Die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei ist in Verruf geraten. Galten ihre Pressemitteilungen lange Zeit als „privilegierte Quelle“ – sprich: Journalisten zitierten daraus, ohne den Wahrheitsgehalt in Frage zu stellen – so ist inzwischen klar, dass auch die Polizei in den besonders umstrittenen Fällen kein neutraler Beobachter, sondern auch Akteur ist.
Das gilt aber wohl nur für die wenigsten Fälle. Meistens hat sie es mit Feld-, Wald- und Wiesenkriminalität zu tun, über die sie dann in Pressemitteilungen berichtet. Deren Wahrheitsgehalt könnte man nun genauso nachgehen wie man das im Fall der Kölner Silvesternacht oder der G20-Proteste in Hamburg machen müsste – darum geht es uns aber gar nicht.
Die Kollegin Sandra Müller und ich haben in den letzten Jahren bei der Arbeit in Redaktionen viele Pressemitteilungen der Polizei gelesen – und dabei oft lachen müssen. Denn in einigen Amtsstuben sitzen oft verkannte Literaten.
Sichtlich überrascht sein, das aber trotzdem nicht zeigen – das kann nur die @polizei_nrw_do :-) https://t.co/pkJyd1eOwO pic.twitter.com/6TsK8ksdru
— Polizeiprosa (@polizeiprosa) August 21, 2017
Die aus den langweiligsten Diebstählen amüsante Kurzgeschichten machen. Die absurde Pannen von Kriminellen in wahren Feuerwerken der deutschen Sprache abfeiern. Die sich über die gute Arbeit ihrer Kollegen auf Streife freuen und das auch sprachlich gekonnt verarbeiten. Oder auch einfach nur an Behördensprache kleben und auch auf diese Weise richtige Polizeiprosa produzieren.
Anstatt relativ objektiv zu beschreiben, zu welchen Einsätzen die Polizei gerufen wurde, wie sie gelöst hat oder nicht lösen konnte, greift mancher Pressesprecher auf Talente zurück, die in der Polizeiarbeit sonst nicht gefördert werden: die Lust an der Formulierung, die bissige Pointe, die ironische Schlussfolgerung – kurz gesagt: das Spiel mit der deutschen Sprache.
Freundlicher Service. #kannpassieren pic.twitter.com/UYNbx4dyMR
— Polizeiprosa (@polizeiprosa) August 21, 2017
Diese Polizeiprosa hat es verdient, ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu bekommen als die kleine Öffentlichkeit, die sie sonst fristet, nämlich lediglich als Mitteilung, die an die lokale Presse geht und dort mal wortwörtlich, mal abgewandelt und (immer öfter) nachrecherchiert und von der Schönheit der deutschen Sprache bereinigt ihren Weg in die Lokalzeitung findet.
Seit einigen Wochen sammeln wir die schönsten Zitate aus Pressemitteilungen, Pressekonferenzen und Statements – bei Twitter, Facebook und auf unserer Homepage polizeiprosa.de.
Bei Deutschlandfunk Nova hat Sandra am Montag darüber erzählt – hier nachzuhören.
Früher war klar: Eine Polizeimeldung-das ist kein Spaß. Und heute: Da ist #Lachen nicht mehr verboten. https://t.co/qXehnO6dwe @polizeiprosa
— Deutschlandfunk Nova (@dlfnova) August 22, 2017
Und gestern auch bei NDR2 (ohne Audio).
Da wir beide nicht ständig am Ticker hängen, sind wir auch offen und dankbar für Hinweise, wo irgendwas zu unserer Idee passt. Einfach twittern an @polizeiprosa, dann retweeten wir auch gerne.
"Samstagmorgen..arbeitete ein..Ebstorfer positiv an seiner Unbeliebtheit."
Und ein/e Polizist/in an seiner/ihrer Lustigkeit. ? pic.twitter.com/znnF2gFR0k— Polizeiprosa (@polizeiprosa) August 13, 2017