im Podcast „Nach Redaktionsschluss“ (Dlf-Audiothek) über die Bedeutung von Twitter für den Hauptstadtjournalismus gesprochen – mit unserem Hörer Jakob Vincent Latzko, mit Deutschlandfunk-Hauptstadtkorrespondentin Ann-Kathrin Büüsker, dem Journalist Martin Fehrensen vom Social Media Watchblog und mit mir. Produktion: Michael Borgers.

Social Bots – die übertriebene Gefahr?

Medien haben in den vergangenen Jahren gerne darüber berichtet, wie mächtig und gefährlich sogenannte „Social Bots“ eigentlich sind. Gemeint sind automatisierte Accounts etwa bei Twitter und Facebook, die nicht nur Nachrichten verbreiten, sondern angeblich auch mit anderen Nutzern interagieren, ohne dass man erkennen kann, dass es eigentlich Maschinen sind.

Auch mehrere Untersuchungen haben von einem Anteil Social Bots an allen Accounts von rund 15 Prozent gesprochen. Florian Gallwitz, Professor für Medieninformatik an der Technischen Hochschule Nürnberg, hat sich die Untersuchungen angesehen und keine Belege dafür gefunden, dass es überhaupt nur einen einzigen Social Bot gibt. Er hat mir im Interview für @mediasres im Deutschlandfunk erzählt, dass er die für eine Erfindung hält.

Gesperrte Twitter-Konten: „Ein erheblicher Einschnitt“ für die Identitäre Bewegung

Zwei Jahre nach Facebook hat nun auch Twitter Konten der rechtsextremen Identitären Bewegung gesperrt. Für den Extremismusforscher Jakob Guhl kommt das zwar spät – sei insgesamt aber positiv zu bewerten. Ohne die großen Plattformen könne die Gruppe ihr Ziel der Diskursverschiebung nach rechts schwerer erreichen, sagte Guhl mir im @mediasres-Interview im Deutschlandfunk.

Wie ich mal verkachelt wurde

Gelegentlich hab ich mich hier darüber beschwert, wie Aussagen auf Zitatkacheln verkürzt werden und nicht zu einem vernünftigen Diskurs über Themen beitragen.

Jetzt ist es passiert – ich bin selbst auf einer gelandet. Allerdings ohne mein Wissen. ZDFkultur hat ein Zitat aus meiner Betrachtung des Begriffs „Verschwörungstheorie“ verkachelt.

Falschnachrichten nach Hanau und Volkmarsen: „Sie wollen Menschen beeinflussen“

Nach besonderen Ereignissen wie dem in Volkmarsen kursieren oft sehr schnell Falschnachrichten im Netz. Ihre Verbreiter würden damit ein Informationsvakuum nutzen, sagte Kommunikationsforscherin Katharina Kleinen-von Königslöw im Dlf. Denn etablierte Medien seien auf gesicherte Quellen angewiesen.

Mein Interview mit Katharina Kleinen-von Königslöw in @mediasres im Deutschlandfunk.

Häppchenjournalismus bleibt nicht ohne Folgen

Jeden Tag lesen wir Nachrichten: auf dem Smartphone, elektronischen Werbetafeln oder in den Sozialen Netzwerken. Die Formate dafür werden immer kürzer. Immer öfter fehlt der Kontext, mitunter auch das journalistische Handwerk. Das zeigt sich besonders beim Umgang der Journalisten mit Zitaten. Mein Beitrag fürs WDR5-Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“.


„Kühnert warnt vor GroKo-Ausstieg“

„Kühnert macht Kehrtwende“

„Kühnert warnt vor Bruch mit der Union“

Drei Schlagzeilen Anfang Dezember, kurz vor dem Parteitag der SPD. Sie beruhen auf einem Interview, das Juso-Chef Kevin Kühnert der Rheinischen Post gegeben hatte. Darin sagt er:

„Wer eine Koalition verlässt, gibt einen Teil der Kontrolle aus der Hand, das ist doch eine ganz nüchterne Feststellung. Auch das sollten die SPD-Delegierten bei ihrer Entscheidung berücksichtigen.“

Kühnert zitiert sich in diesem Twitter-Video selbst, in dem er die angebliche 180-Grad-Wende dementiert, die ihm Zeitungen und Agenturen unterstellen.

„…und da hab ich Sachen zum Thema Große Koalition gesagt, die sag ich ehrlich gesagt schon seit anderthalb Jahren, und die sind jetzt in einer Agenturmeldung aus meiner Sicht falsch dargestellt worden…“

Nicht der einzige Fall in diesem Jahr, in dem eine Interviewäußerung aus dem Zusammenhang gerissen wurde. Oliver Georgi, Politikredakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, beobachtet diese Entwicklung schon seit Längerem:

„Da wird dann ein Zitat, ein Satz oder eine Stellungnahme herausgepickt. Die wird dann bei den sozialen Netzwerken aufgegriffen, und dann wird innerhalb von wenigen Stunden oder sogar Minuten nur noch über einen Satz aus dem Interview debattiert, und der verbreitet sich dann sehr schnell, und die Erregung nimmt mit jeder weiteren Verbreitung noch zu. Und am Ende hat dann die Aufregung über das Interview mit dem eigentlichen Interview gar nichts mehr zu tun.“

Denn nicht nur im Fall Kevin Kühnert folgte dem Interview ein Dementi. Im August gab CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer der Funke-Mediengruppe ein Interview. Die twitterte und titelte anschließend, Kramp-Karrenbauer habe dem ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen mit einem Parteiausschlussverfahren gedroht. Auch das eine Formulierung, die die CDU-Chefin noch am selben Tag dementierte:

„Ich habe weder im Interview noch an anderer Stelle ein Parteiausschlussverfahren gefordert.“

FAZ-Redakteur Georgi macht vor allem Sorge, dass Journalisten mit solchen Verkürzungen Empörungsspiralen in Gang setzen, die keinerlei Grundlage hätten.

Verbreitet werden sie nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch in anderen journalistischen Kurzformaten, die es heute gibt: auf Bildschirmen in Bahnhöfen und Bussen, auf Werbetafeln an der Straße und in Pushnachrichten aufs Handy.

„In der Art der Zuspitzung, da findet diese Differenzierung aber keinen Platz mehr. Das führt dazu, dass wir alle, auch die Medien, die dann über Twitter, Shitstorm und über die Empörung berichten, dass wir den dann noch weiterverbreiten. Und man hat als Politiker es sehr schwer, eine solche Äußerung, die bei Twitter mal läuft oder auch in den traditionellen Medien aufgegriffen wurde, nochmal einzuholen.“

Georgi glaubt, dass diese Art der Berichterstattung langfristig dafür sorgt, dass Bürgerinnen nicht nur das Vertrauen in die Politik verlieren, sondern auch in die Medien. Denn auch wenn Politiker redlich argumentieren würden, könne es doch passieren, dass Journalistinnen ihre Aussagen wiederum verkürzen.

Der FAZ-Journalist hat aber auch beobachtet, dass Politikerinnen ihre Aussagen bewusst vage halten, um nicht auf allzu Konkretes festgelegt zu werden.

Aber auch Politiker der – sagen wir mal – der etablierten Parteien machen das, nicht immer mit Vorsatz, dass sie eine Äußerung bewusst vage formulieren, dann können sie sozusagen darauf nicht festgenagelt werden, weil das ja eben nicht klar und prägnant gesagt haben, aber die Botschaft, die sie damit vermitteln wollen – Kritik allgemein oder einem Kollegen nahezulegen, dass er sein Amt niederlegen muss, ohne ihn hart und klar kritisiert zu haben.“

Dann ist es ein Spiel für die Medien, die mitunter auch bereitwillig mitmachen. Denn auch wenn eine skandalöse Äußerung zurückgenommen wird, sorgt das wieder für neue Schlagzeilen.