Nutzer können heute in Online-Medien zu Vielem ihre Meinung abgeben: schnell geklickt und mal sehen, was die Anderen denken. Besonders aussagekräftig sind die Ergebnisse selten – den Redaktionen geht es um etwas anderes. Mein Beitrag für @mediasres im Deutschlandfunk.
Kategorie: mediasres
Journalisten zwischen den Fronten in Kamerun
In Kamerun gärt schon seit dem vorigen Jahr weitgehend unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit ein Konflikt zwischen zwei Bevölkerungsgruppen – zwischen den englischsprachigen Bewohnern einerseits und den französischsprachigen Bewohnern andererseits. Die englischsprachigen in zwei Regionen Kameruns fühlen sich von den französischsprachigen unterdrückt. Zumal auch Präsident Paul Biya, der seit 35 Jahren an der Macht ist und trotzdem mit 85 Jahren in diesem Herbst erneut als Präsidentschaftskandidat antritt, französischsprachig ist.
Journalisten geraten immer wieder zwischen die Fronten von Regierung und Separatisten. Beide Seiten versuchen, sie für ihre Seite zu instrumentalisieren. Der Zivile Friedensdienst versucht, in Kamerun einen friedensfördernden Journalismus zu unterstützen. Darüber habe ich in @mediasres im Deutschlandfunk mit Alexander Vojvoda gesprochen, der sich in Kamerun darum bemüht. Nachzuhören hier.
So geht Radio – Korrespondenten erzählen aus ihrem Arbeitsalltag
Viele Konsumenten von Medien wissen viel zu wenig darüber, wie all die Radiobeiträge, Fernsehberichte und Zeitungsartikel entstehen, die sie täglich konsumieren. Ich merke das immer wieder an Mails von Hörern oder an Tweets, in denen Ansprüche an Journalisten formuliert werden, die unrealistisch sind – wenn auch aus verschiedenen Gründen.
In @mediasres, dem Medienmagazin des Deutschlandfunks, haben wir deshalb in diesem Sommer unsere Korrespondenten gebeten, eine Geschichte aus ihrem Alltag zu erzählen. Schwierigkeiten, mit denen sie in ihrer Arbeit zu kämpfen haben – über die sie nicht jammern, weil sie Teil davon sind, die zu kennen aber den Hörern ein wenig mehr darüber erzählen, wie Journalisten arbeiten und was sie leisten können.
Die ersten Beiträge sind schon gelaufen und auch noch online zu lesen und zu hören – weitere folgen.
Bisher hat uns Florian Kellermann aus Warschau erzählt, dass die polnische Regierung deutschen Korrespondenten misstraut. Marcus Schuler aus dem Silicon Valley fühlt sich als deutscher Radioreporter von den großen Tech-Konzernen ignoriert. Silke Diettrich aus Neu Delhi kann nicht einfach so mal nach Afghanistan fahren, sondern muss vorher ihr Testament machen. Friedbert Meurer aus London beklagt sich darüber, dass die Wirklichkeit manchmal anders aussieht als sich die Kollegen in den deutschen Funkhäusern sie vorstellen. Benjamin Hammer aus Tel Aviv schwärmt von seinen Mitarbeitern im Gazastreifen, ohne die sie dort aufgeschmissen wären. Und Linda Staude aus Nairobi versucht, sich im Sprachengewirr Kenias zu orientieren.
Es sind hörenswerte Beiträge und Gespräche, nach denen man manchen Beitrag mit anderen Ohren hört. Die Reihe wird noch bis August fortgesetzt.
MrWissen2Go: „Raus aus dem Elfenbeinturm und rein ins Leben“
Für @mediasres habe ich MrWissen2Go gefragt, wie er aktuelle Entwicklungen in den Medien beurteilt. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der Journalist Mirko Drotschmann, der in seinem YouTube-Kanal ein junges Publikum über Politik informiert – nachzuhören in der Sendung vom 12. Juli.
Was läuft gut in den Medien?
Ich hab den Eindruck, dass das Thema investigativer Journalismus seit einiger Zeit wichtiger genommen wird und größer ist als es noch vor zehn, 15 Jahren der Fall ist, und das find ich gut. Weil Journalismus merkt, wir brauchen wieder eine Legitimationsgrundlage, warum es uns gibt und warum wir was besser machen als die ganzen Blogs und die selbsternannten Journalisten, die das eben nicht gelernt haben und die nicht die Möglichkeiten haben, die wir haben.
Was läuft schlecht in den Medien?
Diese ständige Hysterie. Es gibt immer ne neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Da wird dann groß drüber berichtet tagelang, und nach ner Woche hat’s dann jeder wieder vergessen. Dann gibt’s irgendwelche Hashtags, die durchs Netz gehen, das wird dann wiederum aufgegriffen, und nicht nachhaltig darüber berichtet, das find ich schade.
Und bei Ihnen?
Was mich sehr beschäftigt, ist die Frage der Glaubwürdigkeit: Wir Journalisten müssen selbstkritisch sein. Wir müssen transparent arbeiten, wir müsen den Leuten klar machen, warum wir das jetzt gerade so recherchiert haben. Dazu gehört, finde ich, auch, Quellen zu veröffentlichen, um eben auch zu zeigen: Wir heben uns ab von denen, die einfach nur Falschmeldungen ins Netz blasen und die einfach nicht belegen können. Wir müssen wieder raus – ich glaub, Sigmar Gabriel hat mal gesagt – dahin gehen, wo’s stinkt. Und ich glaube, das müssen wir Journalisten auch: Raus aus dem Elfenbeinturm und rein ins Leben. Und das find ich wichtig.
„In einer Welt, in der alle aufeinander einschreien, lohnt es sich nicht wirklich zu leben“
Für @mediasres habe ich den Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen von der Universität Tübingen gefragt, wie er aktuelle Entwicklungen in den Medien beurteilt – nachzuhören in der Sendung vom 4. Juli.
Was läuft gut in den Medien?
Aus meiner Sicht gibt es eine neue Nachdenklichkeit in den Medien, bedingt durch die Refinanzierungskrise – niemand hat ein robustes Geschäftsmodell – und bedingt durch die Vertrauenskrise. Und das hat eine neue Nachdenklichkeit in den Medien hervorgebracht: Wie können wir einen Pakt schließen, einen Pakt der Solidarität mit unserem Publikum. Das wird entscheidend sein. Und dieser Prozess ist angestoßen.
Was läuft schlecht in den Medien?
Aus meiner Sicht läuft vieles schlecht. Digitalgiganten wie Google und Facebook kannibalisieren den Werbemarkt, bekommen die Vertriebshoheit gewissermaßen über die Kanäle seriöser Information. Das läuft schlecht, und da muss die Gesellschaft vor allem eine Antwort finden. Es braucht so etwas wie redaktionelles Bewusstsein.
Und bei Ihnen?
Mich beschäftigt die Frage, wie wir als Gesellschaft Techniken der Mäßigung lernen können, Techniken der Abkühlung, die Form des Miteinanderredens wieder neu entdecken können. Denn in einer Welt, in der alle aufeinander einschreien, und das sofort, in der lohnt es sich nicht wirklich zu leben.
Urteil zum Rundfunkbeitrag: „Rückenwind für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk“
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden: Der Rundfunkbeitrag ist weitgehend mit dem Grundgesetz vereinbar. Darüber habe ich mit der rheinland-pfälzischen Medienstaatssekretärin Heike Raab gesprochen, die die Medienpolitik der Länder koordiniert. Sie sieht den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit dem Urteil bestätigt, sagte sie bei @mediasres im Deutschlandfunk. Dennoch stünden jetzt die notwendigen Änderungen an, die die Verfassungsrichter einfordern. Wie genau diese aussehen, sagte Raab nicht.
NDR will keine Werbung mehr für Facebook machen
Medienhäuser nutzen Facebook nicht nur, um eigene Inhalte zu verbreiten – viele sehen das Netzwerk inzwischen auch als Konkurrenten auf dem Werbemarkt. Zeitungen sowie Radio- und Fernsehsender wollen zurückhaltender werden. Der NDR macht jetzt einen ersten kleinen Schritt, der Signalwirkung haben könnte. Von der Jahreskonferenz des Netzwerks Recherche in Hamburg habe ich für @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.
Nachrichten zu fetten Sounds – Musik in journalistischen Formaten
Journalismus soll sachlich sein. Doch vor allem in Fernsehberichten gibt es einen Faktor, der Neutralität beeinträchtigen, aber andererseits auch hilfreich sein kann: Musik. Mein Beitrag dazu in @mediasres im Deutschlandfunk.
VIVA wird abgeschaltet: „Die große Ära des Musikfernsehens ist vorbei“
Es sollte der deutschsprachige Gegenentwurf zu MTV sein: VIVA war in den 90er-Jahren Kult in Deutschland. Doch das Konzept vom Musikfernsehen hat sich inzwischen überlebt, meint der ehemalige VIVA-Geschäftsführer Dieter Gorny im Deutschlandfunk. Ich hab mit ihm für @mediasres gesprochen.
Hass – ein schwieriges Wort
Hass – ein starkes Wort, findet @mediasres-Kolumnistin Silke Burmester:
Hass ist der Flüssigkitt der Journalisten. Sie gießen ihn in jede gedankliche Fuge. Bevor sie überlegen, worum es eigentlich geht und was für diesen Umstand das passende Wort wäre, gießen sie das Wort „Hass“ in die Lücke in ihrem Kopf und lassen einen Text herausplumpsen, in dem der Hass herumwirbelt wie einst die Kessler-Zwillinge.
Eigentlich hätte sie ihren Text auch in der sprachkritischen Rubrik des Medienportals Übermedien veröffentlichen können. Sie beschäftigt sich mit Wörtern, die die Gastautoren unpassend finden, übertrieben oder falsch. Problem ist nur der Titel der Rubrik. Sie heißt „Hasswort.“