Wie ich mal verkachelt wurde

Gelegentlich hab ich mich hier darüber beschwert, wie Aussagen auf Zitatkacheln verkürzt werden und nicht zu einem vernünftigen Diskurs über Themen beitragen.

Jetzt ist es passiert – ich bin selbst auf einer gelandet. Allerdings ohne mein Wissen. ZDFkultur hat ein Zitat aus meiner Betrachtung des Begriffs „Verschwörungstheorie“ verkachelt.

Die Kunst des guten Interviews (18): Die Angriffslust des Sigmar Gabriel

Gelegentlich müssen Interviewer damit rechnen, von ihren Interviewpartnern ordentlich Contra zu bekommen. Eine beliebte Strategie vor allem vom langjährigen SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der leicht zu reizen oder wahlweise sehr angriffslustig ist. Das kann durchaus unterhaltsam sein, auch wenn er längst nicht jedes Mal Grund für seine Angriffe hat.

Hier ein ZDF-Interview mit Bettina Schausten im Jahr 2015.

Der Link zu einem DLF-Interview mit Silvia Engels aus dem Jahr 2012.

Sehr schön auch in einem DLF-Interview mit Christoph Heinemann von 2011:

Christoph Heinemann: „Schwingt da mit Blick auf Herrn zu Guttenberg auch Neid mit? Der Mann ist ausgesprochen beliebt und so einen hat die SPD gegenwärtig nicht zu bieten.“

Sigmar Gabriel: „Wissen Sie, das ist ja bei Ihnen offensichtlich so wie bei meiner Großmutter. Die hat immer gesagt, …“

Heinemann: „Die kenne ich nicht.“

Gabriel: „Das weiß ich, aber der Spruch ist ganz interessant: ‚Was ich denk und tu, das trau ich jedem andern zu.‘ Wenn das Ihre Form der Auseinandersetzung in der Politik wäre, dann ist es gut, dass Sie im Journalismus geblieben sind. Unsere ist es jedenfalls nicht.“

Heinemann: „Und es ist gut, dass Sie SPD-Vorsitzender geworden sind und nicht Journalist.“

Gabriel: „Ja, selbstverständlich. Ich habe mich nie beworben dafür!“

Heinemann: „Na denn! Ich mich auch nicht für den Parteivorsitz. So hat ein jeder seine Aufgabe.“

Und das bereits erwähnte Interview mit Marietta Slomka aus dem Jahr 2013:

Die Kunst des guten Interviews (17): Wie wichtig gutes Zuhören ist

Wer Interviews führt, muss vor allem eins: gut zuhören. Denn alle Interviewvorbereitung nützt wenig, wenn die Interviewerin dann die entscheidenden Worte in den Antworten verpasst.

Das hat mir auch ZDF-Moderatorin Marietta Slomka für meine Sendung über „Die Kunst des guten Interviews“ erzählt:

„Um schnell reagieren zu können. Also, wenn zum Beispiel in der Thüringen-Geschichte der FDP-Fraktionschef sagt: ‚Ja, das ahnten wir‘, da muss ich natürlich sofort eingreifen und sagen: ‚Wie, das ahnten Sie? Also war Ihnen klar, was passieren würde‘. Und solche kleinen Nebensätze, die hören Sie nur, wenn sie ganz genau zuhören und nicht schon ihre nächste Frage vor Augen haben.“

So geschehen nicht nur im Interview mit dem gerade frisch gewählten Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich von der FDP, sondern auch einen Tag später im Interview mit FDP-Bundeschef Christian Lindner, der behauptete, Kemmerich sei „übermannt“ gewesen, als er die Wahl angenommen habe.

Warum Infizierte und Erkrankte nicht dasselbe sind

Jeden Tag hören wir in Medien, wie viele Menschen sich „seit gestern neu infiziert haben“. Dabei wissen wir das gar nicht. Diese Formulierung ist ziemlich unpräzise und verschleiert die Dunkelziffer. Was die Begriffe bedeuten und warum wir nicht mal wissen, wie viele Erkrankte es gibt, erkläre ich im Sprach-Check „Sagen & Meinen“ im Deutschlandfunk.

Warum Verschwörungstheorien keine Theorien sind

Aber aus ganz anderen Gründen, denn Praxis sind sie auch nicht unbedingt.

Aber der Begriff „Theorie“ suggeriert eine Wissenschaftlichkeit, mit der Verschwörungstheorien wenig zu tun haben. Experten sprechen deswegen lieber von Verschwörungserzählungen, Verschwörungsmythen oder Verschwörungslegenden – das mache deutlicher, worum es geht.

Damit habe ich mich heute für die @mediasres-Reihe „Sagen & Meinen“ beschäftigt.

Die Kunst des guten Interviews (16): Wie Franz Josef Strauß Journalisten angriff

„Zunächst muss ich mir leider die Bemerkung erlauben, dass diese Ihre eben gezeigte, von mir verfolgte Sendung tendenziös ist!“ Wenn ein Interview so anfängt, darf man wohl davon ausgehen, dass es turbulent wird. So geschehen mit dem bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß im MONITOR-Kreuzfeuer. Damals wurde noch gestritten!

Die WDR-Redaktion „Monitor“ hat schon vor ein paar Jahren ein paar Ausschnitt aus einem Interview mit Strauß online gestellt, in dem dieser gegen die fragenden Journalisten keilt.

Auch dafür hatte ich leider keinen Platz in meiner Sendung über „Die Kunst des guten Interviews“.

Warum die Autokaufprämie eigentlich gar keine Prämie ist

Eine Prämie kann ich mir verdienen – oder sie gewinnen. Zum Beispiel, wenn ich in meiner Firma besonders gute Leistungen erbracht habe – oder beim Lotto richtig getippt habe – oder für etwas geehrt werde.

Was Autoindustrie und manche Politiker jetzt fordern, ist aber weder das eine noch das andere. Ich bekomme gar nichts obendrauf.

Mein Beitrag für unsere neue @mediasres-Sprachrubrik „Sagen & meinen“.

Warum wir weder Ausgangssperren noch den „totalen Lockdown“ haben

Shutdown, Lockdown – während der Corona-Pandemie werden in den Medien viele Begriffe für die Einschränkungen im öffentlichen Leben verwendet. Bisher hat es in Deutschland allerdings keine Shut- oder Lockdowns gegeben. Der Shutdown meint in den USA das Stilllegen der Bundesverwaltung; Lockdown ist lediglich die Übersetzung für Ausgangssperre. In Deutschland gibt es nur Ausgangsbeschränkungen. Wenn Politiker, Medien oder Wirtschaftsexperten von Ausgangssperre, Shutdown oder Lockdown sprechen, stellen sie die Situation also extremer dar, als sie ist – und verfolgen damit vielleicht eigene Interessen.

Darum geht es in meiner ersten Folge der neuen @mediasres-Reihe „Sagen & meinen – der Sprachcheck“ – kann man hier hören (Dlf-Audiothek).

Sagen & meinen – der Sprach-Check bei @mediasres

Das „Familiendrama“, Trumps „Friedensplan“, die „Klimakrise“: In den Medien setzen sich Begriffe fest, ohne hinterfragt zu werden.

Dabei ist ein Familiendrama höchstens ein Streit über den Hausputz, aber keinesfalls ein Dreifachmord an Frau und Kindern. Für einen „Friedensplan“, der diesen Namen verdient, müssten zumindest alle befragt worden sein, die Frieden schließen sollen. Und kann man wirklich noch verharmlosend von einer „Krise“ sprechen, wenn wir – wissenschaftlich untermauert – nur noch zehn Jahre haben, um das Klima auf diesem Planeten zu retten? Wir sitzen denen auf, die uns mit  dem „Gute-Kita-Gesetz“ die Bewertung von politischen Vorhaben gleich mitliefern wollen.

Journalistinnen und Journalisten sagen das eine, meinen aber in Wirklichkeit etwas ganz anderes. Deswegen haben wir die neue Rubrik bei @mediasres im Deutschlandfunk „Sagen & meinen“ genannt. Sie nimmt solche Begriffe aufs Korn. Wir erklären, welcher „Frame“ damit verbunden ist, dass in manchen Fällen nicht einmal der rhetorische Griff zum „so genannt“ hilft und welche Wort-Alternative es gibt. Kurz, knapp und vor allem aktuell zeigen wir auf, worin der Unterschied besteht zwischen Sagen und Meinen.