Es gibt nur eine Wahrheit, wird Journalisten von Nutzern gerne entgegengerufen. Das klingt zunächst einleuchtend. Andererseits können aber durchaus mehrere Wahrheiten nebeneinander existieren, auch wenn sie sich auf den ersten Blick widersprechen. Ausschlaggebend ist, welchen Blickwinkel man wählt – und welchen man dann anschließenden Entscheidungen zugrundelegt.
Kfz sind an >98% aller Verkehrsunfälle in @Koeln beteiligt. Sie verursachen 96% aller Verkehrsunfälle.https://t.co/68q3usvlBH #radlandjetzt
— ADFC Köln (@ADFCKoeln) August 11, 2017
Ich habe das neulich schon mal am Beispiel der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik gezeigt. Christoph Schmid vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Köln hat sich mit einem weiteren Beispiel jetzt in dessen Blog beschäftigt. Die Unfallstatistik für die Stadt Köln ermöglicht nämlich gleichzeitig folgende Aussagen:
- Kraftfahrer und Radfahrer sind zu gleichen Anteilen als Verursacher der Radfahrunfälle erfasst, heißt es bei der Polizei, auf deren Zahlen sich auch der Kölner Stadt-Anzeiger beruft.
- Kraftfahrzeuge verursachen 96% aller Verkehrsunfälle, schreibt wiederum Schmidt.
Er begründet das so:
Nach Aussagen der Polizei sind Autofahrer und Radfahrer je zur Hälfte für die Unfälle verantwortlich. Dies ist zwar nicht falsch, aber nur die halbe Wahrheit, denn die Zahl bezieht sich auf alle Unfälle mit Fahrradbeteiligung, also z.B. auch Unfälle zwischen Radlern oder Alleinunfälle mit dem Rad. Bei diesen kann per se nur der Radfahrer der Verursacher sein, wenn man mal die wohl häufigste wahre Ursache – die schlechte Kölner Infrastruktur – außer acht lässt. Die ehrlichere Zahl hier ist, dass zwei Drittel der Unfälle zwischen Rad und Kraftfahrzeug vom Kraftfahrzeugführer verursacht werden.
Ein weiteres gutes Beispiel dafür, wie man Statistiken so auslegen kann, wie es einem auch politisch in den Kram passt. Beide Aussagen stimmen, es ist nur eine Frage der Perspektive.