Die Kunst des guten Interviews (21): „Und läuft das jetzt live über den Sender?“

Zum Abschluss meiner Outtakes zu meiner Sendung über „Die Kunst des guten Interviews“ im Deutschlandfunk noch ein letzter Hinweis auf ein Interview, das es auch nicht in die Sendung geschafft hat. Kollegin Sandra Müller weist darauf hin und hat damals ausführlich darüber geschrieben, warum sie es so bemerkenswert findet.

Es gibt Radiostücke, die gehen ganz unfreiwillig in die Radiogeschichte ein. Dieses DLF-Interview mit Heiner Geißler zum Beispiel. Denn wenn sich Moderator und Interviewpartner in die Wolle kriegen – und zwar live auf Sendung! – dann ist das schon ein echter Hinhörer. Aber warum eigentlich? Weil es uns als Hörer staunen macht? Weil das Interview eine völlig überraschende Wende nimmt? Weil man live dabei ist, wenn ein Interview auf die falsche Spur abbiegt? Vermutlich alles zusammen.

Auf ihrer Webseite analysiert sie das Gespräch Schritt für Schritt (PDF). Eine gute Übung für Interviewschüler.

Die Kunst des guten Interviews (20): „Jetzt können Sie mir Fragen stellen“

Über die Interviews des österreich-kanadischen Industriellen Frank Stronach, der vor rund zehne Jahren mit seiner nach ihm benannten Partei („Team Stronach“) ins österreichische Parlament wollte, habe ich hier schon mal geschrieben. Jetzt bin ich noch auf ein unterhaltsames Gespräch gestoßen, das er 2012 mit Lou Lorenz in der ZiB2 geführt hat. Er hält einen fast zweieinhalbminütigen Monolog, in den Lorenz vorstoßen will, bis er endlich sagt: „Jetzt können Sie mir Fragen stellen.“

„Lassen Sie uns den Quatsch beenden: Die Kunst des guten Interviews“ – mein Feature im Deutschlandfunk.

Die Kunst des guten Interviews (19): Das Konfrontieren

Dass ein Interviewpartner mit kritischen Äußerungen aus seiner Vergangenheit konfrontiert ist, sollte diesen nicht überraschen – vor allem nicht bei seinem ersten großen Interview nach seiner Wahl zum AfD-Bundesvorsitzenden. So ist es Tino Chrupalla ergangen, den Theo Koll interviewt hat.

Chrupalla macht es Koll natürlich leicht, aber Koll ist auch entsprechend gut vorbereitet, weil er die strittigen Äußerungen, die er Chrupalla vorwirft, auch per O-Ton bzw. Filmeinspielung belegen kann; das macht es Chrupalla schwierig, auszuweichen. Am Ende führt Chrupalla sich selbst vor.

Wie ich mal verkachelt wurde

Gelegentlich hab ich mich hier darüber beschwert, wie Aussagen auf Zitatkacheln verkürzt werden und nicht zu einem vernünftigen Diskurs über Themen beitragen.

Jetzt ist es passiert – ich bin selbst auf einer gelandet. Allerdings ohne mein Wissen. ZDFkultur hat ein Zitat aus meiner Betrachtung des Begriffs „Verschwörungstheorie“ verkachelt.

Die Kunst des guten Interviews (18): Die Angriffslust des Sigmar Gabriel

Gelegentlich müssen Interviewer damit rechnen, von ihren Interviewpartnern ordentlich Contra zu bekommen. Eine beliebte Strategie vor allem vom langjährigen SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, der leicht zu reizen oder wahlweise sehr angriffslustig ist. Das kann durchaus unterhaltsam sein, auch wenn er längst nicht jedes Mal Grund für seine Angriffe hat.

Hier ein ZDF-Interview mit Bettina Schausten im Jahr 2015.

Der Link zu einem DLF-Interview mit Silvia Engels aus dem Jahr 2012.

Sehr schön auch in einem DLF-Interview mit Christoph Heinemann von 2011:

Christoph Heinemann: „Schwingt da mit Blick auf Herrn zu Guttenberg auch Neid mit? Der Mann ist ausgesprochen beliebt und so einen hat die SPD gegenwärtig nicht zu bieten.“

Sigmar Gabriel: „Wissen Sie, das ist ja bei Ihnen offensichtlich so wie bei meiner Großmutter. Die hat immer gesagt, …“

Heinemann: „Die kenne ich nicht.“

Gabriel: „Das weiß ich, aber der Spruch ist ganz interessant: ‚Was ich denk und tu, das trau ich jedem andern zu.‘ Wenn das Ihre Form der Auseinandersetzung in der Politik wäre, dann ist es gut, dass Sie im Journalismus geblieben sind. Unsere ist es jedenfalls nicht.“

Heinemann: „Und es ist gut, dass Sie SPD-Vorsitzender geworden sind und nicht Journalist.“

Gabriel: „Ja, selbstverständlich. Ich habe mich nie beworben dafür!“

Heinemann: „Na denn! Ich mich auch nicht für den Parteivorsitz. So hat ein jeder seine Aufgabe.“

Und das bereits erwähnte Interview mit Marietta Slomka aus dem Jahr 2013:

Die Kunst des guten Interviews (17): Wie wichtig gutes Zuhören ist

Wer Interviews führt, muss vor allem eins: gut zuhören. Denn alle Interviewvorbereitung nützt wenig, wenn die Interviewerin dann die entscheidenden Worte in den Antworten verpasst.

Das hat mir auch ZDF-Moderatorin Marietta Slomka für meine Sendung über „Die Kunst des guten Interviews“ erzählt:

„Um schnell reagieren zu können. Also, wenn zum Beispiel in der Thüringen-Geschichte der FDP-Fraktionschef sagt: ‚Ja, das ahnten wir‘, da muss ich natürlich sofort eingreifen und sagen: ‚Wie, das ahnten Sie? Also war Ihnen klar, was passieren würde‘. Und solche kleinen Nebensätze, die hören Sie nur, wenn sie ganz genau zuhören und nicht schon ihre nächste Frage vor Augen haben.“

So geschehen nicht nur im Interview mit dem gerade frisch gewählten Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich von der FDP, sondern auch einen Tag später im Interview mit FDP-Bundeschef Christian Lindner, der behauptete, Kemmerich sei „übermannt“ gewesen, als er die Wahl angenommen habe.

Warum Infizierte und Erkrankte nicht dasselbe sind

Jeden Tag hören wir in Medien, wie viele Menschen sich „seit gestern neu infiziert haben“. Dabei wissen wir das gar nicht. Diese Formulierung ist ziemlich unpräzise und verschleiert die Dunkelziffer. Was die Begriffe bedeuten und warum wir nicht mal wissen, wie viele Erkrankte es gibt, erkläre ich im Sprach-Check „Sagen & Meinen“ im Deutschlandfunk.

Warum Verschwörungstheorien keine Theorien sind

Aber aus ganz anderen Gründen, denn Praxis sind sie auch nicht unbedingt.

Aber der Begriff „Theorie“ suggeriert eine Wissenschaftlichkeit, mit der Verschwörungstheorien wenig zu tun haben. Experten sprechen deswegen lieber von Verschwörungserzählungen, Verschwörungsmythen oder Verschwörungslegenden – das mache deutlicher, worum es geht.

Damit habe ich mich heute für die @mediasres-Reihe „Sagen & Meinen“ beschäftigt.

Die Kunst des guten Interviews (16): Wie Franz Josef Strauß Journalisten angriff

„Zunächst muss ich mir leider die Bemerkung erlauben, dass diese Ihre eben gezeigte, von mir verfolgte Sendung tendenziös ist!“ Wenn ein Interview so anfängt, darf man wohl davon ausgehen, dass es turbulent wird. So geschehen mit dem bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß im MONITOR-Kreuzfeuer. Damals wurde noch gestritten!

Die WDR-Redaktion „Monitor“ hat schon vor ein paar Jahren ein paar Ausschnitt aus einem Interview mit Strauß online gestellt, in dem dieser gegen die fragenden Journalisten keilt.

Auch dafür hatte ich leider keinen Platz in meiner Sendung über „Die Kunst des guten Interviews“.