Viele Redaktionen sammeln täglich tausende Kommentare von Nutzerinnen und Nutzern ein – auf ihren eigenen Webseiten und in sozialen Netzwerken. Doch oft dominieren die Lauten die Diskussion und geben ihre Richtung vor. Die Stillen lesen oder hören mit, bringen sich aber nicht ein – aus Bescheidenheit oder Angst vor Öffentlichkeit.
So geht es uns auch bei „Nach Redaktionsschluss“. Dabei sollten auch die Stimmen derjenigen gehört werden, die sich nicht nach vorne drängen. Wie schaffen Redaktionen das?
Darüber haben wir live auf der re:publica 2022 gesprochen: Sören Brinkmann (@mediasres) mit Sina Laubenstein (Gesellschaft für Freiheitsrechte), Frida Kammerer (Community Management der Tagesschau) und Romy Mlinzk (Bundesvereinigung Community Management). Die Produktion habe ich besorgt.
Öffentlich sagen darf ich fast alles – ohne, dass ich dafür Konsequenzen vom Staat befürchten muss. Dafür sorgt die Garantie im Grundgesetz. Aber der Artikel 5 zur Meinungsfreiheit gilt eben auch für andere, die mich dafür kritisieren dürfen, was ich sage. Wenn die Kritik aber zu harsch wird, könnte das dazu führen, dass ich öffentlich verstumme.
Eine Sorge, die in der vorigen Woche mehr als 150 Intellektuelle aus Kunst, Wissenschaft und Medien geäußert haben – in einem offenen Brief, der in den USA, in Frankreich, Italien und hier in Deutschland in der „Zeit“ erschienen ist. Unterschrieben haben unter anderem die US-Journalistin Anne Applebaum, die schottische Schriftstellerin J.K. Rowling und der deutsche Autor Daniel Kehlmann.
Zusammen mit dem Journalismusprofessor Tanjev Schultz von der Universität Mainz habe ich in @mediasres im Deutschlandfunk auf die Aspekte geschaut, die Medien betreffen, wo die meisten Debatten stattfinden. Und ich hab ihn gefragt, wie er das Meinungsklima in Deutschland beurteilt, vor allem in den Medien.
So frei reden wie in Deutschland kann man global gesehen nicht in vielen Ländern. In Autokratien und Diktaturen im Nahen und Mittleren Osten zum Beispiel riskiert man mal mehr, mal weniger, wenn man sich frei äußert: in Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien und Libanon zum Beispiel. Mit unserem langjährigen Kairo-Korrespondenten Carsten Kühntopp habe ich in @mediasres im Deutschlandfunk über die Grenzen des Sagbaren in diesen Ländern gesprochen.
Zu meinem Kommentar über die Kontroverse zwischen dem Virologen Christian Drosten und der „Bild“-Zeitung habe ich gestern direkt nach Ausstrahlung im Deutschlandfunk einen Kommentar hier im Blog erhalten. Abgelegt auf der Seite „Über mich“. Er lautet:
Hallo Herr Fries,
echt lächerlich, was Sie heute (27.Mai 2020) im DLF über die „Wahrheit“ in Sachen Drohten / BILD vom Stapel gelassen haben.
Peinlich…, einfach nur peinlich, wie man als DLF-Hörer für blöd verkauft wird!
Ciao
Ich diskutiere gerne über meine Beiträge und Kommentare, aber wer so etwas so schreibt und hinterlässt, dabei nicht mal eine Mailadresse angibt und deswegen auch keine Benachrichtigung zu meiner Antwort bekommt, hat offenbar kein Interesse an einer Diskussion. Schade. Denn es gäbe sicher gute Argumente gegen meine Meinung, und möglicherweise habe ich auch Fehler gemacht.
Wer Medien kritisiert, sollte auch in der Lage sein, seine Kritik zu begründen, zu ihr zu stehen und gleichfalls Kritik entgegenzunehmen. So einen unbegründeten Satz hinzuschreiben, sich selbst als blöd verkauft darzustellen, dann aber selbst nicht genug Traute zu haben, in die Diskussion zu gehen, hilft höchstens dabei, mal Dampf abzulassen, aber nicht dabei, inhaltlich weiterzukommen. Schade, es war eine vertane Chance.
Der scheidende Bundestagspräsident Lammert hat sich nicht nur als Politiker und Rhetoriker einen Namen gemacht, sondern auch als Medienkritiker. Zum Ende seiner Amtszeit äußert er sich im Deutschlandfunk-Interview über die sich wandelnde Debattenkultur. Ich habe mit ihm für @mediasres gesprochen. Wichtig: Bitte aus dem Interview keine Agenturmeldung machen! Lammert erklärt, warum.
Nachtrag, 31. August: Hat übrigens geklappt. Weder Nachrichtenagentur noch andere Medien haben aus unserem Gespräch eine Meldung gemacht. Entweder haben sie auf Lammert gehört oder wir waren einfach zu unspektakulär…
Medien sind heute für jeden selbstverständlich. Hat man sie vor 30 Jahren selbst lediglich konsumiert – und Zeitungen gelesen, Radio gehört, Fernsehen geguckt – so ist man heute selbst Medienproduzent. Und kann darüber hinaus noch auf eine Vielzahl von Quellen zurückgreifen, die früher Journalisten vorbehalten waren. Das bringt viele Vorteile und einige Nachteile. Vor allem aber hat es sehr viel Neues mit sich gebracht: nicht nur das persönliche Verhältnis zu Medien, sondern auch eine gewisse Überforderung, so ganz nebenbei die Seiten gewechselt zu haben.
Es ist eine ganze Reihe von Technologien, die dazu beigetragen haben: das Internet im Allgemeinen, soziale Netzwerke im Besonderen, mobile Netzwerkverbindungen, immer öfter verfügbares WLAN, die allzeit bereite Kamera im Handy für Fotos und Videos. All das versetzt jeden Nutzer heute in die Lage, nicht nur zu empfangen, sondern auch selbst zu senden. Mit all den Chancen und Schwierigkeiten, die das mit sich bringt.
Nicht nur haben Journalisten zuweilen das Gefühl, unter diesen Entwicklungen zu leiden, anstatt sie als Herausforderung zu begreifen. Auch kommen sie den Herausforderungen nur unzureichend entgegen – schon der Tatsache, wie präsent Medienthemen heute jeden Tag sind.
Lediglich auf den Medienseiten der Tageszeitungen und natürlich bei Mediendiensten im Netz geht es täglich um die Herausforderungen der allumfassenden Medialisierung. Was aber fehlt, ist ein tägliches Magazin im Radio, das sich mit Medienthemen beschäftigt.
Die bestehenden Medienmagazine im Radio – wie die gleichnamigen Sendungen etwa bei Radio Eins oder bei B5 aktuell, „Töne Texte Bilder“ bei WDR5 oder „Markt und Medien“ im Deutschlandfunk – leiden vor allem darunter, dass sie nicht so aktuell sind wie sie sein müssten. Und zum Teil im Ein-Mann-Betrieb arbeiten. Am Wochenende können sie nur noch zurückschauen auf Themen, die längst von verschiedenen Seiten aus betrachtet und durchgesprochen worden sind.
Von Fakten. Von Fakes. Von Relevanz. Am 20. März startet das neue Magazin "mediasres" im @DLFhttps://t.co/kkZqQfKgy0
Der Deutschlandfunk schafft Abhilfe: Ab dem 20. März beschäftigt sich täglich eine 25-minütige Sendung mit Medien. Sie trägt den beziehungsreichen Titel @ mediasres. Sie will sich nicht nur mit tagesaktuellen Themen beschäftigen, sondern auch auf Hintergründe schauen und sich mit längerfristigen Entwicklungen beschäftigen – täglich zwischen 15.35 und 16 Uhr im Deutschlandfunk und natürlich im Netz.
Ich freue mich, dass ich als Redakteur und Moderator dabei sein kann.
Der Ausnahmezustand ist inzwischen zum Ritual geworden. Donald Trump behauptet etwas, übertreibt, leugnet, lügt, greift die Medien an – und wir Journalisten reagieren vorhersehbar: Wir empören uns, diskutieren darüber, befragen Experten, interviewen uns gegenseitig, machen Trumps Angriffe zum Thema, beklagen uns über mangelnde Pressefreiheit.
Was wir nicht tun: darauf angemessen reagieren.
Natürlich ist es wichtig, die Grenzverletzungen des US-Präsidenten zu thematisieren. Aber dabei belassen wir es meistens. Was mir fehlt, sind Ideen, wie wir Journalisten fernab dieser Berichterstattung auf ihn reagieren können.
Denn in diesem Spiel sind wir eben nicht mehr nur Beobachter. Eigentlich schon seit Längerem, aber ist es nie deutlicher geworden als am Wochenende. Wir waren Beobachter, als Trump sich abfällig über behinderte Menschen, über Immigranten, über Muslime, über Schwule, über Frauen geäußert hat. Als er wegen dieser Vorwürfe angegriffen wurde. Aber wenn er nun immer wieder Journalisten angeht und sogar von einem „Krieg mit den Medien“ spricht, hilft es nicht, wenn wir nur über diesen Krieg berichten – ganz gleich, ob wir die Kriegserklärung annehmen oder nicht. Wir sind zum Spielball geworden.
Ich sehe aber nicht, dass wir uns darauf angemessen vorbereiten oder angemessen damit umgehen. Stattdessen wundern wir uns über jeden neuen Angriff und empören uns darüber. Und bedienen damit genau die Welle, die Trump auslöst.
Dabei wären bei solch gravierenden Angriffen auf die Pressefreiheit, wie sie Trump reitet, womöglich andere Reaktionen angemessener. Als er im Januar auf seiner ersten Pressekonferenz seit seiner Wahl den CNN-Reporter Jim Acosta angriff und sagte: „You are fake news“, reagierten die Kollegen im Saal nicht. Jeder wollte seine Frage stellen. Stattdessen hätten sie vielleicht gesammelt den Saal verlassen sollen. Oder jemand anderes hätte Acostas Fragen vorbringen sollen, wenn dieser es schon nicht durfte.
Nachdem Trumps Sprecher Sean Spicer ihnen am Wochenende vier Lügen auftischte, hätten sie einen Boykott künftiger Pressekonferenzen beschließen und verkünden sollen.
“This was the largest audience to ever witness an inauguration — period,” Trump White House press secretary falsely claims. Patently false. pic.twitter.com/QL971jmyMt
In der Berichterstattung über diese Äußerung bekamen erneut Trump-Leute das Wort. Im NBC-Interview sprach Trumps Beraterin Kellyanne Conway von alternativen Fakten. Und wieder bekam seine Seite die Deutungshoheit, so absurd diese Deutung auch sein mag.
Nach den denkwürdigen Aussagen von Sean #Spicer legt sich Trump-Beraterin Kellyanne #Conway mit einem NBC-Moderator an: "Alternative Fakten" pic.twitter.com/qeQP1OldxK
Anstatt nur zu berichten, sollten Journalisten vielleicht ihre Leser, Hörer, Zuschauer, Nutzer aktivieren. Auf ihre Seite ziehen. Denn Trump greift ja nicht nur die Medien an, er zielt damit ja genauso auf deren Leser, Hörer, Zuschauer, Nutzer.
Trump ist nicht unverwundbar. Er braucht die Medien. Zwar erreichen seine Tweets und Posts Millionen. Aber ihre eigentliche Reichweite bekommen sie erst durch Journalisten, die sie aus dem Netz in Zeitung, Radio und Fernsehen bringen – und damit um ihre eigene Reichweite ergänzen.
Trump ist es wichtig, dass seine Amtseinführung als die größte in die Geschichte eingeht. Und das kann sie nur, wenn sie von klassischen Medien gecovert wird. Seine Reichweite im Netz ist begrenzt. Und die Ereignisse vom Wochenende zeigen, dass Trump die klassischen Medien nicht egal sind. Sonst würde er sich nicht bemühen, ihre Berichterstattung zu kritisieren. Sonst würde er nicht einen Pressesprecher vor die Reporter klassischer Medien schicken. Sonst würde er nicht seine Beraterin bei einem Fernsehsender auftreten lassen.
Journalisten sollten reagieren – auch wenn ich dafür keinen Masterplan habe. Mir ist bewusst, dass bestimmte Reaktionen zweischneidig sein können, etwa wenn Journalisten mit einem Boykott ihre Pflicht zur Berichterstattung verletzen würden. Allerdings verletzten sie ihre Pflicht auch, indem sie sich zum Spielball eines Präsidenten machen lassen und damit ihre eigene Unabhängigkeit gefährden. Eines Präsidenten, der in Sachen Medien durchaus nicht so unberechenbar ist wie man ihn auf anderen Feldern hält.
Eine „redaktionelle Gesellschaft“, fordert der Tübinger Kommunikationswissenschaftler Bernhard Pörksen schon seit Längerem. Er meint damit, dass es heute keine klare Trennung mehr zwischen Redaktionen und Nutzern gibt, dass also inzwischen nicht nur Journalisten Informationen und Meinungen verbreiten, sondern das jeder Nutzer tun könne. Im Gegensatz zu Journalisten folgen viele Nutzer aber keinerlei Standards, wenn sie das tun.
Das führt dazu, dass Informationen ungeprüft weiterverbreitet werden, dass das Vertrauen auf den Absender der Nachricht die Prüfung ersetzt, dass Informationen aus ihrem Kontext gelöst werden, dass Hintergründe ausgeblendet werden. Viele Nutzer sorgen auf diese Weise auch dafür, dass bewusste Propaganda weitergegeben wird, mit der Politik gemacht wird.
Ein Abwehrzentrum gegen sogenannte Fakenews wird dagegen meiner Meinung nach wenig helfen, auch wenn es prinzipiell begrüßenswert ist, dass das Recherchebüro Correctiv.org künftig in einem Pilotprojekt für Facebook diese sogenannten Fakenews identifizieren will, wie am Wochenende bekannt wurde. Die Entwicklung von Medienkompetenz halte ich für viel wirksamer – in mehrfacher Hinsicht.
Denn anstatt eine weitere Ebene einzuziehen, die das Misstrauen zwischen den gewohnten Nachrichtenverbreitern und den Nutzern verstärken könnte, indem eine weitere Institution, sei sie nun staatlich oder nicht, beurteilt, welche Nachrichten die Nutzer erreichen dürfen, wird damit die Beurteilung von Informationen an genau die Nutzer gegeben, die sich schon länger die Bevormundung durch Medien verbitten.
Problematisch daran war bisher vor allem, dass viele Nutzer nicht wissen oder wussten, wie Journalisten arbeiten: mit welchem Handwerk, nach welchen Standards, welchen ethischen Gesichtspunkten. Das will die neu gegründete „Reporterfabrik“ (Konzept als PDF) ändern.
Dahinter stecken Spiegel-Redakteur Cordt Schnibben und – wieder mal – Correctiv in Person von David Schraven. Er schreibt dazu:
Nie zuvor war die veröffentlichte Meinung vielfältiger. Nie zuvor war die veröffentlichte Meinung unqualifizierter. Wir möchten einen Wandel einleiten. Den Wandel zur redaktionellen Gesellschaft.
Die Reporterfabrik verfolge vier Ziele:
die Grundlagen des journalistischen Handwerks vermitteln,
die Funktionsweise von sozialen und klassischen Medien durchschaubar und
Versuche von Desinformation erkennbar machen,
die Fortbildung und den Erfahrungsaustausch von Journalisten unterstützen.
Unterstützt wird das Projekt von vielen namhaften Journalisten, Wissenschaftlern und Künstlern. Die Reporterfabrik will zunächst mit Journalistenschulen und Volkshochschulen kooperieren und sucht nach weiteren Helfern im journalistischen und pädagogischen Bereich.
Ziel ist es, journalistisches Handwerk zu verbreiten und die Verbreitung von Desinformation und Gerüchten zu reduzieren. Schnibben und Schraven wollen der Gesellschaft ein Angebot zum Erwerb von Medienkompetenz machen, schreibt Meedia.
Ich bin gespannt, ob das funktioniert. Zwar regen sich im Netz viele über Journalisten auf, machen es aber nicht unbedingt besser – einige bewusst, andere aber immerhin nur mangels besseren Wissens. Wenn zumindest einige mehr Medienkompetenz entwickeln würden, wäre das für die Diskussion über politische Themen und für die Demokratie insgesamt hilfreich.
Und es könnte auch den Journalismus voranbringen. Journalisten könnten von Erfahrungen und Erwartungen ihrer Nutzer lernen und (gemeinsam) neue Darstellungsformen entwickeln.
Wer sich Jan Böhmermanns sogenanntes Schmähgedicht gegen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan in seinem gesamten Kontext angesehen hat, dürfte bemerkt haben, dass es Böhmermann nicht wirklich darum ging, Erdogan zu beleidigen. Jedenfalls nicht so, wie er es offensichtlich durch das Gedicht getan hat.
Die Satire ist mehr als das Gedicht. Das Gedicht lässt sich nicht so einfach aus ihr herauslösen und separat behandeln, es ist Teil eines größeren Kunstwerks. Böhmermann und sein Sidekick Ralf Kabelka weisen in einem Dialog ausdrücklich darauf hin, dass es ihnen darum geht, die Grenzen von Satire auszuloten.
Böhmermann: „Also, das Gedicht. Das, was jetzt kommt, das darf man nicht machen?“
Kabelka: „Darf man NICHT machen.“
Das Landgericht Hamburg hat in einer bemerkenswerten Entscheidung Teile des Gedichts verboten, andere jedoch erlaubt, und schreibt dazu:
Diese Grenze sei nach Auffassung der Kammer durch bestimmte Passagen des Gedichts überschritten worden, die schmähend und ehrverletzend seien. Zwar gelte für die Einkleidung eines satirischen Beitrages ein großzügiger Maßstab, dieser berechtige aber nicht zur völligen Missachtung der Rechte des Antragstellers.
Auch das Gericht beschränkte sich in seiner Entscheidung offensichtlich auf das Gedicht. Absurderweise verbot es bestimmte Passagen daraus nicht, was sich in einem lustigen Anhang nachlesen lässt.
Als zweites befasste sich jetzt die Staatsanwaltschaft Mainz mit dem Fall. Sie hat die strafrechtlichen Ermittlungen im Hinblick auf Paragraph 170 Abs. 2 Strafprozessordnung geführt – und sieht den Fall völlig anders. Vor allem sieht sie den gesamten Kontext und nicht nur das Gedicht. Davon zeugt ihr bemerkenswert klares Statement.
Entstehungsgeschichte, aktuelle zeitgeschichtliche Einbindung und die konkrete über das bloße Vortragen des so genannten „Schmähgedichts“ hinausgehende Gestaltung des Beitrages ziehen in Anwendung dieser verfassungsrechtlichen Prinzipien die Verwirklichung des objektiven Straftatbestandes in Zweifel.
Sehr deutlich ordnet die Staatsanwaltschaft das Schmähgedicht auch als Kunst ein, weil es eben den wesentlichen Stilelementen der Kunstgattung Satire genügt: Übertreibung, Verzerrung und Verfremdung.
Zum einen kann Erdogan gegen die Entscheidung noch Beschwerde einlegen. Zum anderen läuft noch seine Privatklage gegen Böhmermann, die am 2. November in Hamburg verhandelt werden soll. Ganz aus dem Schneider ist dieser also noch nicht. Immerhin sollte in Hamburg die Chance bestehen, dass das Gericht sich nicht auf das Gedicht beschränkt, sondern sich den ganzen Kontext anschaut. Denn mit dem Zweiten sieht man besser.
Auch wenn die Satire im Moment noch nicht vollständig beim ZDF abrufbar ist – der Deutschlandfunk hat das Gedicht in voller Länge dokumentiert.