Immer noch lebendig: 100 Jahre Hörspiel

Im vorigen Jahr ist das Radio in Deutschland 100 Jahre alt geworden. Ein Jahr hat es gedauert, bis seine bis heute wichtigste Kunstform auch in Deutschland ankam: das Hörspiel. Seitdem sind allein im deutschsprachigen Raum im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mehrere zehntausend Radio-Hörspiele produziert worden. Heute vor 100 Jahren ging das erste Hörspiel in Deutschland auf Sendung. Darüber habe ich für Kompressor in Deutschlandfunk Kultur und @mediasres im Deutschlandfunk berichtet.

Bastian Pastewka präsentiert alte Krimihörspiele

Außerhalb der eingefleischten Hörspielszene ist er vermutlich der bekannteste Fan des Genres: Comedian und Schauspieler Bastian Pastewka. In den letzten Jahren ist er allerdings mittlerweile Teil der Szene geworden, nachdem er in Hörspielen mitgespielt und Regie geführt hat. Mit dem lange verschollenen Krimi „Paul Temple und der Fall Gregory“ ist er mit Ensemble monatelang erfolgreich durch Deutschland getourt.

Pastewka begeistert sich vor allem für klassische Krimihörspiele der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die präsentiert er seit Anfang des Monats in einem neuen Krimipodcast, den Radio Bremen aufgelegt hat. Er heißt „Kein Mucks“, in Anlehnung an eine Radiohörerin, die erzählt, dass sie früher beim Hörspielhören alle mucksmäuschenstill sein mussten.

Radio Bremen zitiert Pastewka so:

„Kein Mucks!“ lauscht zurück in eine Epoche, als das Unterhaltungshörspiel noch nach Dampfradio klang. Bremen lebte offenbar in Mono und wohlige Stimmen ließen den Hörerinnen und Hörern den Atem anhalten. Die Kommissare rauchen, die Schurken sperren sich in Kleiderschränke und der clevere Mörder verstellt einfach seine Stimme am Telefon. Die pointierten „Wer ist der Täter“-Krimis entstanden zu einer Zeit, in der das Radio noch „Spieldose“ und junge Frauen „Küken“ genannt wurden.

Die Krimis selbst sind von unterschiedlicher Qualität. Sie sind aber wunderbar verpackt. Bastian Pastewka führt in jedes Hörspiel bzw. jede Folge ein, stellt den Kontext und vor allem die Macher vor. Gerade bekannten Stimmen widmet er manchmal mehrere Minuten und erzählt, was die Schauspielerinnen und Schauspieler sonst so gemacht haben oder woher wir sie eigentlich kennen – mit vielen O-Tönen. Daraus bestehen auch mehrere Collagen, die typische Sätze aus Krimis zitieren, ergänzt durch klassische Krimimusik. So ist schon der Rahmen des Podcasts hörenswert. Für Liebhaber klassischer Radiokrimis eine Empfehlung.

Disclaimer: Ich arbeite als freier Mitarbeiter für ARD-Anstalten.

Deutschlandradio-Hörspiele jetzt auch bei Youtube

Das Deutschlandradio bietet seine Hörspiele von Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur schon länger in einem eigenen Portal auch als Podcast an. Jetzt sind ausgewählte Stücke auch auf Youtube zu hören.

Mit dabei zum Auftakt: „Party für eine Leiche“ nach dem Roman von Patrick Hamilton, nach dessen Vorlage Alfred Hitchcock seinen Film „Cocktail für eine Leiche“ (im Original: „Rope“) gedreht hat.

Hörspiele gibt es bei Youtube schon länger. Viele Hörspielmacher nutzen die Plattform, um ihre Produktionen zu verbreiten. Auch wenn es nichts zu sehen gibt, hat Youtube einfach eine so hohe Reichweite, dass es sich lohnt, auch nur Hörstücke einzustellen. So wie viele Leute sich über Youtube auch Musik anhören, indem sie Musikvideos laufen lassen, aber nicht hinsehen.

So stellt der Maritim-Verlag Sherlock-Holmes-Hörspiele online.

Kinderhörspiele wie „Bibi und Tina“ sind auch zu hören, teils sogar mit eine Art Dia-Show illustriert.

Früher hat auch der Hörspielmacher David Holy eigene hochkarätige Produktionen online gestellt, das Youtube-Konto wurde aber nach Unternehmensangaben wegen Urheberrechtsverletzungen gesperrt.

Wie entstehen Hörspiele und Features?

Das Deutschlandradio wirft auf seinem neuen Portal für Hörspiele und Features auch einen Blick hinter die Kulissen. In sechs kurzen Filme aus dem Maschinenraum der Radiokunst stellen die Kollegen ihre Arbeit v or. Aufgenommen im Studio, in der Redaktion, im Besetzungsbüro, bei einer Veranstaltung und bei einer Autorin. Es sind interessante kurze Filme für einen ersten Blick hinter die Kulissen.

Offenlegung: Ich arbeite als freier Mitarbeiter für das Deutschlandradio.