Am Dienstag habe ich für den Deutschlandfunk aufgeschrieben, wie bild.de und welt.de falsch über Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf und deren Grimme-Preis berichtet haben.
Die @bild behauptet, @officiallyjoko und @damitdasklaas bekämen "nach Fake-Vorwürfen" keinen #grimmepreis für @latenightberlin. Das ist falsch. Den Preis bekommen sie für ihre Show "15 Minuten". Das hat nichts mit den Vorwürfen zu tun. pic.twitter.com/8Rv1sB1ee1
— DLFMedien (@DLFmedien) March 3, 2020
Mittlerweile hat welt.de seinen Artikel überarbeitet und einen Korrekturhinweis ans Ende gesetzt, in dem es heißt:
Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Fassung entstand der Eindruck, dass „Late Night Berlin“ den Grimme-Preis aufgrund der Fälschungsvorwürfe verlieren würde. Das ist falsch. „Late Night Berlin“ gehörte zu den Nominierten in der Kategorie Unterhaltung. Einen Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung erhielt das ProSieben-Format „Joko und Klaas live – 15 Minuten“, in dem unter anderem Aktivisten gegen Rechtsextremismus eine Plattform gegeben wird. Wir haben diesen Fehler korrigiert, transparent kenntlich gemacht und bitten um Entschuldigung für dieses Versehen.
„Transparent kenntlich gemacht“ ist es lediglich durch diesen Hinweis am Ende des Artikels. Sauber wäre es gewesen, hätte man ganz am Anfang geschrieben: „Anders als von uns zunächst dargestellt…“ oder ähnliches.
Und die Korrektur kam extrem spät, nachdem es schon früh Hinweise gegeben hatte, dass der ganze Spin falsch ist. Da war die Meldung schon von der Startseite verschwunden. Korrigiert wurde unter anderem die Überschrift, die jetzt so lautet:
Gescripted und gecastet: Fake-Vorwürfe gegen Joko und Klaas
Deswegen nehme ich es welt.de auch nicht ab, dass da ein falscher Eindruck entstanden sein könnte. Dieser Eindruck war meiner Meinung nach gewollt, sonst hätte der Spin nicht funktioniert. Man wollte, wie bild.de, eine möglichst große Fallhöhe zwischen den Fake-Vorwürfen und dem Grimme-Preis erzeugen.
bild.de hat jetzt einen weiteren Artikel zu dem Fall geschrieben, in dem die falsche Darstellung so nicht mehr vorkommt. Der alte Artikel mit allen bewussten Falschinformationen ist aber weiterhin online (Stand: 05.03.20, 10.00 Uhr). Im neuen Artikel heißt es aber immer noch mindestens irreführend:
Ein Regieassistent, der mehrere Jahre für beide gearbeitet hat, zu BILD: „Das ist gut geplante Unterhaltung. Da steht ein Team von 40 Leuten hinter, man muss nur genau hingucken.“
DAS macht jetzt das Grimmeinstitut. Es hatte „Late Night Berlin“ für einen Grimme-Preis nominiert – wird die Sendung nun aber nicht auszeichnen. Dafür sollen Joko und Klaas für eine andere geehrt werden.
Institutsleiterin Dr. Frauke Gerlach zu BILD: „Die Vorwürfe sind genereller Natur, da wird man genau prüfen müssen, was zutrifft und was nicht.“
Die Formulierung, dass die Sendung „nun“ nicht ausgezeichnet würde, insinuiert, es gebe einen Zusammenhang mit den Fake-Vorwürfen. Gibt es aber nicht, wie Grimme-Sprecher Lars Gräßer mir am Dienstag bestätigt hat.