Journalist Nico Fried: „Medien sind aufgeregter als die Politik selber“

Medien haben in den letzten Tagen und Wochen über steigende Umfragewerte für die AfD geschrieben – teils in alarmierter Weise. Einige werteten das als Misstrauen gegenüber dem wahrscheinlich nächsten Bundeskanzler Friedrich Merz und als Reaktion auf die Zwischenergebnisse aus den Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD.

In der Berichterstattung über den Koalitionsvertrag, der noch von CDU und SPD gebilligt werden muss, bevor er unterzeichnet werden kann, wurden auch kritische Töne laut.

Dabei hielten sich Medien in der Vergangenheit oft an eine ominöse Frist von 100 Tagen, bevor sie eine Bundesregierung bewerteten (zum Ursprung hier die taz). Was ist aus dieser Frist geworden?

Der „Stern“-Chefkorrespondent Nico Fried findet die Frist im Prinzip sinnvoll, hält es aber auch für unerlässlich, dass Medien Zwischenergebnisse bewerten. Was die Dynamik von Umfragen angeht, kritisiert er zwar auch die ständige Veröffentlichung von Sonntagsfragen gerade in der Phase der Regierungsbildung, nennt aber Medien in der Angelegenheit aufgeregter als die Politik selber. Ich habe mit ihm für den Deutschlandfunk darüber gesprochen.

Der CDU-Parteitag als Fernsehshow

Die Wahl von Armin Laschet zum CDU-Chef fand coronabedingt nicht vor großem Publikum und mit viel Applaus statt. Doch auch ein digitaler Parteitag bietet viele Möglichkeiten zur medialen Inszenierung – und erinnert manchmal sogar an eine Fernsehshow.

Ich habe mir das heute für @mediasres im Deutschlandfunk angeschaut – zusammen mit dem Berliner Politikwissenschaftler Thorsten Faas, der taz-Korrespondentin Sabine am Orde und dem Düsseldorfer Kommunikationswissenschaftler Marco Dohle.