100 Jahre Hans Rosenthal: Wie Spielshows Geschichte schreiben

Die Spielshow ist eines der ältesten TV-Formate und bis heute beliebt. Ihre Anfänge liegen im Radio – auch dank des Showpioniers Hans Rosenthal, der im April 100 Jahre alt geworden wäre. Michael Borgers und ich blättern zu seinem Geburtstag und zu 75 Jahren ARD durchs Fotoalbum der Spielshow.

Journalist Nico Fried: „Medien sind aufgeregter als die Politik selber“

Medien haben in den letzten Tagen und Wochen über steigende Umfragewerte für die AfD geschrieben – teils in alarmierter Weise. Einige werteten das als Misstrauen gegenüber dem wahrscheinlich nächsten Bundeskanzler Friedrich Merz und als Reaktion auf die Zwischenergebnisse aus den Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD.

In der Berichterstattung über den Koalitionsvertrag, der noch von CDU und SPD gebilligt werden muss, bevor er unterzeichnet werden kann, wurden auch kritische Töne laut.

Dabei hielten sich Medien in der Vergangenheit oft an eine ominöse Frist von 100 Tagen, bevor sie eine Bundesregierung bewerteten (zum Ursprung hier die taz). Was ist aus dieser Frist geworden?

Der „Stern“-Chefkorrespondent Nico Fried findet die Frist im Prinzip sinnvoll, hält es aber auch für unerlässlich, dass Medien Zwischenergebnisse bewerten. Was die Dynamik von Umfragen angeht, kritisiert er zwar auch die ständige Veröffentlichung von Sonntagsfragen gerade in der Phase der Regierungsbildung, nennt aber Medien in der Angelegenheit aufgeregter als die Politik selber. Ich habe mit ihm für den Deutschlandfunk darüber gesprochen.

Corona-Recherchen: Wie berichten über Wahrscheinlichkeiten und Unsicherheiten?

DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung haben gestern darüber berichtet, dass der Bundesnachrichtendienst die Vermutung hat, dass das Coronavirus doch aus einem chinesischen Labor stammte. Die Rede ist von einer Wahrscheinlichkeit von 80 bis 95 Prozent.

Doch was bedeutet das? Denn wir reden ja nicht über lange Zeitreihen, aus denen man solch eine Wahrscheinlichkeit errechnen könnte, sondern es ist eine politische Einschätzung auf der Grundlage andersartiger Erkenntnisse.

Wie Medien darüber berichten könnten, habe ich heute im Deutschlandfunk mit Volker Hahn gesprochen, Leiter der Wissenschaftskommunikation beim Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Halle, Jena und Leipzig.

Was kein Vermögen ist: Sondervermögen

In der Debatte über 500 bis 1.000 Milliarden Euro Sondervermögen geht oft unter, dass das gar kein eigentliches Vermögen ist. Es sind eigentlich Schulden. Aus gegebenem Anlass habe ich eine Episode unseres Sprachchecks „Sagen und Meinen“ aktualisiert.

2024 war kein gutes Jahr für die Pressefreiheit

Im laufenden Jahr 2024 sind laut der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ 54 Journalistinnen und Journalisten getötet worden – bei oder wegen ihrer Arbeit. Mehr als 550 saßen oder sitzen im Gefängnis.

Die Geschäftsführerin der deutschen Sektion, Anja Osterhaus, hat mir im Interview bei @mediasres im Deutschlandfunk erzählt, warum die meisten von ihnen in den palästinensischen Gebieten getötet wurden und welche Länder noch gefährlich waren.

Den Bericht kann man hier finden. Ein ausführlicheres Dossier ist hier abrufbar (PDF).

Wenn das „Jahrhunderthochwasser“ mehrmals im Jahrhundert auftritt

Ein „Jahrhunderthochwasser“ oder eine „Jahrhundertflut“ sollte man eigentlich nur einmal in hundert Jahren erwarten. So ist es auch bei Wissenschaftlern definiert: Sie sprechen sogar präziser von einem „hundertjährlichen Hochwasser“. Und natürlich geht es ums statistische Mittel; es kann also durchaus mehrmals im Jahrhundert auftreten. Aber in den letzten Jahren hat die Zahl der Ereignisse so zugenommen, dass der Begriff keine große Aussagekraft mehr hat. Ich habe den Begriff im Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres unter die Lupe genommen.

Immer noch lebendig: 100 Jahre Hörspiel

Im vorigen Jahr ist das Radio in Deutschland 100 Jahre alt geworden. Ein Jahr hat es gedauert, bis seine bis heute wichtigste Kunstform auch in Deutschland ankam: das Hörspiel. Seitdem sind allein im deutschsprachigen Raum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehrere zehntausend Radio-Hörspiele produziert worden. Heute vor 100 Jahren ging das erste Hörspiel in Deutschland auf Sendung. Darüber habe ich für Kompressor in Deutschlandfunk Kultur und @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.

„Reise mit der Maus“: Über die unkritische Berichterstattung über eine Straftat

Die Maus ist wieder da. Eine Statue der Titelfigur der „Sendung mit der Maus“ war am vergangenen Dienstag vor einem WDR-Gebäude in Köln gestohlen worden. Am Mittwoch tauchte sie vor dem ZDF in Mainz wieder auf und wurde nach weiteren öffentlichkeitswirksamen Stationen in Erfurt und Magdeburg am Freitag nach Köln zurückgebracht. Vier Tage lang machten viele Medien diese PR-Aktion der Kampagnenorganisation Campact mit – und bejubelten damit eine Straftat. Das habe ich im Deutschlandfunk kommentiert.

Ostdeutsche: Wie Vorurteile in Medien verstärkt werden

Machtlos, rechts und benachteiligt – so werden Ostdeutsche oft in Medien dargestellt. Anett Friedrich und Christoph Peters haben darüber für den MDR eine sehenswerte Doku gedreht, in der sie unter anderem zeigen, wie bundesweite Medien Ostdeutschland stigmatisiert haben. Sie weisen auch noch mal darauf hin, dass die meisten rein ostdeutschen Medien nach der Wende von westdeutschen Verlagen übernommen worden sind.

Interessant fand ich, wie mit den Daten umgegangen wurde, die Martin Kopplin und Olaf Jakobs aus der Auswertung von Millionen von Presseartikeln gewonnen haben: „Untersucht wurde, welche Begriffe in den letzten dreieinhalb Jahrzehnten besonders häufig medial verwendet wurden, wenn Artikel die Begriffe ‚Ostdeutschland‘, ‚ostdeutsch‘ oder ‚Ostdeutsche‘ beinhalteten. Das Ergebnis: Negative Begriffe sind in den Presseartikeln stark überrepräsentiert.“

Darüber habe ich für @mediasres im Deutschlandfunk mit Martin Kopplin gesprochen. Das Gespräch ist hier zu finden.

Die Auswertung ist hier zu finden, die Dokumentation findet man hier und hier:

Im Verkehr sind wir alle kleine Sünderlein

Wenn Medien über Verstöße im Straßenverkehr berichten, werden sie oft spirituell. Wer bestimmte Dinge falsch macht, wird zum Sünder: Parkt er falsch, wird er zum Parksünder; fährt sie zu schnell, ist sie eine Temposünderin. Die Rede ist auch vom Handysünder – also jemand, der beim Fahren aufs Handy guckt. Mit dieser Metaphorik entlassen Medien die Täter ein wenig aus der Verantwortung, habe ich für den Sprach-Check „Sagen und Meinen“ im Deutschlandfunk aufgeschrieben.