Ein Interview mit Edward Snowden

Es war ein aufregendes Wochenende, muss ich einräumen. Man bekommt nicht oft die Möglichkeit, mit dem ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter und Whistleblower Edward Snowden zu sprechen. Schon deswegen, weil er selbst überhaupt nur wenige Interviews gibt. An diesem Wochenende war das anders, denn heute erscheint seine Autobiographie mit dem Titel „Permanent Record. Meine Geschichte“ (hier die Buchbesprechung aus „Andruck“ im Deutschlandfunk).

2013 war Edward Snowden mit geheimen Dokumenten an die Öffentlichkeit gegangen, die eine massenhafte Überwachung durch US-amerikanische Geheimdienste enthüllte. Im Deutschlandfunk-Interview mit Stefan Koldehoff und mir kritisierte er, dass es für Quellen investigativer Recherche immer schwieriger werde. Sein Leben im Exil zeige, welche Konsequenzen die Entscheidung mit sich bringe.

Das Interview haben wir auf Englisch geführt, gleichzeitig hat ein Synchron-Dolmetscher das Gespräch übersetzt. Die englische Fassung findet sich hier.

Das Gespräch ging gleich mit einem Hinweis Snowdens los. Er hatte bemerkt, dass eine dritte Partei in unserem Chatraum war.

Nachdem das geklärt war, ging unser Gespräch weiter. Wäre andererseits auch nicht ganz so schlimm gewesen, schließlich war unser Interview nicht geheim, sondern ist ja schließlich sowieso im Radio gesendet und online gestellt worden.

Wer das Interview nicht in voller Länge sehen oder hören kann, kann sich auch ein paar Ausschnitte anhören. In den „Informationen am Morgen“ im Deutschlandfunk hat Stefan Koldehoff über die Umstände des Interviews gesprochen (Audio-Link) und eine Auswahl vorgespielt.

Am Nachmittag habe ich dann bei @mediasres über das Interview gesprochen und wir haben weitere Ausschnitte gespielt, in denen Snowden über seine Wandlung zum Whistleblower und seine Sorgen über die Zukunft des Journalismus spricht.

Am Abend hat Stefan noch die Diskussion um politisches Asyl für Snowden in Deutschland kommentiert. Er findet, dass die CDU seltsame Argumente gegen seine Forderung vor. Und Kanzlerin Angela Merkel schweige zu Snowdens erneutem Vorstoß. Dabei hätte sie, kurz vor Ende ihrer Amtszeit, wenig zu verlieren, kommentiert Stefan.

Bemerkenswert finde ich dem Zusammenhang ein Interview, das Christiane Kaess im Deutschlandfunk mit dem EU-Abgeordneten Daniel Caspary von der CDU geführt hat. Caspary ist dagegen, dass Snowden politisches Asyl in Deutschland bekommt. Erst pochte er darauf, dass Snowden in den USA ein faires Verfahren bekommen werde, was dieser bestreitet, auf Nachfrage will sich Caspary dann aber lieber doch nicht festlegen, weil er die Details nicht kenne.

Wie man an ein Interview mit Snowden kommt

Das hat Kollege Sören Brinkmann hier aufgeschrieben. Wir haben aber auch in den Sendungen darüber gesprochen, zum Beispiel bei @mediasres (s.o.) und ziemlich früh, nachdem wir das Interview geführt haben, bei Deutschlandfunk Nova. Außerdem hat mich Ann-Kathrin Büüsker im DLF-Podcast „Der Tag“ zum Interview befragt. Und Stefan hat bei Deutschlandfunk Kultur darüber geredet, auch über Snowdens Buch „Permant Record“.

2 Gedanken zu „Ein Interview mit Edward Snowden“

  1. Zu dem Fall Snowden:
    Der Deutschlandfunk positioniert sich regelmäßig als Anwalt der Migranten. Das belege ich hier nicht weiter, ich glaube nicht, dass das ernsthaft bestritten werden kann. Nun kommt Snowden, macht Interviews mit der deutschen Presse und bittet um Asyl in Deutschland. Von dem Antrag hört man aber nun irgendwie sehr wenig. Ich weiß, es gab ein Interview im ZDF, offenbar auch eines beim DLF, und heute, 2-3Tage nach dem Antrag, wird der Fall einfach nicht mehr erwähnt. Ohne, dass das noch weiter thematisiert wird. Ok, es gab vorgestern (?) noch ein Interview mit Caspary (CDU), der das Thema offensichtlich begraben möchte.

    Wieso befragt der Dlf nicht weitere Gesprächspartner? Etwa der Linken? Oder der Afd? Es ist offenkundig: auch der Dlf möchte keinen Staub aufwirbeln. Man könnte sagen, dass das genügend gewesen sei. Aber somit wird das ständige Flüchtlings-Getue als Lüge entlarvt. Snowden ist einer, bei dem der Asylparagraf ausnahmsweise zutrifft, ein Volltreffer sozusagen. Und wird dennoch totgeschwiegen. Und sagen Sie nicht, der Dlf habe keine Befugnisse. Jedes Thema, sei es Klima-„Rettung“ oder Diversity wird gefühlt minütlich wiederholt.

    Entscheiden Sie sich: entweder „für Mitmenschlichkeit“ (also: für Migration, Asyl), dann aber auch im Fall Snowden, bei dem offensichtlich alle rechtlichen Voraussetzungen zutreffen.

    Vor dem Hintergrund, dass Snowden seine Kenntnisse UNS hat zugutekommen lassen, und er als Dank eine frostige Abfuhr bekommen hat, packt mich der Ekel.

    Mein persönliches Fazit lautet, dass der Dlf, genauso wie Zdf und Ard einfach nur linientreu ist. Völlig ohne Rückgrat. Sozusagen das verlängerte Pressesprecher-Organ.

    Eine Frage habe ich noch: wieviel journalistische Freiheit haben Sie als Journalist? Angenommen, Sie träten ab heute der Afd bei, und machten dies beim Dlf öffentlich: würden Sie im Dlf gefeuert? Auf das Abstellgleis gestellt? Gibt es derartige Fälle?

    1. Was meinen Sie denn, was jetzt passieren sollte? Nicht mal Snowden kann das per Interview machen, dazu muss er andere Wege nutzen, dafür hat er auch Anwälte. Was würde es bringen, weitere Gesprächspartner zu befragen? Ganz offen gefragt. Möglicherweise überschätzen Sie unsere Möglichkeiten. Ich kann ohnehin nicht für den Dlf sprechen – den gibt es so auch gar nicht. Es gibt einzelne voneinander unabhängige Redaktionen. Wir bei mediasres haben das Thema heute weitergedreht, wie Sie hier hören können: https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2019/09/18/us_regierung_klagt_gegen_edward_snowden_justitiar_dlf_20190918_1536_3acf71bc.mp3

      Können Sie noch mal genauer erläutern, inwiefern Sie in der Angelegenheit eine Lüge sehen? Und das mit dem Totschweigen verstehe ich nicht, wir berichten doch total ausführlich, allein das Interview dauert über eine Stunde.

      Welche Entscheidung verlangen Sie denn, wenn nicht für Mitmenschlichkeit? Das lassen Sie offen. Unsere Berichterstattung zeigt doch, dass wir seinen Wunsch nach Asyl relevant finden. Und der Kollege Stefan Koldehoff hat hier kommentiert, wie er den Umgang der Bundesregierung mit Snowden findet – dem schließe ich mich an: https://www.deutschlandfunk.de/die-cdu-und-der-fall-snowden-kein-ruhmesblatt-fuer-den.720.de.html?dram:article_id=458925

      Worin sehen Sie die Linientreue, wenn er sich im Kommentar gegen die Bundesregierung wendet? Was bedeutet für Sie denn Linientreue, wenn nicht die der Regierung gegenüber?

      Tut mir leid, dass ich so viele Fragen stelle, aber Ihr Kommentar lässt so vieles offen. Ich würde mich über eine Antwort freuen.

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