Wie deutsche Medien aus Russland berichten (können)

Nicht nur ARD, ZDF und das Deutschlandradio haben oder hatten ihre Berichterstattung aus dem Studio Moskau zeitweise eingestellt. Auch andere Medien haben ihre Korrespondenten teils abgezogen, teils nicht mehr arbeiten lassen. Im WDR5-Medienmagazin „Töne, Texte, Bilder“ habe ich einen Überblick gegeben.

Wie Rezo reagiert: Die Kritik der Kritik der Kritik

Vor drei Wochen hat Rezo ein Video veröffentlicht, in dem er verschiedene Vorgehensweisen der Presse (ja, vor allem von Zeitungen) kritisiert hat („Die Zerstörung der Presse“).

Ich habe über das neue Video im Deutschlandfunk gesprochen. Damit hat Rezo viel Resonanz ausgelöst (wenngleich nicht so viel wie mit seiner „Zerstörung der CDU“ im Jahr 2019). Seien allgemeinen Kritikpunkte sind dabei kaum angegriffen worden, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Aber seine Analyse, wie einzelne Zeitungen über ihn selbst berichtet haben und was er daran alles falsch findet, sind dabei von eben jenen Redaktionen scharf kritisiert worden.  Unter anderem die FAZ hat sich die Kritik angesehen und ihrerseits eine Kritik der Kritik vorgelegt, unter anderem auch in einem Video.

Aus all dem hat Rezo jetzt wiederum ein Antwortvideo gemacht, das er „Die dümmsten und lustigsten Reaktionen“ nennt, das aber auch seriöse Rückmeldungen enthält.

FAZ stellt Rundfunkbeitrag wieder irreführend dar

Dass FAZ-Medienredakteur Michael Hanfeld ein Gegner der Öffentlich-Rechtlichen ist, ist kein Geheimnis. Immer wieder kommentiert er entsprechend, was sein gutes Recht ist. Schlimmer aber finde ich, dass er auch gerne in Berichten tendenziös schreibt und Dinge irreführend darstellt.

Das hat er in einem Kommentar jetzt wieder getan. Das Problem ist nicht seine Meinung, sondern die schiefe Darstellung, die er darin macht. Er schreibt über das Verfahren, mit dem ARD, ZDF und das Deutschlandradio ihren Bedarf für die nächste Beitragsperiode anmelden:

Das Verfahren ist aufwendig: Die Sender melden ihren „Finanzbedarf“ an – in der Regel viel zu viel, aktuell sind es drei Milliarden Euro mehr bei zurzeit rund acht Milliarden Euro Beitragseinnahmen jährlich.

Er vergleich hier allerdings Äpfel mit Birnen. Denn die drei Milliarden Euro beziehen sich auf die gesamte Beitragsperiode von vier Jahren – es sind also 750 Millionen Euro pro Beitragsjahr. Die acht Milliarden Euro beziehen sich aber auf nur ein Beitragsjahr. Innerhalb von vier Jahren sind es also 32 Milliarden Euro.

Mit diesem irreführenden Vergleich werden die Summen in ein falsches Verhältnis gesetzt, unterstützen damit aber Hanfelds Kommentar, dass das „viel zu viel“ sei.

Das kann kein Zufall sein. Denn schon im Januar 2018 hat Hanfeld genau diesen schiefen Vergleich angestellt.

Auch wenn die FAZ inzwischen offenbar auf ihre Diffamierung der öffentlich-rechtlichen Sender als „Staatsfunk“ verzichtet, so schafft sie es doch nicht, den Fakten durchgehend gerecht zu werden.

 

Offenlegung: Ich arbeite für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Sinnlose Umfragen zum CDU-Vorsitz – die Fortsetzung

Es war ja zu erwarten. Für den Deutschlandfunk habe ich noch vor zwei Wochen über den Umfrage-Hype für Friedrich Merz, der CDU-Vorsitzender werden will, geschrieben:

Die Werte halten ohnehin nicht lang. Sie sind höchstens ein Blitzlicht, die die Thesen des Tages stützen, und werden sich verändern. Denn die Kandidaten werden sich öffentlich zu ihren Plänen äußern. Je mehr die Bürger über sie erfahren, desto stärker kann sich ihre Wahrnehmung ändern. Von Friedrich Merz haben die meisten seit über einem Jahrzehnt nichts mehr gehört. Dass sich im Moment also Mehrheiten für ihn aussprechen, kann auch bloß daran liegen, dass er ihnen nicht negativ aufgefallen ist.

Und schon ist es soweit: In einer neuen Umfrage liegt nicht mehr Merz vorne, sondern Annegret Kramp-Karrenbauer. Die FAZ schreibt dazu den absurden Satz:

32 Prozent der Befragten würden die CDU-Generalsekretärin zur Nachfolgerin von Angela Merkel wählen, berichtete die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf eine Umfrage des Emnid-Instituts.

Ja, und 98 Prozent „der Deutschen“ würden Micky Maus zum US-Präsidenten wählen. Dummerweise tritt weder Micky an noch dürfen die Deutschen den US-Präsidenten wählen. Aber man kann ja einfach mal fragen, auch wenn die Befragten überhaupt nicht wahlberechtigt sind – das sind nämlich nur die 1.001 CDU-Delegierten beim Parteitag.

Deswegen sagt es überhaupt nichts über die Chancen der Kandidaten aus, wie eine Gruppe von Befragten sie sieht, die überhaupt nicht wahlberechtigt ist. Und dass solche Umfragen uns als Bürger keinerlei Gefühl dafür geben können, wer Favorit bei den CDU-Mitgliedern ist, geschweige denn bei den CDU-Delegierten.

Nur ein Gedankenspiel: Wen würden denn, sagen wir mal, die Wähler der Linkspartei gerne als CDU-Chef sehen? Doch nicht unbedingt jemanden, den sie für fähig halten, ein guter CDU-Chef und möglicherweise auch Kanzler zu werden? Sondern doch eher jemanden, der ihnen als Linkspartei möglichst viele Wähler zutreibt.

Wieso sollte also so jemand einen Kandidaten nennen, den er gut findet – nennt er nicht vielmehr jemanden, den er für seine Partei für möglichst ungefährlich hält? Das zeigt, wie wichtig es ist, dass man die Gruppe der Befragten sinnvoll wählt. Ich frage ja auch nicht eine Gruppe von 1.000 Nichtrauchern nach ihren Lieblingszigaretten.

Es wird nicht die letzte Umfrage zum Thema CDU-Vorsitz gewesen sein. Und am Ende heulen dann wieder Journalisten, dass sie den Ausgang der Wahl nicht haben kommen sehen – so wie schon bei der von Ralph Brinkhaus zum CDU-Fraktionsvorsitzenden. Warum gab es dazu eigentlich keine Umfragen?

FAZ versteckt eigene „Staatsfunk“-Wortwahl hinter der AfD

Die Comedyredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung hat wieder zugeschlagen.

bildschirmfoto-2018-03-03-um-18-36-29Im Artikel über eine Umfrage zu ARD und ZDF tut sie so, als würden nur Spitzenpolitik der AfD von „Staatsfunk“ sprechen, dabei machen das Autoren der FAZ in ihren Artikeln selbst so (zum Beispiel hier). Der ungenannte Autor dieses Artikels hätte hinzufügen sollen, dass es nicht nur die Spitzenpolitiker sind, sondern auch die FAZ, die diesen Begriff benutzt.

Es fällt wirklich schwer, die FAZ in ihrer Berichterstattung zu Medienthemen noch ernstzunehmen.

Neues aus der FAZ

Bei der FAZ haben offenbar immer noch nicht alle Redakteure verstanden, was Staatsfernsehen und öffentlich-rechtliches Fernsehen unterscheidet.

Aufschlussreich ist auch die Diskussion im Threat darunter (aufzurufen per Klick auf den Tweet).

 

Anmerkung: In Vorbereitung auf die Datenschutzgrundverordnung habe ich Widgets, die sich ursprünglich im Text befanden, entfernt und sie teilweise durch Links ersetzt.

Wie die FAZ Äpfel mit Birnen vergleicht

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat tatsächlich ein bisschen auf die Kritik reagiert, ideologische Kampfbegriffe wie „Staatsfunk“ und „Zwangsgebühr“ im Zusammenhang mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht mehr zu benutzen. Ich jedenfalls lese sie in letzter Zeit kaum noch. Ich weiß nicht, ob ein Lob für eine solche Selbstverständlichkeit schon angemessen ist.

Allerdings sind die Artikel durchaus weiter tendenziös, wie sich nicht nur gestern mal wieder gezeigt hat. Auch schon am Mittwoch erweckte Medienredakteur Michael Hanfeld nämlich den Eindruck, der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm fordere unverschämt viel Geld für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Eine berechtigte Kritik, allerdings nicht mit falschen Zahlen. Hanfeld schrieb unter Bezugnahme auf eine Verschlankung der Struktur von ARD und ZDF:

Das dürfte auch nötig sein, wollen die Ministerpräsidenten erreichen, dass es nicht 2021 zu einer massiven Beitragserhöhung kommt. Käme diese nicht, sagte der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm unlängst, würden dem Sendeverbund „kurzfristig drei Milliarden Euro“ fehlen, die man im Programm einsparen müsse. Diese Rechnung ist angesichts von Beitragseinnahmen von rund acht Milliarden Euro pro Jahr und Gesamteinnahmen von etwa neun Milliarden Euro pro anno erstaunlich (der Privatsenderverband VPRT hat für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk für das Jahr 2016 sogar Gesamteinnahmen von 9,7 Milliarden Euro errechnet).

Die drei Milliarden, von denen Wilhelm sprach, beziehen sich auf eine vierjährige Gebührenperiode, Hanfeld stellt dem allerdings die Einnahmen aus einem Jahr gegenüber. Drei Milliarden im Vergleich zu acht bzw. neun Milliarden wirken natürlich viel mächtiger als 750 Millionen Euro pro Jahr gegenüber den acht bzw. neun Milliarden. Das ist mindestens tendenziös. Was angesichts anderer Beiträge zum Thema nicht verwundert.

 

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