Bayerische Staatszeitung löscht mehr als 320 Online-Umfragen

Die Bayerische Staatszeitung hat jahrelang manipulierbare Online-Umfragen durchgeführt. Dabei konnte man zu einer Frage der Woche entweder auf Ja oder Nein klicken. Zunächst ging das nur einmal, aber wenn man das entsprechende Cookie im Browser gelöscht hat, konnte man erneut abstimmen.

Der Grünen-Politiker Dirk Wildt aus Passau hat auf diese Weise mehrere Umfragen manipuliert und mindestens einmal sogar das Stimmenverhältnis gekippt. Nachdem er die Redaktion darauf aufmerksam gemacht hatte, tat die erst mal wenig und führte sogar neue Umfragen durch. Daraufhin wandte er sich an den Deutschen Presserat.

Der entschied im Dezember, dass die Bayerische Staatszeitung gegen den Pressekodex verstoßen hat und sprach einen Hinweis aus – eine eher sanfte Sanktion. Zwischenzeitlich hatte die Redaktion ihre Online-Umfragen bereits gelöscht und will auch keine neuen durchführen.

Über den Fall habe ich gestern bei @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.

Pastewka-Folge muss offline gehen

Die deutsche Comedyserie „Pastewka“, deren erste sieben Staffeln bei Sat1. liefen, ist mittlerweile beim Streaminganbieter Amazon Prime Video zu sehen ist. Die achte Staffel ist vor einem Jahr veröffentlicht worden. Auffällig war, wie viele Marken dort prominent im Bild zu sehen waren, vor allem die Elektronikkette Mediamarkt. Darüber habe ich 2018 für @mediasres berichtet.

In dieser Woche hatte das Konsequenzen. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien, die damals zwei Monate gebraucht hat, bis sie sich als Aufsichtsbehörde überhaupt erst für zuständig erklärt hat, hat entschieden, dass Amazon die Folge offline nehmen muss. Darüber habe ich am Dienstag bei @mediasres gesprochen.

Saudischer Kronprinz: Viel Kritik trotz teurer PR-Kampagnen

Das saudische Königshaus hat in den vergangenen Jahren viel Geld in Öffentlichkeitsarbeit investiert. Trotzdem gerät besonders Kronprinz Mohammed bin Salman international immer wieder in die Kritik. Er verstehe nicht, wie politischer Diskurs im Westen ablaufe, sagte mir ARD-Korrespondent Carsten Kühntopp im Gespräch in @mediasres im Deutschlandfunk.

Netflix entfernt in Saudi-Arabien kritischen Stand-up über Kronprinz

Netflix hat in Saudi-Arabien eine Episode der US-Comedyshow „Patriot Act with Hasan Minhaj“ gesperrt. Minhaj kritisiert darin das Regime in Saudi-Arabien – ausgehend von der Ermordung von Jamal Khashoggi, dem Washington-Post-Journalisten, der Saudi-Arabien immer wieder kritisiert hat.

Hasan Minhaj kritisiert, wie Kronprinz Mohammed bin Salman seine eigene Mutter eingesperrt habe, damit er die Macht übernehmen könne, wie Salman Aktivistinnen inhaftieren ließ und dass Saudi-Arabien die jemenitische Regierung im Bürgerkrieg unterstützt. Er spart aber auch nicht aus, dass alle US-Präsidenten seit Jahrzehnten die Nähe zu Saudi-Arabien als strategischer Partner im Nahen und Mittleren Osten gesucht haben und dass Kronprinz Salman Milliarden Dollar in US-Tech-Companys im Silicon Valley investiert hat.

Die Kritik an sich ist nicht neu, deswegen liegt es womöglich am Kritiker, dass die Show gesperrt wurde. Hasan Minhaj stammt aus einer muslimischen Familie aus Indien, ist aber gebürtiger US-Amerikaner. Er macht seine Comedyshow ausdrücklich aus einer muslimischen Perspektive, indem er zum Beispiel auch sagt, dass sich Saudi-Arabien zwar als Wächter der Pilgerstätten Mekka und Medina im Land verstehe, aber überhaupt nicht die Werte des Islam vertrete.

Netflix hat der „Financial Times“ die Sperrung bestätigt und gesagt, es es müsse sich an lokale Gesetze halten. In diesem Fall sei es um ein Gesetz gegen Cyberkriminalität gegangen, gegen das das Video verstoßen habe. Der entsprechende Artikel verbietet

„die Produktion, Vorbereitung, Sendung oder Speicherung von Material, das sich negativ auf die öffentlich Ordnung auswirkt, auf religiöse Werte oder die öffentliche Moral“.

Mit dieser vagen Aussage lässt sich viel verbieten. Über das Thema habe ich heute in den „Informationen am Mittag“ im Deutschlandfunk berichtet.

 

Top-Themen 2018: Rassismus, Sexismus und Hass im Netz

Viele Beiträge und Interviews im DLF-Medienmagazin @mediasres, für das ich arbeite, haben im vergangenen Jahr für Diskussionsstoff gesorgt. Unter den fünf Beiträgen, die Nutzerinnen und Nutzer 2018 am häufigsten geklickt und geteilt haben, ist unter anderem mein Interview mit der Kollegin Hadija Haruna.

Sie beschwerte sich im Mai über „eine Mischung aus Sexismus und Rassimus“ beim ZDF. Konkret ging es um die Berichterstattung zur Hochzeit von Meghan Markle und Prinz Harry. In den Live-Kommentaren war unter anderem von „afroamerikanischem Esprit“ und „Exotik“ die Rede gewesen. Das seien ganz alte rassifizierende Bilder von schwarzen und weißen Menschen, kritisierte Haruna.

Jan Böhmermann rief im April zusammen mit anderen die Initiative „Reconquista Internet“ ins Leben – aus Versehen, wie er später höchst zitierfähig sagte. „Wir sind nicht GEGEN etwas. Wir sind FÜR Liebe und Vernunft und ein friedliches Miteinander“, heißt es im Kodex der Initiative.

Die fünf Top-Themen kann man hier nachlesen.

Betrugsfall beim „Spiegel“: Preisgekrönter Journalist räumt Fälschungen ein

Ein Journalist des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ ist als Fälscher enttarnt worden. Der mehrfach ausgezeichnete Claas Relotius hat zugegeben, Geschichten massiv manipuliert zu haben – in welchem Ausmaß, ist noch unklar. Wie der Stand der Dinge gestern war, habe ich in @mediasres im Deutschlandfunk erzählt.

Der Interviewer als Reibungspunkt

Ein Gesprächspartner/eine Gesprächspartnerin kann das eigene Argument immer besser verdeutlichen, wenn ich ihm oder ihr ein bisschen entgegensetze, ein bisschen einen Reibungspunkt gebe, ein bisschen ein Gegenargument in den Raum stelle.

Das ist Ann-Kathrin Büüskers Definition, welche Aufgabe ein Moderator bzw. ein Interviewer in einem kontroversen Interview hat. Es ist wichtig, sich das immer wieder zu verdeutlichen, um die Position des Fragenden nicht mit der persönlichen Position des Journalisten zu verwechseln, was manche Hörer gerne tun.

Wie Interviews vorbereitet und durchgeführt werden und wie eine Frühsendung im Deutschlandfunk entsteht, darüber hat Ann-Kathrin für eine Sonderausgabe des Podcasts „Der Tag“ mit Kollegen gesprochen – mit Tobias Armbrüster, der sie in der Definition bestätigt, und mit Mario Dobovisec, der erzählt hat, wie er sich auf eine Sendung der „Informationen am Morgen“ vorbereitet.

„Der Tag“ spart ja die Produktionsbedingungen journalistischer Arbeit selten aus, vor allem nicht, wenn sie sich aufdrängen. So explizit und ausführlich wie in der Ausgabe vom Freitag reden die Kollegen aber selten darüber. Ein gutes Beispiel für einen Blick in die eigene Arbeitspraxis, die nicht nur in dafür vorgesehenen Sendungen wie dem Medienmagazin @mediasres, für das ich abeite, Platz haben sollten, sondern überall – sofern es nötig ist und das Format auch ermöglicht.

Presserat billigt Civey-Umfrage

Jeden Tag erscheinen in Medien neue Umfragen – erstellt von klassischen Meinungsforschern und neuen Konkurrenten aus dem Netz. Aber müssen Redaktionen prüfen, wie deren Ergebnisse zustandekommen? Der Presserat hat sich im Falle einer Umfrage des Anbieters Civey nun dagegen entschieden. In meinem Beitrag für @mediasres im Deutschlandfunk habe ich die Entscheidung und den Fall noch mal kurz zusammengefasst.

Methodenstreit der Meinungsforschung: Was ist repräsentativ?

Die Zahl der Politik-Umfragen nimmt stetig zu – die Nachfrage von Medien und Politik ebenfalls. Doch die klassischen Meinungsforscher wehren sich gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Netz: Die Methoden der Online-Umfrageinstitute seien nicht seriös – es werde teils gefährlich Stimmung gemacht. Jetzt ist der Streit vor dem Presserat.

Dort haben sich die klassischen Meinungsforschungsinstitute Forsa, Infas und die Forschungsgruppe Wahlen gegen eine Umfrage von „Focus online“ beschwert, die das Berliner Startup Civey erstellt hat. Heute wird vor dem Presserat verhandelt.

Worum es geht, habe ich gestern in der Deutschlandfunk-Sendung „Hintergrund“ erklärt.

Wie entstehen Hörspiele und Features?

Das Deutschlandradio wirft auf seinem neuen Portal für Hörspiele und Features auch einen Blick hinter die Kulissen. In sechs kurzen Filme aus dem Maschinenraum der Radiokunst stellen die Kollegen ihre Arbeit v or. Aufgenommen im Studio, in der Redaktion, im Besetzungsbüro, bei einer Veranstaltung und bei einer Autorin. Es sind interessante kurze Filme für einen ersten Blick hinter die Kulissen.

Offenlegung: Ich arbeite als freier Mitarbeiter für das Deutschlandradio.