Spotify: Plattenladen oder Inhalteanbieter?

Wer glaubte, Spotify sei eine bloße Abspielstation von Musik und Podcasts, mag sich in der von Neil Young und Jonie Mitchell angestoßenen Debatte verwundert die Augen reiben. Fakt ist: Das Unternehmen trägt Verantwortung für Podcasts, die es in Auftrag gibt. Die Debatte, die bei anderen Plattformen schon länger geführt wird, ist jetzt auch bei Spotify angekommen, habe ich für die Medienkolumne in der WDR5-Sendung Politikum kommentiert.

Medien & Impfskeptiker: Keine Angst vor Redundanz

Die neue ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger ist selbstkritisch mit dem journalistischen Umgang mit Impfskeptikern ins Gericht gegangen. Ihr Fazit: Journalistinnen und Journalisten müssen mehr erklären. Dafür sollten sie vor allen Dingen ihre Sorge ablegen, das Publikum mit Redundanz zu langweilen, habe ich für das WDR5-Meinungsmagazin „Politikum“ kommentiert.

Kritik an WDR und Nemi El-Hassan: „Sie muss sich glaubwürdig distanzieren“

Nach Islamismus-Vorwürfen wird Nemi El-Hassan vorerst nicht die Sendung Quarks moderieren. Er finde diese Entscheidung des WDR richtig, sagte mir „Zeit“-Redakteur Jochen Bittner im Dlf. Doch er warne davor, den Stab über sie zu brechen, wie das einige Medien täten. Es gebe aktuell die Gefahr, vorschnell zu verurteilen.

Versagen von Meldesystemen und Medien?

Das Zusammenspiel von behördlichen Warnmeldungen und Medien hat bei der Unwetterkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz nicht funktioniert. Den Stand der Erkenntnisse und der Verbesserungen habe ich vergangene Woche für das WDR5-Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“ zusammengetragen.

Warnmeldungen vor der Flut: Kommunikation zwischen Behörden und Sendern lückenhaft

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich verpflichtet, Katastrophenwarnungen der Behörden weiterzugeben. Eine Dlf-Auswertung zeigt: Das hat nicht überall geklappt – auch, weil Meldungen gar nicht in den Funkhäusern angekommen sind. Für @mediasres im Deutschlandfunk habe ich die entsprechenden Warnmeldungen ausgewertet.

Die Kunst des guten Interviews (1): Als Brandt Nowottny auflaufen ließ

Wie das immer so ist bei längeren Sendungen: Man findet immer mehr brillantes Material als man am Ende unterbringen kann. Ich will daher in einer kleinen Serie noch auf ein paar sehens- und hörenswerte Interviews hinweisen, die ich entweder nur ausschnittsweise oder gar nicht in meinem Feature unterbringen konnte.

Fangen wir an mit dem legendären Interview, das WDR-Journalist Friedrich Nowottny 1972 mit dem damaligen Bundeskanzler Willy Brandt geführt hat. Es entstand kurz nach deutsch-französischen Konsultationen mit dem französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou.

Nowottny stellte – jedenfalls in dem bekannten Ausschnitt – ausschließlich Fragen, die sich leicht mit Ja/Nein/Doch beantworten lassen. Das tat Brandt auch. Nowottny fasste aber an diesen Stellen überhaupt nicht nach.

Das Gespräch gilt deswegen als schlechtes, aber dafür sehr anschauliches Beispiel dafür, wie man Interviews nicht oder jedenfalls nicht ausschließlich führen sollte: möglichst offene Fragen stellen und geschlossene nur, wenn man eine zugespitzte Antwort haben will und bereit ist, nachzufassen.

In einer WDR-Sendung erläuterte Nowottny Jahrzehnte später die Hintergründe zum Gespräch:

Nowottny erzählt darin, er habe das Interview für die Tagesschau unter schwierigen Umständen gemacht:

„Eine Minute und 30 Sekunden. Drei Fragen. Und da isser hingegangen, und Willy Brandt hatte das Gefühl, an einem bedeutenden staatspolitischen Ereignis teilgenommen zu haben, das war nämlich das Treffen mit Pompidou, die erste deutsch-französische Konsultation. Und sagte ihm das ((gemeint sind die 1:30 Min.)), und schon war er natürlich beleidigt.“

Die Friedrich-Ebert-Stiftung wies nach meinem Feature darauf hin, dass Nowottny durchaus mehr Fragen gestellt habe.

Dort hat Brandt teils auch länger geantwortet – aber das lag nicht an Nowottnys Fragen, sondern an Brandts Lust, zu antworten. Denn auch vorher und nachher hat Nowottny noch zwei weitere geschlossene Fragen gestellt, wie sich dem Protokoll entnehmen lässt:

„Ist es das tatsächlich?“

„Ist das richtig?“

Dann kommt noch eine Feststellung statt einer Frage – und erst am Ende stellt Nowottny eine offene Frage:

„…was hat Sie nicht befriedigt bei diesen Konsultationen?“

Der Kontext ist also verkürzt, aber der Eindruck, der durch die 30 Sekunden entsteht, nicht falsch.

Virtuelle Buchmesse statt Literaturmarathon

Der WDR5-Literaturmarathon in diesem Jahr fällt leider aus, damit sich das Corona-Virus nicht weiter verbreitet. Seit gestern Abend um 22 Uhr und noch bis heute um 22 Uhr hätten Schauspieler und Prominente aus 100 Büchern zum Thema Farbe gelesen.

Stattdessen sendet WDR5 ein Ersatzprogramm und übertragt darin zwischen 10 und 13 Uhr die „Virtuelle Buchmesse“ vom MDR. In Leipzig fällt ja auch die Buchmesse aus und wird nun sehr abgespeckt im Radio und im Netz durchgeführt, wenn man so will.

100 Bücher – 100 Farben

Rot ist die Farbe der Liebe. Aber auch die der Aggression. Grün steht für Hoffnung oder Natur, Gelb für Sonnenlicht und Neid. Und in Teilen sind schon alleine die Namen der Farben pure Poesie: Samtblau. Bordeauxrot. Honigfarben. Mauve.

Quer durch die Literaturgeschichte haben Autor*innen Bücher geschrieben, in denen eine oder mehrere Farben eine zentrale Rolle spielen. Vorgeschlagen von Literaturfans aus dem ganzen Land lesen starke Stimmen beim WDR5-Literaturmarathon Passagen aus 100 Büchern, die den Hörer*innen besonders wichtig sind. Darunter Christine Westermann, Ralph Caspers, Peter Saurbier, Katty Salié, Peter Nottmeier, Mieze Katz, Jonas Minthe, Hansi Jochmann, Wolfgang Niedecken und Mitglieder des WDR-Stimmwerks.

So war es jedenfalls ursprünglich geplant. Am Donnerstag aber hat der WDR den Literaturmarathon zumindest in der traditionellen Form abgesagt. Grund ist das Corona-Virus. In der Pressemitteilung heißt es:

Ausschlaggebend ist die extreme Dauer von 24 Stunden, der ständige Wechsel der Besucher, die nicht namentlich registriert werden, und die hohe Zahl der Mitwirkenden. Zudem gibt es üblicherweise bei der traditionellen Veranstaltung die Möglichkeit im Funkhaus auf dem Boden in räumlicher Enge zu übernachten – auch das war ein Grund.

Jetzt ist offen, was stattdessen passiert. Immerhin wollte WDR5 mit dem Literaturmarathon außerhalb der aktuellen Sendungen fast sein ganzes Programm füllen.

Ich durfte für dieses Jahr jedenfalls wieder vorgeschlagene Bücher lesen und Passagen auswählen. In Klammern steht, wann daraus eigentlich gelesen werden sollte.

  • Leo Perutz: Der Meister des Jüngsten Tages (zwischen 2 und 4 Uhr)
  • Erich Kästner: Die Doppelgänger (zwischen 2 und 4 Uhr)
  • Albert Camus: Die Pest (zwischen 4 und 6 Uhr)
  • Lisa Tetzner: Die schwarzen Brüder (zwischen 4 und 6 Uhr)
  • Walter Moers: Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr (zwischen 8 und 10 Uhr)

Hier findet man das ganze Programm.

Jetzt warten wir mal ab, was passiert.

NRW-Gesundheitsminister kritisiert Krankenhäuser

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat die Krankenhäuser im Land kritisiert, nicht genug für die Arbeitssicherheit zu tun. Laumann hatten Hilferufe von Ärzten erreicht, die sich darüber beklagten, es gebe nicht genug Schutzausrüstung zur Behandlung von Menschen, die sich mit dem Corona-Virus identifiziert haben oder das vermuten. Ihnen geht es zum Beispiel um Atemschutzmasken und Schutzanzüge.

Darüber und wie die Lage in Nordrhein-Westfalen im Moment ist, habe ich in „WDR aktuell – Der Tag um zwölf“ (Audio) mit Edda Dammmüller berichtet – bei WDR3, WDR4 und WDR5.