Vorgestern habe ich hier eine Umfrage zu den öffentlich-rechtlichen Sendern kritisiert, weil die Frage dazu einem Teil der Teilnehmer suggestiv gestellt worden war. Civey hat damals auf dem Twitter-Account reagiert, was ich grundsätzlich gut finde, auch wenn die Antworten nicht ganz zufriedenstellend waren.
Was ich bei Civey auch gerne lobe, ist die Tatsache, dass die Fragestellung immer transparent ist. Während viele Umfragen, wenn sie veröffentlicht werden, eher aus Interpretation bestehen, wird bei Civey auch dort, wo die Ergebnisse vorgestellt werden, fast immer deutlich, welches die Fragestellung war. Warum die so wichtig ist, habe ich ebenfalls hier erläutert. Das ist auch der Grund, warum der Pressekodex fordert, dass die Fragestellung genannt wird, wenn Ergebnisse präsentiert werden:
Bei der Veröffentlichung von Umfrageergebnissen teilt die Presse die Zahl der Befragten, den Zeitpunkt der Befragung, den Auftraggeber sowie die Fragestellung mit.
Bei einer Umfrage, die t-online.de gestern veröffentlichte, fehlte in der ersten Textfassung zu den Ergebnissen genau diese Fragestellung.
Diese hat Chefredakteur Florian Harms jedoch nach einer Nachfrage dankenswerterweise ergänzt. Jetzt heißt es dort:
In der Studie sollten die Befragten angeben, inwiefern sie den politischen gesellschaftlichen und politischen Institutionen „ganz allgemein vertrauen oder nicht vertrauen.“ Dabei konnten sie zwischen den Antwortmöglichkeiten „Sehr großes Vertrauen“, „Eher großes Vertrauen“, „Eher geringes Vertrauen“ und „Überhaupt kein Vertrauen“ wählen.
Womöglich hat das zu einem Sinneswandel in der Redaktion geführt. In einer weiteren Umfrage, die t-online heute veröffentlicht, heißt es jetzt sogar noch ausdrücklicher:
Die gestellte Frage lautete: Wie bewerten Sie, dass sich die deutschen Nationalspieler Özil und Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Erdogan getroffen haben?
Diese Umfrage wurde von Civey durchgeführt, die dabei auch wieder die Antwortmöglichkeiten angeben:
- völlig akzeptabel
- eher akzeptabel
- unentschieden
- eher inakzeptabel
- völlig inakzeptabel
Das ist auch eine vernünftige Skalierung, die nicht zulasten einer Seite ausschlägt. Auch das Ergebnis lässt sich differenziert anzeigen – alternativ zusammenfassend für „akzeptabel“ bzw. „nicht akzeptabel“ (die ersten beiden bzw. letzten beiden Antwortmöglichkeiten).
Unabhängig vom Thema und meiner üblichen Kritik an Umfragen im Allgemeinen kommt die Redaktion hier ihrer Verpflichtung laut Pressekodex nach und geht mit den Antwortmöglichkeiten sogar darüber hinaus. Das ist vorbildlich, weil es ermöglicht, ohne größeren Aufwand über die Plausbilität und die Aussagekraft der Umfrage zu diskutieren. So sollte es sein.