In den vergangenen Monaten hat der Deutschlandfunk, für den ich auch arbeite, zwei sehr gute neue Podcasts gestartet. Es sind die ersten beiden, die nicht eins zu eins lediglich die im Radio gelaufene Sendung sind.
Die Kollegen aus dem Hauptstadtstudio in Berlin tauschen sich seit einigen Monaten in unregelmäßigen Abständen über Entwicklungen in der Bundespolitik aus („Der Politik-Podcast“); seit drei Wochen blicken die Kollegen der sogenannten Zeitfunk-Redaktion in Köln, die vor allem für die aktuellen Sendungen „Informationen am Morgen/Mittag/Abend“ und für „Das war der Tag“ verantwortlich sind, auf eben jenen Tag zurück („Der Tag“).
Beide Formate bieten einen neuen Zugang zu tagesaktuellen Themen an. Und vor allem sind beide viel persönlicher als die Moderatoren und Korrespondenten im Radio sein könnten – ein Markenzeichen erfolgreicher Podcasts. In beiden werden Themen aus einer persönlichen Perspektive behandelt – und zwar ausschließlich im Gespräch. Zwischen Redakteuren, mit Korrespondenten, im Austausch zwischen beiden und mit Interviewpartnern. So scheint in den Gesprächen auch immer wieder eine persönliche Ebene durch – und die drückt sich nicht nur darin aus, dass sich die meisten Kollegen eigentlich untereinander duzen, auch wenn in der strengen Form im Radio das Sie verwendet wird.
Vor allem machen beide Formate redaktionelle Arbeit transparent. Denn auch wenn immer wieder gefordert wird, Journalisten sollten möglichst objektiv mit Themen umgehen, so gibt es doch in der ersten Begegnung mit ihnen immer einen persönlichen Aspekt. Den machen die Kollegen auch immer wieder deutlich – besonders in „Der Tag“.
„Was heißt das?“ und „Warum passiert das?“ sind die Leitlinien unseres neuen Podcasts „Der Tag“. Darin greifen wir die zwei bis drei wichtigsten Themen des Tages auf und schauen auf das, was hinter der Nachricht steckt. (…)
„Aber Moment, das machen Sie doch schon im Programm!“ Stimmt, auch da packen wir die Themen hintergründig an. Aber in „Der Tag“ wollen wir es uns erlauben stärker gemeinsam nachzudenken. Unterschiedlicher Ansicht zu sein, uns vielleicht sogar mal zu streiten. „Der Tag“ ist persönlicher als unser Radioprogramm.
Dort erzählen die vier sich abwechselnden Moderatoren Ann-Kathrin Büüsker, Sarah Zerback, Philipp May und Dirk-Oliver Heckmann immer wieder, warum sie jene zwei oder drei Themen ausgewählt haben, auch wenn es nicht zwangsläufig die zwei oder drei von den meisten anderen Journalisten als wichtigste Themen erachtet werden. Oft ist es eine Irritation, eine Verwunderung, ein Auftauchen von Fragen, dass man sich dafür entscheidet. Manchmal auch ein weiterführender Gedanke oder eine Parallele, etwa wenn anlässlich des Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien auf Abspaltungstendenzen in Bayern geschaut wird.
Und es wird auch mal gelacht, wenn aktuelle Ereignisse Anlass dazu bieten. Beide Formate sind hörenswert und meine Empfehlung zum Wochenende (auch wenn die jeweils neuesten Ausgaben einen bis mehrere Tage alt sind).