Journalisten sollten nicht ständig wiederholen, was sie eigentlich anprangern wollen

Es hat etwas Widersprüchliches, wie sich manche öffentlich über Rassismus, Sexismus, Homophobie, Menschenfeindlichkeit allgemein aufregen, während sie sie gleichzeitig weiterverbreiten. Wenn die Empörung über die AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Alice Weidel, jetzt auch berechtigt ist und sie sich dagegen wehrt, so hat sie doch ihr Ziel erreicht. Denn das, was sie im Bundestag gesagt hat, wird in der Öffentlichkeit wieder und wieder erwähnt und damit immer weiter verbreitet.

Damit wiederholt sich, was mich schon bei der Berichterstattung über die rassistischen Äußerungen von AfD-Politiker André Poggenburg bei seiner Aschermittwochsrede gestört hat. Nicht nur bei der ersten Empörung und der Kritik daran wurden die ursprünglichen Äußerungen in einem Großteil der Fälle erneut zitiert. Sie erledigen damit genau das, das die AfD möchte:

Erstens werden die Äußerungen damit viel stärker verbreitet als die AfD das selbst auf ihren Kanälen könnte.

Zweitens weisen die AfD-Politiker auf angebliche Missverständnisse und falsche Auslegungen hin, wie jetzt auch wieder Alice Weidel, während sie selbst Falschinformationen über die Rüge verbreitet.

Drittens kann man sich gleich wieder über eine angebliche Einschränkung der Meinungsfreiheit beschweren.

Natürlich ist es wichtig, solche Äußerungen publik zu machen und sie zu zitieren, um sie zu skandalisieren. Aber müssen wir Journalisten das bei jeder weiteren Erwähnung des Falls tun? Reicht es nicht, wenn wir später paraphrasieren oder einordnen? Etwa so:

„Poggenburg hatte sich beim Politischen Aschermittwoch rassistisch geäußert.“

oder

„Weidel war für eine diskriminierende Äußerung von Bundestagspräsident Schäuble zur Ordnung gerufen worden.“

oder

„Bundestagspräsident Schäuble hatte Weidel wegen einer diskriminierenden Äußerung zur Ordnung gerufen.“

Andernfalls drängen wir jedem Nutzer die Äußerungen immer und immer wieder auf – über Tage hinweg – und bedienen das Narrativ der AfD.

Die taz hat das Problem übrigens zumindest für sich gelöst. Sie schreibt heute:

Was genau die AfD-Fraktionsvorsitzende an Hass und Vorurteilen von sich gegegen hat, entnehmen Sie bitte anderen Medien.

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