Drei Fragen an Tanjev Schultz: „Der Lokaljournalismus stirbt“

Was läuft gerade gut in den Medien? Was läuft schlecht? Und was beschäftigt Sie?

Diese drei Fragen habe ich Tanjev Schultz gestellt, Journalismusprofessor an der Universität Mainz und früher Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Nachzuhören bei @mediasres im Deutschlandfunk.

Was läuft gut in den Medien?

„Aus meiner Sicht gut funktioniert im Moment, dass sehr viele Redaktionen erkannt haben, dass es darauf ankommt, wirklich tiefgründige Recherchen zu machen und einen Journalismus zu betreiben, der nicht ganz nur kurzatmig funktioniert. Die Paradise Papers derzeit sind natürlich eines der herausragenden Beispiele. Aber es gibt auch sehr sehr viele gute andere Rechercheleistungen in vielen Medien, und das überzeugt mich davon, dass doch erkannt wird: Es kommt auch echt auf die Substanz an.“

Was läuft schlecht in den Medien?

„Der Lokaljournalismus darbt. Der Lokaljournalismus stirbt in manchen Regionen. Der Lokaljournalismus ist auch manchmal qualitativ nicht so, wie er sein sollte. Das war früher teilweise schon ein Problem, wird aber jetzt immer augenfälliger. Auch die Kluft zu den guten Angeboten wird tiefer. Und hier muss, glaube ich, dringend irgendwas geschehen auch dann im Netz, um das auszugleichen.“

Und bei Ihnen?

„Verschwörungstheorien. Ich habe sehr stark mich mit Sicherheitspolitik und auch Rechtsextremismus und Rechtspopulismus befasst und stelle fest, dass Verschwörungstheorien doch sehr sehr weit verbreitet sind mit Überschneidungen in diese Milieus hinein, und die Medien haben jetzt diese ganzen Faktenchecks usw. Aber es ist teilweise uferlos, was da sich verbreitet, und ich sehe das mit großer Sorge.“

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