Fast 140 Kultur- und Medienschaffende fordern Absetzung von ttt-Moderator Thilo Mischke

Eigentlich soll das Kulturmagazin „titel thesen temperamente“ im Ersten einen neuen Moderator bekommen – und zwar den Investigativjournalisten Thilo Mischke. Er hat für Magazine wie GQ und Vice geschrieben und viel beachtete Dokumentationen für ProSieben produziert.

Gegen Thilo Mischke gibt es aber seit zwei Wochen Vorwürfe u.a. wegen Sexismus. Die ttt-Redaktion hatte an Weihnachten angekündigt, die Vorwürfe zu prüfen; nach Weihnachten erklärte die ARD aber, an Mischke festhalten zu wollen – offenbar unabhängig von dieser Prüfung.

Heute fordern fast 140 Kultur- und Medienschaffende in einem Offenen Brief, dass Mischke den Job nicht antritt – andernfalls wollen sie mit ihm dort nicht zusammenarbeiten.

Unterzeichnet haben unter anderem die Publizistin Teresa Bücker, die Schriftsteller Saša Stanišić, Dana Vowinckel, Anne Rabe und Ulrike Draesner, der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk, der Kabarettist Jess Jochimsen – und auch Simon Sahner, Autor und Lektor. Mit ihm habe ich im Deutschlandfunk über die Forderungen der Initiative gesprochen.

Sahner hatte zuvor bereits auf 54books.de aus seiner Sicht über den Fall geschrieben.

Die ARD-Programmdirektion wollte sich heute nicht zum Offenen Brief und zum Fall Thilo Mischke äußern, hat das aber für Freitag (3. Januar 2025) angekündigt.

Gastbeitrag von Elon Musk: Wir sollten ihm dankbar sein

Elon Musks Wahlaufruf zugunsten der AfD in der „Welt am Sonntag“ war ein journalistischer Fehler. Trotzdem sollten wir dafür dankbar sein: Der umstrittene Gastbeitrag hat eine Debatte erzeugt, die wir brauchen. Mein Kommentar im Deutschlandfunk.

Neuer ttt-Moderator: ARD prüft Vorwürfe gegen Mischke, hält aber an ihm fest

Bild: ARD/Marc Rehbeck

Am 19. Dezember war sich die ARD noch sicher, dass Thilo Mischke der neue Moderator von „titel thesen temperamente“ im Ersten wird. Bei Instagram kündigte die ttt-Redaktion seine Verpflichtung an. Und Mischke sprach dort selbst über seinen Kulturbegriff, den er „sehr unterkomplex“ nannte – was ihm Kritik einbrachte, er sei mangels kulturjournalistischen Hintergrunds schon fachlich nicht der Richtige für den Posten. (Wenngleich mir diese Kritik eher von Kulturdünkel getrieben erschien.)

Dann wiesen Journalistinnen und Journalisten bei BlueSky darauf hin, dass sich Mischke aus ihrer Sicht in der Vergangenheit sexistisch und rassistisch geäußert hat. Bemängelt wird zum Beispiel schon der Titel seines Buches „In 80 Frauen um die Welt“, in der es um eine Wette geht, möglichst viele Frauen weltweit zu verführen. Ich habe gestern im Deutschlandfunk über die Vorwürfe berichtet.

In einem Kommentar habe ich auch die Kommunikationsstrategie von Mischke und der ARD kritisiert, dass sie sich den Vorwürfen nicht klar genug entgegenstellen (wenn sie sie denn für unberechtigt halten). Stattdessen verweisen sie nur auf frühere Distanzierungen und Entschuldigungen, wollen diese aber nicht wiederholen. Vielleicht auch deshalb nicht, weil vielen Distanzierungen danach wieder Relativierungen folgten.

Zudem kann oder will die ARD-Programmdirektion weder inhaltlich begründen, warum Mischke ohne Erfahrung im Kulturjournalismus fachlich der Richtige für den Job ist, noch wollte sie sich zumindest anfangs offenbar überhaupt mit den Vorwürfen beschäftigen. Doch über Weihnachten hatte sich die ttt-Redaktion zumindest kompromissbereit gezeigt. Bei Instagram schrieb sie:

„Wir nehmen eure Kritik ernst. Deswegen gibt es bereits seit Tagen intensive Gespräche, um die Vorwürfe zu prüfen. Wir bitten euch an dieser Stelle um eines: Zeit. Wir wollen das Thema aufarbeiten und uns gründlich mit den geäußerten Sorgen auseinandersetzen. Wir sitzen das nicht aus.“

Auch wenn es nicht ausdrücklich in der Ankündigung der ttt-Redaktion stand: Es geht nicht um die Frage, ob Mischke seinen Job behält oder nicht. In einem Statement der ARD-Programmdirektion heißt es:

Die Verkündung, dass Thilo Mischke ab 2025 neben Siham El-Maimouni das ARD-Kulturmagazin „ttt – titel thesen themperamente“ moderieren wird, hat neben viel Zustimmung auch einige kritische Äußerungen hervorgerufen. Dabei ist uns wichtig: ‚ttt‘ stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz. Seit der Veröffentlichung seines Buches ‚In 80 Frauen um die Welt‘ (2010) hat sich Thilo Mischke deshalb u.a. intensiv und selbstkritisch mit Vorwürfen zu Sexismus und rassistischer Sprache in dieser lang zurück liegenden Veröffentlichung, deren Nachdruck er verhindert hat, auseinandergesetzt. Als vielfach ausgezeichneter Journalist gelingt es Thilo Mischke kraft seiner authentischen Neugier an den drängenden Fragen der Gegenwart, kulturelle Debatten und Fragestellungen einem breiteren und jüngeren Publikum zugänglich zu machen. Damit werden sich Thilo Mischke und Siham El-Maimouni als Moderatoren von ‚ttt‘ 2025 hervorragend ergänzen.

Ziel der Prüfung ist also lediglich, wie man die Vorwürfe aufarbeitet und mit der Community diskutiert.

Vorwürfe gegen neuen ttt-Moderator Thilo Mischke

Das Kulturmagazin „titel thesen temperamente“ im Ersten bekommt einen neuen Moderator. Nachfolger von Max Moor soll der Investigativjournalist Thilo Mischke werden. Er hat für Magazine wie GQ und Vice geschrieben und viel beachtete Dokumentationen für ProSieben produziert. Gegen Thilo Mischke gibt es aber seit Tagen Vorwürfe. Ich habe im Deutschlandfunk darüber berichtet – und was Mischke dazu sagt.

Update (18.55 Uhr): Ich habe den Fall für die Dlf-Sendung „Kultur heute“ kommentiert.

2024 war kein gutes Jahr für die Pressefreiheit

Im laufenden Jahr 2024 sind laut der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ 54 Journalistinnen und Journalisten getötet worden – bei oder wegen ihrer Arbeit. Mehr als 550 saßen oder sitzen im Gefängnis.

Die Geschäftsführerin der deutschen Sektion, Anja Osterhaus, hat mir im Interview bei @mediasres im Deutschlandfunk erzählt, warum die meisten von ihnen in den palästinensischen Gebieten getötet wurden und welche Länder noch gefährlich waren.

Den Bericht kann man hier finden. Ein ausführlicheres Dossier ist hier abrufbar (PDF).

US-Medien nach Trump-Wahl unter neuem Druck

Die US-Präsidentschaftswahl ist jetzt eine Woche her – und der Wahlsieg von Donald Trump bereitet auch Journalistinnen und Journalisten Sorgen. Trump hatte sie nicht nur in seiner ersten Amtszeit zu „Feinden des Volkes“ erklärt, er bedroht sie auch jetzt weiter – trotz oder wegen seines Wahlsiegs.

Ich habe im Deutschlandfunk erklärt, um welche Drohungen es geht und ob Trump sie in die Tat umsetzen kann. Außerdem habe ich mir angeschaut, was er im Bereich Medien politisch umsetzen könnte.

Wenn das „Jahrhunderthochwasser“ mehrmals im Jahrhundert auftritt

Ein „Jahrhunderthochwasser“ oder eine „Jahrhundertflut“ sollte man eigentlich nur einmal in hundert Jahren erwarten. So ist es auch bei Wissenschaftlern definiert: Sie sprechen sogar präziser von einem „hundertjährlichen Hochwasser“. Und natürlich geht es ums statistische Mittel; es kann also durchaus mehrmals im Jahrhundert auftreten. Aber in den letzten Jahren hat die Zahl der Ereignisse so zugenommen, dass der Begriff keine große Aussagekraft mehr hat. Ich habe den Begriff im Deutschlandfunk-Medienmagazin @mediasres unter die Lupe genommen.

Immer noch lebendig: 100 Jahre Hörspiel

Im vorigen Jahr ist das Radio in Deutschland 100 Jahre alt geworden. Ein Jahr hat es gedauert, bis seine bis heute wichtigste Kunstform auch in Deutschland ankam: das Hörspiel. Seitdem sind allein im deutschsprachigen Raum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehrere zehntausend Radio-Hörspiele produziert worden. Heute vor 100 Jahren ging das erste Hörspiel in Deutschland auf Sendung. Darüber habe ich für Kompressor in Deutschlandfunk Kultur und @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.

„Reise mit der Maus“: Über die unkritische Berichterstattung über eine Straftat

Die Maus ist wieder da. Eine Statue der Titelfigur der „Sendung mit der Maus“ war am vergangenen Dienstag vor einem WDR-Gebäude in Köln gestohlen worden. Am Mittwoch tauchte sie vor dem ZDF in Mainz wieder auf und wurde nach weiteren öffentlichkeitswirksamen Stationen in Erfurt und Magdeburg am Freitag nach Köln zurückgebracht. Vier Tage lang machten viele Medien diese PR-Aktion der Kampagnenorganisation Campact mit – und bejubelten damit eine Straftat. Das habe ich im Deutschlandfunk kommentiert.

Warum sich ein Journalist unbedingt verurteilen lassen will

Der Journalist Arne Semsrott, Chefredakteur des Internetportals „FragDenStaat“, muss sich vor Gericht verantworten, weil er Gerichtsakten veröffentlicht hat. Das hat er absichtlich und in vollem Bewusstsein getan, dass das strafbar war. Selbst gegen einen Freispruch will er vorgehen – weil er ein höheres Ziel hat. Das Urteil soll morgen fallen. Über den Fall habe ich heute im Deutschlandfunk gesprochen.