„Größte Kirmes am Rhein“ in Düsseldorf wird 4,25 Millionen Besucher angezogen haben werden – vielleicht

Wie zählt man die Besucher einer Großveranstaltung ohne Einlasskontrolle? Vermutlich steht da keiner am Eingang und führt eine Strichliste, sondern es wird eher geschätzt. Wie seriös solche Schätzungen sind, ist die eine Sache – dass es womöglich nicht anders geht, eine andere. Unseriös sind solche Zählungen damit nicht unbedingt – wenn man dazuschreibt, wie sie zustandegekommen sind.

Die Veranstalter der Düsseldorfer Kirmes am Rhein, die St. Sebastianus Schützen Düsseldorf 1316, tun das allerdings nicht. Sie schreiben in einer Pressemitteilung:

Die Erwartungen wurden übertroffen: Statt der erhofften vier Millionen Besucher zog die „Größte Kirmes am Rhein“ 4,25 Millionen Besucher an. Das gab Kirmes-Organisator Thomas König heute bei einer Pressekonferenz bekannt.

Kein Wort dazu, dass lediglich geschätzt wurde. Kein Hinweis darauf, dass die Kirmes zum Zeitpunkt der Bekanntgabe noch gar nicht vorbei war, sondern hochgerechnet wurde, denn die Schätzung wurde fast einen Tag vor Schließung abgegeben. Die Pressemitteilung erschien am Sonntag um 14.48 Uhr, dabei sollte die Kirmes noch bis 23 Uhr laufen. Die Mitteilung hätte also eher so formuliert sein müssen:

Die Erwartungen werden übertroffen worden sein: Statt der erhofften vier Millionen Besucher wird die „Größte Kirmes am Rhein“ 4,25 Millionen Besucher angezogen haben werden.

Die Kommunikationsagentur, die die Pressemitteilung verschickt hat, teilt mir auf Nachfrage mit:

Die Zahl 4,25 Millionen kommt durch simple Hochrechnung zustande und wird festgelegt durch einen Kreis, der Ordnungsamt, Rheinbahn, Kirmesleitung, Polizei und Feuerwehr umfasst. Und es gibt natürlich Erfahrungswerte was den letzten Tag der Kirmes angeht. Unterscheidet sich also das Wetter am letzten Tag nicht von dem der Vortage, ist die Hochrechnung sehr sauber vorzunehmen, zumal mittags um 13 Uhr auch ein Blick auf die Kirmes schon einen deutlichen Hinweis über die Besucherzahl vermittelt.

In der Mitteilung selbst gibt es aber keinen Hinweis darauf. Und auch die Deutsche Presse-Agentur, die den Dreh der Veranstalter in einer Agenturmeldung übernommen hat, weist zunächst nicht darauf hin, wie die Zahlen zustande gekommen sind.

Die Bundesregierung als Fernsehsender

Was darf die Bundesregierung im Netz?

Das Neo Magazin Royale hat sich im März mal angesehen, was die Bundesregierung so alles im Netz macht. Nämlich Rundfunk, wie Jan Böhmermann sagt.

Der Vorwurf: Die Bundesregierung macht ein eigenes Rundfunkangebot – also eine Art Staatsfunk. Während Böhmermann das Thema satirisch aufbereitete, führte es doch zu einer ernsthaften Diskussion bei der Media Convention Berlin Anfang Mai.

Dabei stellte der Medienrechtler Hubertus Gersdorf von der Universität Leipzig in einer Keynote zu Beginn vor, was der Bundesregierung im Rahmen ihrer Öffentlichkeit erlaubt ist und was nicht.

In der anschließenden Diskussion beklagte Nicola Balkenhol, Multimedia-Chefin des Deutschlandradios, dass die Bundesregierung machen dürfe, was den Sendern des Deutschlandradios verboten sei, nämlich zum Beispiel Facebook-Live-Videos. Ein Ansinnen, das Johannes Dimroth vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung anerkannte, zuständig seien aber die Bundesländer. Dimroth verteidigte die Öffentlichkeitsarbeit seines Amtes nicht nur als erlaubt, sondern als gesetzlich erforderlich.

Eine interessante Diskussion über Öffentlichkeitsarbeit und Journalismus.

 

Offenlegung: Ich arbeite als freier Mitarbeiter für das Deutschlandradio.