Der Deutsche Presserat hat bild.de dafür gerügt, dass sie Ausschnitte aus dem Video des Attentäters von Halle übernommen hat. Die Redaktion habe damit gegen Richtlinie 11.2 des Pressekodex verstoßen, wonach die Presse sich nicht zum Werkzeug von Verbrechern machen darf.
Der Presserat schreibt weiter:
In dem Video unter dem Titel „35 Minuten Vernichtungswahn“ ordnete ein Reporter die gezeigten Sequenzen zwar ausführlich ein. Jedoch übernahm die Redaktion die Dramaturgie des Täters, indem sie seine Vorgehensweise chronologisch vom Laden der Waffen bis hin zu den Sekunden vor und nach den Mordtaten zeigte. Bei beiden Szenen konnten die Zuschauer aus der Perspektive des Täters quasi live dabei sein. Diese Darstellung geht über das öffentliche Interesse hinaus und bedient überwiegend Sensationsinteressen.
Richtlinie 11.2 des Pressekodex besagt:
Bei der Berichterstattung über Gewalttaten, auch angedrohte, wägt die Presse das Informationsinteresse der Öffentlichkeit gegen die Interessen der Opfer und Betroffenen sorgsam ab. Sie berichtet über diese Vorgänge unabhängig und authentisch, lässt sich aber dabei nicht zum Werkzeug von Verbrechern machen. Sie unternimmt keine eigenmächtigen Vermittlungsversuche zwischen Verbrechern und Polizei.
Interviews mit Tätern während des Tatgeschehens darf es nicht geben.
Ich hatte hier schon mal kritisiert, dass Medien sich zu Mittätern von Attentätern machen, wenn sie ihre Tat in unangemessener Weise weiterverbreiten. In dem Zusammenhang will ich auch noch mal auf einen Artikel von Bastian Berbner von 2017 hinweisen, in dem er schreibt:
Terrorismus ist Kommunikation. Attentäter wollen eine Botschaft senden. Nicht so sehr an ihre unmittelbaren Opfer, die drei Nonnen oder Guy Coponet und seine Frau, nicht so sehr an die Menschen vom Breitscheidplatz und die Konzertbesucher im Bataclan. Ihre Botschaft gilt vielmehr: allen anderen.
Deswegen liegt es besonders an Journalisten, aber auch an allen Nutzern von sozialen Netzwerken, ob sie sich daran beteiligen wollen, eine Botschaft von Angst in die Welt zu tragen, die der eigentlichen Bedrohung nicht gerecht wird.