Welchen Einfluss haben Umfragen auf das Wahlverhalten?

Das TV-Duell steht nicht für sich. Die eigentliche Botschaft wird anschließend formuliert – durch Umfrageergebnisse und den Spin, den ihr Beobachter, auch die befangenen aus den jeweils eigenen Reihen, geben.

Dabei können die Umfrageergebnisse durchaus eine Rolle spielen. Der Deutschlandfunk hat deswegen gestern um 22.40 Uhr noch mal meine Hintergrund-Sendung zum Thema Demoskopie vom 5. Juli wiederholt.

Heute mal kein ‚Lammert fordert‘, ‚Lammert kritisiert‘, ‚Lammert wirft vor‘, ‚Lammert weist zurück‘

Der scheidende Bundestagspräsident Lammert hat sich nicht nur als Politiker und Rhetoriker einen Namen gemacht, sondern auch als Medienkritiker. Zum Ende seiner Amtszeit äußert er sich im Deutschlandfunk-Interview über die sich wandelnde Debattenkultur. Ich habe mit ihm für @mediasres gesprochen. Wichtig: Bitte aus dem Interview keine Agenturmeldung machen! Lammert erklärt, warum.

 

Nachtrag, 31. August: Hat übrigens geklappt. Weder Nachrichtenagentur noch andere Medien haben aus unserem Gespräch eine Meldung gemacht. Entweder haben sie auf Lammert gehört oder wir waren einfach zu unspektakulär…

Wahlwerbung im Radio: Eine Chance für die kleinen Parteien

Der Wahlkampf findet nicht nur auf Plakaten oder im Fernsehen statt, sondern auch im Radio. Bis zur Bundestagswahl dürfen die Parteien mit Radiospots auf sich aufmerksam machen – auch im Deutschlandfunk, der eigentlich werbefrei ist. Warum eigentlich? Mein Beitrag in @mediasres im Deutschlandfunk.

Zensur in Indien: Keine Lizenz zum Küssen

In Indien zensieren Behörden Presse und Filmbranche mit teilweise strikten Vorgaben. Zum 70. Jahrestag der Unabhängigkeit Indiens erklärte ARD-Korrespondent Jürgen Webermann im Dlf die Hauptgründe für die Einschränkungen – von denen auch James Bond betroffen ist. Mein Gespräch mit Jürgen Webermann in @mediasres im Deutschlandfunk.

Wie Journalisten Umfragen besser erklären wollen

Umfragen sind keine Prognosen über einen Wahlausgang, sondern bilden die politische Stimmung zum Zeitpunkt der Umfrage ab. Genau das wollen nun Journalisten vor den Bundestagswahlen deutlicher darstellen. Dafür hat sich die Süddeutsche Zeitung Visualisierungen für ihre Leser ausgedacht. Mein Beitrag in @mediasres im Deutschlandfunk.

Der Deutschlandfunk zum Mitnehmen

audiothekSeit Montag kann man den Deutschlandfunk noch praktischer hören als bisher. Das ging auch bisher schon unterwegs, mit der neuen Audiothek aber noch besser.

Sie ermöglicht es, sowohl den Livestream zu hören als auch alles sehr benutzerfreundlich abzurufen, was die drei Programme Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova sonst so an Audio ins Netz stellen.

Durch einen Klick auf die drei Senderlogos oben bekommt man den Livestream. Ein Klick auf die blau-weiße Play-Taste bei den angezeigten Beiträgen startet dort die entsprechenden Audios. Wer mit dem Finger nach links streicht, erhält pro Ressort mehrere Beiträge aus den drei Programmen angezeigt.

Als Ressorts gibt es

  • Politik – Analyse & Hintergrund
  • Kultur
  • Wissen
  • Gesellschaft

Hinzu kommt „Zeit zum Hören“. Hier finden sich längere Sendungen wie Features, Gespräche und Musiksendungen. Wer also nicht nur auf einem kurzen Trip durch die Stadt ist, sondern länger unterwegs ist und die entsprechende Muße hat, findet hier Vertiefendes.

Über den Reiter „Mein Radio“ lässt sich das Programm individualisieren. Ein Klick auf + ermöglicht es, beliebte Sendungen, Themenbereiche und Formate hinzuzufügen.

sendungsauswahlÜber „Mein Archiv“ lassen sich Beiträge herunterladen und mit „Suche“ auch individuell suchen.

Alle Beiträge können in sozialen Netzwerken geteilt und kommentiert, per Mail verschickt oder sonstwie in passenden Apps verarbeitet und gespeichert werden.

Ein bisschen Lob konnten die Macher schon einsammeln. Radioszene schreibt:

Wir halten die neue Dlf Audiothek-App für sehr gelungen, Sie wird dem heutigen Nutzerverhalten der Hörer gerecht, der von YouTube, Spotify und Netflix gelernt hat, dass er dann seine Sendung schauen bzw. hören kann, wenn er gerade möchte. Natürlich ist sie prädestiniert für einen informationsorientierten Radiosender.

Auch die Beiträge von @mediasres, für das ich im Deutschlandfunk arbeite, lassen sich so bald überall noch praktischer abrufen. Gute Sache.

Russland verschärft die Internetzensur

Apple entfernt VPN-Apps aus seinem digitalen Geschäft in China, Russland verbietet die Nutzung von VPN-Diensten. In beiden Ländern wird es so immer schwieriger, die Internet-Zensur der dortigen Regierungen zu umgehen. Das hat Folgen für den Journalismus weltweit. Darüber habe ich mit dem Korrespondenten des Deutschlandfunks in Moskau, Thielko Grieß, in @mediasres gesprochen.

Wie wir Journalisten die Hörer manipulieren

Wie erfolgreich kann eine angebliche Manipulation der Leser durch Journalisten sein, wenn diese sie bemerken?

Es ist erstaunlich, wie viele Hörermails mich erreichen, in denen diese Manipulation immer wieder unterstellt wird, weil man sie erkannt zu haben glaubt. Das ist unter anderem deswegen bemerkenswert, weil der jeweilige Hörer glaubt, er sei der einzige, der das bemerken könnte, die große Masse aller anderen Hörer sei dazu aber nicht in der Lage und werde auf diese Weise manipuliert. Das sagt mehr über den Absender als über das Produkt, das er kritisiert.

Außerdem stelle ich ein gewisses Paradox fest: Einerseits wird kritischer Journalismus eingefordert, andererseits lehnen viele aber kritische Fragen gegenüber bestimmten Interviewpartnern ab. Im konkreten Fall wird ein Interview kritisiert, das ich für @mediasres im Deutschlandfunk am 25. Juli mit Florian Jungnikl-Gossy geführt habe, der bei der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ einen Online-Ableger konzipiert hat, der sich speziell an Deutsche richtet.

Der Hörer kritisiert meine Fragestellungen und schreibt, an den „Standard“ gerichtet und uns in CC, der Interviewpartner habe gegenüber meiner „Hörer-Lenkungsabsicht (wie mir auffiel) sehr souverän reagiert“.

Genauer führt der Hörer nicht aus, worin er eine Lenkungsabsicht sah. Ich vermute, dass er die kritischen Untertöne meiner Fragen meinte. Demzugrunde liegt vermutlich die Meinung, dass deutsche Medien nicht objektiv oder jedenfalls nicht in seinem Sinne berichten, ein neues Angebot von außerhalb deshalb nur begrüßenswert und dessen Vertretern deswegen offen und unkritisch begegnet werden müsse. Das ist freilich genauso eine Vermutung wie der Hörer mir gegenüber vermutet, aber mehr weiß ich nicht. So kritisch wie er gegenüber deutschen Medien eingestellt ist, wie die restliche Mail deutlich macht, wünscht er sich keine Kritik an ausländischen Medien.

Dieses Paradox beobachte ich schon seit Längerem. Meine einzige Erklärung dafür ist, dass die entsprechenden Kritiker eine Berichterstattung fordern, die ihre eigene Meinung stützt. Sie verlangen eigentlich gar keine objektive Berichterstattung, auch wenn sie das behaupten, sondern halten ebenjene Berichte dafür, die ihre Meinung stützen – auch wenn sie nicht diesen Qualitätskriterien entsprechen.

Und sie verkennen, dass ich als Interviewer den Interviewpartner nicht mit meiner eigenen Meinung konfrontiere, sondern mit kritischen Gegenpositionen, die keineswegs meiner Meinung entsprechen müssen. Wie würde dann im konkreten Fall eine Einstiegsfrage aussehen?

Tatsächlich habe ich Jungnikl-Gossy zum Einstieg gefragt:

Fries: Warum eine österreichische Zeitung für Deutschland? Informieren die deutschen Medien nicht gut genug?

Jungnikl-Gossy: (lacht) Doch, natürlich. Aber schon jetzt kommt auf derstandard.at, unserem Mutterschiff gewissermaßen, ein sehr großer Teil der Zugriffe aus Deutschland. Bevor wir derstandard.de gestartet haben, haben wir auch diese Userschicht gefragt, und ganz oft haben wir da zwei Sachen gehört: Das eine ist, dass unser Blick von außen geschätzt wird mit unserem Qualitätsjournalismus, und das andere ist unsere Community.

Was wäre eine alternative Einstiegsfrage gewesen? Zu sagen: „Endlich eine österreichische Zeitung für Deutschland – es war aber auch höchste Zeit?“ Kommt man nicht weiter mit der Warum-Frage, woraufhin der Interviewpartner die Möglichkeit bekommt, auszuführen, warum er sein Angebot für gut und wichtig hält? Das tut er nämlich.

Die übrigen Fragen waren übrigens:

2. Was unterscheidet denn den Blick eines österreichischen Journalisten von dem eines deutschen auf deutsche Themen?

3. Aber wie sieht dieser Blickwinkel denn aus?

4. Ist es auch so, dass sie weniger als die deutschen Journalisten in diesen Strukturen gefangen sind?

5. Wo haben deutsche Medien denn Lücken, die Sie schließen könnten?

6. Diskutiert der Österreicher denn gesitteter als der Deutsche, wenn Sie jetzt so stolz auf Ihr Community-Management verweisen?

7. In Österreich selbst war so ein Versuch eines ausländischen Mediums zuletzt nicht erfolgreich. Die Neue Zürcher Zeitung aus der Schweiz hat im April ihren österreichischen Ableger nzz.at wieder eingestellt. Was machen Sie denn anders, damit Ihnen so was nicht passiert?

8. Warum machen Sie das im Moment noch nicht mit einer eigenen Redaktion?

9. derstandard.de trägt den kleinen Zusatz „Concept“. Sie sind erst mal in einer Testphase. Was muss passieren, dass Sie sagen, der Test ist erfolgreich verlaufen?

Wenn man so will, greifen die vierte und fünfte Frage sogar die Kritik des Hörers an deutschen Medien auf. Ich ermögliche dem Interviewpartner, eine solche Kritik aus seiner Position zu formulieren.

Die Frage nach einem möglichen Scheitern in Frage 7 könnte dem Hörer womöglich als versteckter Wunsch meinerseits erscheinen, das Projekt scheitern zu sehen. Dabei zielt die Frage darauf ab, mögliche Risiken offenzulegen. Der Interviewpartner bekommt die Möglichkeit, darzulegen, was er dagegen tut.

Interessant, wie so ein Gespräch beim Hörer ankommt, wenn er sie mit seinen eigenen Einstellungen, Meinungen und womöglich auch Vorurteilen hört. Man kann an meiner Gesprächsführung sicherlich Dinge kritisieren, aber eine Hörer-Lenkungsabsicht dahingehend, eine bestimmte Meinung bei ihm zu bilden, kann ich darin beim besten Willen nicht erkennen.

Ich setze mich deshalb so lange mit dieser Einzelmeinung auseinander, die man eigentlich als unbegründet abtun könnte, weil ich sie für exemplarisch halte für ein verbreitetes Missverständnis bei manchen Hörern. Als Journalisten sind wir nicht dafür da, den Interviewpartnern rhetorisch einen roten Teppich auszurollen, auf dem sie ihre Meinungen präsentieren können. Es ist vielmehr meine Aufgabe, den Interviewpartner mit Meinungen und Fakten zu konfrontieren, die den seinen widersprechen. Auf diese Weise erhält er Gelegenheit, seine Position demgegenüber noch deutlicher darzustellen. Er kann jeder Fragestellung widersprechen. Er hat viel mehr Sendezeit als ich. Am Ende bildet sich jeder Hörer seine eigene Meinung – wie ebenjener, der uns geschrieben hat.

Es ist freilich sein gutes Recht, die Meinung zu vertreten, ich habe versucht, etwas zu lenken. Wenngleich mich schon interessieren würde, woran konkret er das festmacht. Ich glaube nur, dass das viel mehr über ihn selbst verrät als sich aus dem eigentlichen Interview herauslesen lässt.

Unter der Gürtellinie lästert nur einer

Gerade mal zehn Tage währte die Romanze zwischen Donald Trump und Anthony Scaramucci, der Kommunikationschef werden sollte. Aber dann trennte sich Trump, noch bevor es ernst wurde. Und dafür verpasste Scaramucci nun die Geburt seines Sohnes. Sad. Meine Glosse für @mediasres im Deutschlandfunk.

„Spiegel“-Bestseller sind nicht die meistverkauften Bücher

Der „Spiegel“ hat ein von einigen als antisemitisch eingeschätztes Buch von seiner Bestsellerliste genommen. Kritiker sprechen von Zensur. Dabei darf man die Bestsellerlisten nicht mit einer Verkaufsstatistik verwechseln – sie dienen vor allem dem Marketing. Mein Gespräch mit DLF-Kollege Jan Drees in @mediasres.