Dass Greta Thunberg und die Schüler, die seit Wochen und Monaten freitags nicht in die Schule gehen, von Politikern und Journalisten diffamiert werden, ist nichts Neues.
Statt über deren Anliegen, nämlich mehr Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe, zu diskutieren, sprechen sie lieber darüber, dass die Schüler ihrer Schulpflicht nicht nachkommen – also schwänzen. Das ist ganz praktisch, weil es vom eigentlichen Thema ablenkt – klassisches Derailing, wie es von Trollen im Netz praktiziert wird, aber auch Politikern und Journalisten nicht fremd ist.
Auch die Bild-Zeitung nutzt dieses Framing und schreibt jetzt zum Beispiel:
Greta Thunberg (16) wird das kommende Schuljahr ganz schwänzen – um sich dem Kampf gegen die Klima-Krise zu widmen!
In der Überschrift heißt es zwar noch relativ neutral:
Allerdings verrät die URL, dass der Artikel ursprünglich mit anderem Titel online gegangen ist oder gehen sollte:
https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/greta-thunberg-klimaaktivistin-wird-ein-jahr-lang-die-schule-schwaenzen-62336250.bild.html
Und auch die Vorschau im Tweet von Kevin Kühnert zeigt das:
Nein, @GretaThunberg wird nicht ein Jahr lang "schwänzen". Sie fällt nach neun Jahren Schule nicht mehr unter die schwedische Schulpflicht und kann selbst entscheiden, wie sie ihre Prioritäten setzt. Kommt damit klar. #FridaysForFuture https://t.co/u5Kfm4vnN8
— Kevin Kühnert (@KuehniKev) June 1, 2019
Allerdings weist Kühnert zurecht darauf hin, dass das so nicht stimmt. Denn Greta schwänzt nicht die Schule. Das würde nur gelten, wenn sie so gegen die Schulpflicht verstoßen würde – was sie aber nicht tut, wie die Bild selbst später im Artikel schreibt:
Um ihre Schulzeit mache sie sich keine Sorgen, sagte Thunberg. Sie werde einfach ein Jahr später aufs Gymnasium wechseln. Normalerweise stünde für die junge Schwedin im August der Wechsel auf eine weiterführende Schule an. In den ersten neun Jahren gilt Schulpflicht.
Interessanterweise schreibt die Bild im selben zuerst zitierten Satz aber auch von der Klimakrise – und nutzt damit ein stärkeres Framing als mit dem sonst üblicherweise oft genutzten Begriff Klimawandel. Ein Wandel kann in die eine oder andere Richtung gehen, also auch einen positiven Wandel bringen. Beim Klima geht es allerdings für uns Menschen in eine negative Richtung, deswegen sind Begriff wie Klimakatastrophe und Klimakrise aus Sicht derjenigen, die diesen bekämpfen wollen, passender.